Cover-Bild Freundschaft und Vergeltung
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 27.06.2024
  • ISBN: 9783827014160
Helmut Krausser

Freundschaft und Vergeltung

Roman

Als über den Jahreswechsel 1965 vier Menschen an einem altehrwürdigen englischen College spurlos verschwinden, stehen nicht nur die anwesenden Lehrer und Schüler vor einem Rätsel – auch die polizeilichen Ermittlungen laufen ins Leere. Allein Anthony Brewer, ehemals Zögling des Knabeninternats und mittlerweile pensionierter Rechtsanwalt, lässt das damals Geschehene nicht los. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Cold Case aufzuwärmen und das Raven-Hall-Mystery mit den Mitteln der Gegenwart zu lösen. Ein meisterhaft komponierter Roman mit originellen Twists und nachbebender Spannung.


»Krausser gehört eingeladen, besprochen und mit Preisen bedacht, vor allem aber gehört er gelesen. Denn so viele Genies, dass man es sich leisten könnte, einen Helmut Krausser weiter zu ignorieren, gibt es in Deutschland nun wirklich nicht.« Daniel Kehlmann/DIE ZEIT

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2024

tolles Leseerlebnis

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Mein erstes Buch von Helmut Krausser und sicher nicht mein letztes.

"Freundschaft und Vergeltung" ist ein Titel, der so passend ist, dass er zwei der Hauptthemen des Buches, hervorhebt ohne etwas zu verraten, ...

Mein erstes Buch von Helmut Krausser und sicher nicht mein letztes.

"Freundschaft und Vergeltung" ist ein Titel, der so passend ist, dass er zwei der Hauptthemen des Buches, hervorhebt ohne etwas zu verraten, von den tiefen Abgründen in die wir als Leser blicken werden. Scheinbar eher unspektakulär kommt der erste Rückblick des Erzählers daher. Auch wenn er Andeutungen von einem bedrohlicheren Rätsel macht, so ist es erst mal eine Geschichte über ein paar frühreife Pennäler, die von den Eltern in ein Internat gesteckt werden. Wer solche Internatsgeschichten schon mal gelesen hat, der weiß um die eigene Dynamik in solchen Einrichtungen. Von Harry Potter bis Das Wunschspiel waren meine Gefühle, als ich anfing zu lesen. Fehlerbehaftete Lehrerkräfte, die zwischen dem Wunsch, die Schüler zu beflügeln als auch einfach das Schuljahr abzuarbeiten, schwanken. Flegelhafte Schüler, die voreinander angeben, sich zanken, durch schmutzige Phantasien und albernes Jungengehabe schon mal durcheinander kommen in ihren Gefühlen. Ein brodelnder Kessel voller junger Männer und mehr oder weniger abgeklärter Erwachsener. Aber dann verschwinden vier Menschen und in der Vergangenheit blieb ungeklärt, was wirklich geschehen ist. Und der Erzähler versucht viele Jahre später hinter das Geheimnis zu kommen.

Ein wunderbar ausgefeilter Erzählstil zieht die Leserschaft schnell in seinen Bann. Die Charaktere werden so klar und nah herangerückt, dass man sie bald zu kennen glaubt. Und die Fragen, die nach und nach aufkommen, werden Stück für Stück beantwortet, wobei es einige Überraschungen gibt.

Tolles Leseerlebnis. Für mich eine Überraschung.

Veröffentlicht am 02.07.2024

Viel Testosteron und ein Cold Case

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„Freundschaft und Vergeltung“ ist mein erstes Buch von Helmut Krausser, auf das ich nach Daniel Kehlmanns Lobeshymnen über den Autor sehr gespannt war.

Anthony Brewer, ein pensionierter englischer Rechtsanwalt, ...

„Freundschaft und Vergeltung“ ist mein erstes Buch von Helmut Krausser, auf das ich nach Daniel Kehlmanns Lobeshymnen über den Autor sehr gespannt war.

Anthony Brewer, ein pensionierter englischer Rechtsanwalt, war 1965 ein 17-jähriger Schüler des englischen Internats Raven Hall. In der Weihnachtszeit verschwanden damals auf mysteriöse Weise vier Menschen. Die Polizei tappte im Dunkeln, die Vermissten tauchten nie wieder auf, und Anthony lässt dies über die Jahre nicht zur Ruhe kommen. Bereits 1985 stellt er erste Nachforschungen an, und nach seiner Pensionierung nimmt er 2016 die Suche wieder auf.

Auch wenn der Plot nach einem Krimi klingt, würde ich das Buch nicht als solchen ansehen, und echte Krimifans werden vermutlich eher enttäuscht sein. Auch wenn zunächst vordergründig die Lösung des Falles im Fokus steht, wird im Laufe des Romans immer mehr deutlich, dass es eigentlich um ganz andere Themen geht – das testosterongeladene Klima an Knabeninternaten, die Kraft der Illusionen, die eigene Lebensbilanz und das Altern geht.

Ich tat mich zunächst schwer, emotionalen Zugang zu der Geschichte zu finden - als zu selbstgefällig und unsympathisch empfand ich die Charaktere, und zu abstoßend das von zu viel Testosteron geprägte Vokabular und die Atmosphäre am Knabeninternat. Insbesondere die zentrale Figur Christan Bradshaw nervt durch ihre sexistische, spätpubertäre und selbstgefällig-großspurige Art massiv. Die Einstellung sowohl der Schüler als der männlichen Lehrkräfte zu sexueller Nötigung gegenüber Frauen ist erschreckend. Das mag 1965, lange vor #MeToo, noch Realität gewesen sein, ist aber dennoch beim Lesen schwer erträglich. Generell würde ich dieses Buch klar als einen „Männerroman“ bezeichnen.

Krausser Schreibstil ist flüssig zu lesen, das Buch ist spannend und wendungsreich geschrieben, strukturell geschickt aufgebaut mit einer Mischung aus Rückblenden, Augenzeugenberichten, Polizeiprotokollen und Anthonys Leben in der Gegenwart. Insbesondere das Spiel mit den Erwartungen und Illusionen hat mir sehr gut gefallen.

Ich lege dieses Buch mit gemischten Gefühlen zur Seite. Zu viele Fragen bleiben für mich unbeantwortet, um zufrieden mit dem Buch abschließen zu können, und eine echte Nähe zu den Figuren konnte ich nicht entwickeln. Der Ich-Erzähler Anthony war für mich nicht griffig genug, um die Auswirkungen der damaligen Ereignisse auf sein späteres Leben konkret nachvollziehbar zu machen, hier bleibt mir das Buch zu vage. Insgesamt hatte ich mir angesichts der Vorschusslorbeeren deutlich mehr erwartet und das Buch wird mir nicht nachhaltig im Gedächtnis bleiben.

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