Vergnüglicher Reigen
Manche Romane plätschern einfach nur munter vor sich hin und sind trotzdem grandiose Kompositionen – oder gerade deswegen? Helmut Krausser kann ich jedem empfehlen, der auf der Suche nach etwas wohlformulierter ...
Manche Romane plätschern einfach nur munter vor sich hin und sind trotzdem grandiose Kompositionen – oder gerade deswegen? Helmut Krausser kann ich jedem empfehlen, der auf der Suche nach etwas wohlformulierter und vergnüglicher Ablenkung ist. Der Mann kann schreiben und greift mit großer Leichtigkeit alle Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins auf.
In „Trennungen. Verbrennungen“ entwirft Krausser einen locker-flockigen Reigen aus verschiedenen Personen, die in unterschiedlichsten Beziehungen zueinanderstehen. Im Zentrum des Ganzen steht ein wohlhabendes, in Wannsee lebendes Ehepaar: Archäologieprofessor Fred Reitlinger und seine Frau Nora, die in regelmäßigen Abständen Soireen organisieren, zu denen auch zwei besonders hoffnungsvolle Studenten eingeladen werden, Gerd und Leopold. Ersterer ist mit der kapriziösen Sonja liiert, deren Eltern für die ihrer Tochter zugedachte Zukunft finanzielle Anreize setzen. Zweiterer läuft an einem unglückseligen Tag der Tochter der Reitlingers über den Weg, die gegen alles und jeden rebelliert. Ihr Bruder Ansgar, ihre Freundin Caro, deren Affäre Petar – sie alle sind in ein komplexes Beziehungsgeflecht verwickelt und es kommt zu „Trennungen. Verbrennungen“, aber auch, um einen anderen Romantitel Kraussers zu zitieren, zu „Einsamkeit und Sex und Mitleid“. All dem lesend beizuwohnen, macht einfach Spaß. Kraussers plaudernder Erzählton, der das Leben und seine Abgründe beschreibt, ohne es sonderlich ernst zu nehmen, macht dieses Leseerlebnis sehr vergnüglich. „Trennungen. Verbrennungen“ lässt sich in einem Rutsch durchlesen und kennt weder Längen noch unnötige Aufregungen. Krausser scheut vor keiner möglichen Verwicklung zurück, wodurch es den ein oder anderen Überraschungsmoment gibt. Dabei behält er durchgehend seinen spöttisch-wohlwollenden Blick auf alles Menschliche. Ein Roman wie eine Oase der amüsanten Gelassenheit.