„Seine Anwesenheit bewirkte, daß wir uns bemerkenswert fühlten. Das war sein Geheimnis"
„Seine Anwesenheit bewirkte, daß wir uns bemerkenswert fühlten.
Das war sein Geheimnis.“ S. 13
„Einst habe auch ich, José Antonio Maria Vaz, nachts grübelnd wach gelegen.
Aber jetzt nicht mehr. Nicht ...
„Seine Anwesenheit bewirkte, daß wir uns bemerkenswert fühlten.
Das war sein Geheimnis.“ S. 13
„Einst habe auch ich, José Antonio Maria Vaz, nachts grübelnd wach gelegen.
Aber jetzt nicht mehr. Nicht mehr, seit ich Nelio begegnet bin und ihn aufs Dach getragen habe und ihn sterben sah.“ S. 9 Der Bäcker José Antonio Maria Vaz begleitet den Straßenjungen Nelio in den letzten neun Nächten vor dessen Tod, nachdem er ihn angeschossen fand auf der Bühne des Theaters mit angeschlossener Bäckerei seiner Arbeitgeberin. Danach wird er zum Chronisten der Winde.
In den neun Nächten erzählt Nelio dem Bäcker ebenso wie dieser selbst in neun Kapiteln vom Leben in Afrika – von der Überbleibseln der (hier portugiesischen) Kolonialherren und dem mangelnden Verständnis dafür, Geld für Kunst auszugeben, von Bürgerkrieg und Kindersoldaten, vom Betteln und Taschendiebstahl, von Gewalt und Freundschaft. Die Sprache ist bildhaft, einzelne Sequenzen wie im Traum oder im Märchen – da gibt es den Albino, der einen leeren Koffer mit sich führt, denn „Mein Koffer ist leer, falls ich etwas finde, das ich mitnehmen will.“ S. 76 Da gibt es auf dem seltsame Menschen, von den zum Beispiel erzählt wird: „Senhor Rodrigues …spielte gegen sich selber Schach. In seinen vielen Jahren auf dem Festplatz hatte er großes Geschick darin entwickelt, gegen sich selber zu verlieren. Er wußte, daß er ein schlechter Schachspieler war. Doch in ihm wohnte ein heimlicher Genius, der ein unschlagbarer Meister war.“ S. 140f
Da gibt es das wiederkehrende Motiv der Eidechse, mal Königin, Ratgeberin, mal Zeichen der Existenz der Straßenkindergang, deren Anführer Nelio wurde. Da gibt es wunderschöne Sätze voller Weisheit und Wahrheit, die Einblick gewähren in das Leben generell – und in Afrika. „Ich sah, wie die Armen gezwungen wurden, ihr Leben roh zu essen. Ihnen blieb keine Zeit, ihr Leben zu gestalten, da sie ständig an der äußersten Bastion des Überlebens kämpfen mussten.“ S. 228
Autor Mankell hatte im Wechsel in seiner schwedischen Heimat und in Mosambik gelebt und es fällt nicht schwer, Spuren der ehemaligen portugiesischen Kolonie im Buch zu erkennen in der Lage am indischen Ozean, in der Erwähnung der sehr späten Beendigung des Kolonialismus, in den Revolutionären, die von Kuba unterstützt wurden, in den portugiesischen Wörtern. Aber sicherlich ist das nicht wichtig, hier Mosambik zu finden; die beschriebenen Szenen der verschiedenen Nächte könnten für viele Länder in Afrika stehen, für die Menschen und besonders für die Armen, für die Straßenkinder.
„Das gab ihm den Gedanken ein, daß alle Menschen, die vor einem Krieg, einer Seuche oder einer Naturkatastrophe fliehen mussten, irgendwo ein zweites Zuhause hatten, das sie erwartete. Es galt nur, bis zu dem Punkt weiterzumachen, an dem alle Kräfte erschöpft waren. Genau da, wo die Erschöpfung sich in einen eisernen Griff um die letzten Reste des Willens verwandelt hat, wartete das Zuhause, von dem du nicht wußtest, daß du es hast.“ S. 91
Meine Ausgabe ist ein dtv-Taschenbuch, allerdings mit der hier gezeigten Umschlaggestaltung. Das Buch ist noch mit alter Rechtschreibung, wie an den Zitaten ersichtlich.