Die dunklen Seiten der Pflegekind-Vermittlung
Seit einiger Zeit widmet sich Hera Lind, die man zuvor eher durch Liebesromane kannte, dem Verfassen von Romanen, die auf wahren Schicksalen beruhen, die ihr zugetragen wurden. Diese Geschichten sind meist ...
Seit einiger Zeit widmet sich Hera Lind, die man zuvor eher durch Liebesromane kannte, dem Verfassen von Romanen, die auf wahren Schicksalen beruhen, die ihr zugetragen wurden. Diese Geschichten sind meist mit sehr traumatischen Erlebnissen für die Protagonist:innen verbunden und keine leichte Kost.
Diesmal steht das Schicksal von Steffi im Mittelpunkt, deren Mutter sie in den 70er Jahren direkt nach der Geburt in Pflege gab, weil sie in einer außerehelichen Affäre gezeugt wurde. Mit knapp drei Jahren landet sie dann auf einem Bauernhof in der Steiermark als Pflegekind. Die Bauernfamilie nimmt regelmäßig neue Pflegekinder zusätzlich zu ihren leiblichen Kindern auf und genießt dadurch großes Ansehen. In Wirklichkeit geht es ihnen aber um das Geld vom Jugendamt und um die Arbeitskraft der Pflegekinder, die sie barfuß und extrem hart für sich schuften lassen. Die weiblichen Pflegekinder werden zudem noch vom Bauern aufs Brutalste missbraucht.
Diese Geschichte ist wahrlich keine leichte Kost, beruht aber leider auf Tatsachen und recht viele Pflegekinder egal ob in Deutschland oder Österreich, teilten dieses Schicksal, dass sie zumindest als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und teilweise auch missbraucht wurden. Hera Lind hat recht wenig an den Tatsachen verändert und nur Kleinigkeiten so angepasst, dass es sich für einen Roman eignet. So wird das Leid, das diese Kinder erleben mussten, während die Behörden nichts mitbekamen oder sogar bewusst wegschauten, sehr eindrucksvoll. Wer bezüglich sexuellem Missbrauch eine eigene Geschichte hat oder empfindlich reagiert, sollte aber wissen, dass alles recht detailliert geschildert wird und eventuell triggern könnte. Ich habe das Hörbuch zum Roman gehört. Dabei wurde die Sprecherin passend gewählt und es fiel mir nicht schwer, der Handlung zu folgen.