Cover-Bild Der Steppenwolf
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 14.12.2011
  • ISBN: 9783518736104
Hermann Hesse

Der Steppenwolf

Roman

»Harry Haller ist in das kulturlose und unmenschliche Inferno unserer prunkenden und lärmenden Gegenwart vorgedrungen und steht mit seinem Begriff von Menschenwert… einsam außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft. Seine Sehnsucht kennt eine unerreichbare Wirklichkeit: seine Verzweiflung treibt ihn zuweilen in die erreichbare andere zurück. Lust und Enttäuschung ihres Daseins führen in seinem Herzen und Hirn einen Kampf, an dem die Zivilisation Europas mit ihrem ganzen Bestände und Befunde teilnimmt.« Oskar Loerke

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2024

Komisch-gut

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Dieses Buch ist ein „komisch-gutes“ Buch. Ich kann es kaum anders beschreiben. Manchmal, da konnte ich mich beim Lesen so gut in den Protagonisten hineinversetzen, und manchmal hatte ich das Gefühl wir ...

Dieses Buch ist ein „komisch-gutes“ Buch. Ich kann es kaum anders beschreiben. Manchmal, da konnte ich mich beim Lesen so gut in den Protagonisten hineinversetzen, und manchmal hatte ich das Gefühl wir zwei könnten nicht verschiedener sein. Besonders spannend wird es meiner Meinung nach, als der Protagonist anfängt seine vielen anderen Facetten zu erkunden, durch eine Person, die er kennengelernt hat. Er scheint sich selbst fremd, tut Dinge, die er nie zuvor getan hat und lernt sich dadurch besser kennen, als es er jemals für möglich hielt. Ich werde dieses Buch definitiv nochmal lesen!

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Veröffentlicht am 31.12.2018

Ein interessanter Klassiker aber kein Must-Read!

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Wie bin ich mit der Sprache zurecht gekommen?

Vorangestellt muss ich wohl sagen, dass dieser Klassiker eine meiner Deutsch-Abi-Lektüren ist, ich mich also im schulischen Rahmen damit beschäftigt habe. ...

Wie bin ich mit der Sprache zurecht gekommen?

Vorangestellt muss ich wohl sagen, dass dieser Klassiker eine meiner Deutsch-Abi-Lektüren ist, ich mich also im schulischen Rahmen damit beschäftigt habe. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken, die ich in der Schule schon lesen musste, ist die Sprache Hesses sehr gut verständlich und mit seiner sehr treffenden und umschreibenden Art sich auszudrücken, konnte er sehr viele Gedanken und Gefühle an mich herantragen. Der Stil ist sehr expressionistisch, was eine unkonventionelle, anspielungsreiche Ausdrucksweise mit vielen Neologismen und einen komplizierten Satzbau beinhaltet. Letzteres schließt leider auch viele Schachtelsätze ein, die sich teilweise über fast eine Seite ziehen und die man bis zu drei Male lesen muss um ihren Inhalt gänzlich verstehen zu können.
Innerhalb des Romans ändert sich die Sprache mit der jeweiligen Erzählperspektive ständig und ist auch situations- und stimmungsbedingten Veränderungen unterworfen.

Was trägt die gewählte Perspektive zur Geschichte bei?

Die verwendete Ich-Perspektive hinterlässt den Eindruck von Intimität und Nähe zu Protagonist Harry Haller und dass seine Aufzeichnungen eher wie ein Tagebucheintrag anmuten, ermöglicht ein hohes Maß an Identifikation mit dem Erzähler. Es wirkt, als würden die Ereignisse in der Jetzt-Zeit von dem Erzähler unreflektiert Revue-passieren gelassen werden und demnach gibt es wenig szenische Handlung. Stattdessen wird auf die innere Handlung viel Wert gelegt und der Leser bekommt einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt des „Steppenwolfes“. Haller schildert präzise seine subjektiven Erfahrungen, seinen persönlichen Konflikt und seine generellen Weltsichten. Durch den wehleidigen Ton und die selbstkritischen Darstellungen ist die Atmosphäre gerade am Anfang sehr gedrückt, wenn nicht gar deprimiert. Am Ende, sobald sich Haller zu wandeln beginnt und neue Erfahrungen macht, wird das viel besser aber gerade am Anfang ist es schon ein wenig anstrengend.

Wie finde ich die Konstruktion der Handlung (Spannung, Charaktere, Twists...)?

Bevor die Haupthandlung beginnt startet Hesse mit einem „Vorwort des Herausgebers“, das Haller aus bürgerlicher Perspektive eines ehemaligen Vermieters als zerrissene Persönlichkeit vorstellt und seine Probleme auf eine ganze Generation überträgt. Durch diese erste Perspektive wird eine Mischung aus Faszination und Distanz für die fremde Existenz des „Steppenwolfes“ impliziert und außerdem der Schluss vorweggenommen. Nach dieser Schilderung taucht der Leser in die Lebensbeschreibung Hallers aus der Ich-Perspektive ein, in der er von seinen seelischen Qualen und seiner inneren Zerrissenheit erzählt, seine Abneigung und gleichzeitig seine Sehnsucht nach allem Bürgerlichen bekundet und schließlich ein „Magisches Theater“ entdeckt, wobei er ein mysteriöses Büchlein erhält – „Das Traktat vom Steppenwolf“. Dieses stellt eine pseudowissenschaftliche Erklärung Hallers Persönlichkeit aus neutraler Perspektive dar und wird durch die Fortsetzung Hallers Aufzeichnungen abgelöst. So ergibt sich ein vielseitiger Blick auf Haller vor Beginn der Haupthandlung. Nachdem doch etwas sperrigen und chaotisch wirkenden Anfang bewegt sich die Geschichte dann sehr bald in eine ganz andere Richtung, als man es von dem vergeistigten Steppenwolf in seiner Isolation und Krise erwartet hätte. Als er die junge Prostituierte Hermine trifft und sie ihn mit dem Tanzen in die Welt des Vergnügens und der leichten Unterhaltung einführt, entdeckt er schnell eine ganz andere Seite in sich und wird dann im Höhepunkt der Geschichte ins "Magische Theater" geführt, wo er sich endlich selbst erkennen soll. Nach einem sehr verkopften und deprimierten Anfang wird es am Ende also nochmal herrlich skurril und ausschweifend. Ein wenig ironisch ist nur, dass sein "Steppenwolf", obwohl Hesse die Bedeutung des Humors hier so groß schreibt, sehr trocken, eher tragisch und überhaupt nicht humorvoll zu lesen ist.

Ist das Thema des Romans noch zeitgemäß? Inwiefern lässt es sich auf die heutige Zeit beziehen?

Den Grundkonflikt, also die Zerrissenheit Harry Hallers, durch die er keinen Frieden finden kann, lässt sich gut mit der Zwei-Seelen-Problematik vergleichen, die Faust aus Goethes gleichnamigem Werk in sich trägt. Auch dieser kann durch die Zerrissenheit zwischen geistiger Erfüllung und sinnlicher Begierde keinen Frieden finden. Den Konflikt der zwei Welterscheinungen und der fragwürdigen Zugehörigkeit zum Bürgertum kann man auch im „Goldenen Topf“ von E.T.A. Hoffman wiederfinden. Damit drehen sich alle drei Schwerpunktlektüren um den Lebenskonflikt eines mittelalten Mannes, womit ich als junge Frau natürlich nur begrenzt etwas anfangen kann. Dennoch sind hier sehr viele interessante Gedanken versteckt, die es sich lohnt, genauer zu vertiefen und auch mal auf das eigene Leben zu beziehen. Auch wenn diese oft etwas sperrig vermittelt werden und keine wirklich neuen Erkenntnisse vorliegen sondern stattdessen vieles aus der Gedankenwelt von Freund, und C. G. Jung auftaucht, ist das Thema Selbstwerdung, Lebenskrise und die Frage nach der eigenen Stellung in der Gesellschaft auf jeden Fall zeitgemäß. Viele Fragen, die sich der Steppenwolf stellt, sind heute aktueller denn je.

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Gesamteindruck: Ein Klassiker und must-read?

Auch wenn der "Steppenwolf" ein wenig chaotisch aufgebaut ist, am Anfang ein wenig zäh und deprimierend startet und am Ende ein wenig die Bodenhaftung verliert und auch der Schreibstil Hesses manchmal ein wenig zu sehr ausufert, kommt man sehr gut durch den Roman durch. Die Geschichte von Harry Haller hat schon sehr früh eine unwahrscheinliche Anziehungskraft auf mich ausgeübt und die vielen interessanten Gedanken sind verständlich genug erklärt, dass man völlig ohne Lektürenhilfe durch das Werk kommt und am Ende trotzdem etwas mitnehmen kann. Ich würde diesen doch etwas speziellen Roman nicht unbedingt als Must-Read bezeichnen aber wenn man sich dafür Zeit nimmt, lohnt es sich!