Der Autor Homer “Sonny” Hickam gründete als Jugendlicher mit seinen Freunden die “Big Creek Missile Agency” und tüftelte an kleinen Raketen. Sein großer Traum war es, später in Cape Canaveral zu arbeiten.
Zusammen mit seinem Vater (der der Leiter der örtlichen Zeche war), seiner Mutter Elsie und dem älteren Bruder Jim, lebte er in Coalwood in West Virginia.
In “Die Schneekönige von Coalwood” erzählt Hickam von seinem letzten Jahr an der High-School, dem letzten Jahr zusammen mit seinen Freunden und seiner Familie, dem letzten Weihnachtsfest als Kind.
Er berichtet von seinem schweigsamen, distanzierten Vater und seiner herzlichen doch resoluten Mutter. Er schreibt über die Rivalität mit seinem Bruder, den der Vater vorzuziehen scheint.
Sonny fühlt sich unglücklich, weiß aber nicht, was er dagegen tun soll. Sein Freund Quentin schlägt ihm vor, alles zu notieren, was ihn bedrückt:
»Auf diese Weise erhältst du eine nette kleine Liste. Nach einer Weile wirst du mit all deinen Beschwerden eine kritische Masse erreichen und in der Lage sein, sie intellektuell und logisch zu ergründen. (...)«
Beim Lesen, dachte ich noch, wie echt mir die Charaktere vorkamen, wie passend die Namen seiner Freunde klangen: Roy Lee, Quentin, Sherman, Jimmy. Eben habe ich bei wikipedia gelesen, dass diese Personen real sind und der Autor tatsächlich in Coalwood aufgewachsen ist und mit seinen Kumpels Raketen gezündet hat.
Die Erzählstimme ist schlicht, aber lebendig. Man schmeckt förmlich den Kohlestaub in der Luft, riecht die frischen Tannenzweige, die fürs Weihnachtsfest geschlagen werden, und hört dazu die Songs der damaligen Zeit (wie “All I have to do is dream” von den Everly Brothers).
Wir lesen von Raketenstarts; vom großen Umzug zum Veterans Day, bei dem Sonny als Trommler mitmarschiert; dem Abschlussball; vom Wandel im Kohleabbau und dem Kampf der Gewerkschaften. Vor allem lesen wir aber von seiner Familie, dem Leben in einer kleinen Bergarbeiterstadt und vom Kampf des Erwachsenwerdens.
Ich habe das Gefühl, dass das Feeling des Buches nicht so ganz im Cover und im Klappentext rüberkommt. Das Buch empfinde ich als humorvoll und unterhaltsam geschrieben, und ich glaube es wäre auch ein großartiges Geschenk für männliche Leser. Es erinnert mich an Stephen King, wie er in “Stand by me” und “Es” von einer Gruppe von Jungen in den 50/60ern erzählt, die zusammen Abenteuer erleben - nur ohne Grusel.
1981 erfüllte sich der Traum des Autors Homer Hickam. Er arbeitete als Ingenieur bei der NASA.
1998 wurde er hauptberuflicher Schriftsteller. Seitdem hat er eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Für seinen autobiografischen Roman “Rocket Boys” erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Das Buch wurde unter dem Titel “October Sky” mit Jake Gyllenhaal, Chris Cooper und Laura Dern verfilmt.
Ein großartiger, humorvoller Roman über das Erwachsenwerden, große Träume und eine lange vergangene Zeit.