Nett, aber kein Knüller.
Dieses Buch habe ich in einem Buddy Read gelesen. Wir diskutierten über versunkene Städte, verborgene Schätze, ominöse Windrichtungen und zwielichtige Banditen, denn all das hat Sandtaucher zu bieten.
Die ...
Dieses Buch habe ich in einem Buddy Read gelesen. Wir diskutierten über versunkene Städte, verborgene Schätze, ominöse Windrichtungen und zwielichtige Banditen, denn all das hat Sandtaucher zu bieten.
Die Welt versunken im Sand
Was mich an dem Buch sofort fasziniert hat, ist die Welt: Wir befinden uns in Colorado, wobei man das nur anhand von Hinweisen im Buch sagen kann, denn die Zivilisation, wie wir sie kennen ist schon lange untergegangen und wortwörtlich vom Sand begraben. Die einst großen Städte der Menschheit liegen unter hunderten Metern von Sand verborgen. Was diese zukünftige Welt jedoch hervor gebrach hat, ist eine Technologie, die es durch (Schall? Vibration?) ermöglicht, sich im Sand zu bewegen, als sei er Wasser. Zugegeben, diese Technik wird nicht näher erklärt und erscheint aus wissenschaftlichem Standpunkt doch sehr utopisch, aber egal, das war in diesem Fall nicht für mich relevant. Viel wichtiger war es, dass es dadurch Schatzsucher, die sog. Sandtaucher gibt, die unter den Dünen nach Artefakten unserer Zivilisation suchen. Da schlug mein Archäologen-Herz gleich höher und der erste Teil des Buches bediente dann auch gleich alles was ich begehrte: untergegangene Städte, eine Schatzsuche und viel Spannung.
Die Technologie mag wage sein, aber wie das Sandtauchen an sich ist, schildert der Autor sehr eindringlich und erzeugte so großes Kopfkino bei mir. Das war definitiv einer der großen Stärken des Romans. Zudem finde ich persönlich es immer wahnsinnig interessant, wenn geschildert wird, wie zukünftige Menschen auf unsere Zivilisation zurückblicken, dieser Aspekt hat mir in dem Roman ebenfalls sehr gut gefallen.
Die Geschichte einer Familie
Nach dem sehr guten Start kam dann aber leider eine erste kleinere Ernüchterung. Das Buch ist in fünf Teile unterteilt. Begleiteten wir in teil eins noch den Sandtaucher Palmer und müssen uns mit einem fiesen Cliffhanger rumschlagen, befinden wir uns in teil zwei wir uns plötzlich kilometerweit weg bei Palmers Bruder Connor. Der Bruch zwischen den Teilen ist hart und lässt deutlich die ursprüngliche Form dieses Romans erkennen. Was in dem Buch als einzelne Teile angegeben ist, waren nämlich ursprünglich einzeln veröffentlichte Novellen des Autors und das spürt man leider immer noch. Grade eben war man noch voller Spannung und ganz hibbelig und plötzlich ist man weit weg und bekommt eine gefühlt ganz andere Geschichte erzählt. Das lässt dann erstmal die Spannung ziemlich abfallen.
Immerhin im Verlauf der weiteren Teile bessert sie dies. Die Brüche sind zwar immer noch deutlich, doch Zusammenhänge werden klarer, Handlungsstränge laufen zusammen und der Spannungsbogen fällt auch nicht mehr so rasant, wie beim Übergang von teil eins zu Teil zwei. Letztendlich kristallisiert sich eine Familiengeschichte heraus. Die Erzählung startet bei Palmer und flechtet nach und nach seine Geschwister und Mutter ein. Diese Familie ist der eigentliche Kern dieses Buches und das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil liegt in der Charakterdarstellung. Trotz der Kürze des Buches bekommen wir zumindest von den einzelnen Familienmitgliedern einen guten Überblick über deren Charaktereigenschaften und im Großen und Ganzen waren sie mir auch sympathisch, sodass ich sie gerne begleitete.
Es hätte mehr sein können
Doch, wie bereits erwähnt, ergab sich dadurch auch Nachteile. Kurs gefasst ist das: Alles andere, außer dieser Familie bleib etwas auf der Strecke. Über die Hintergründe der Welt erfährt man leider sehr wenig, ebenso die Nebencharaktere und Antagonisten, ja die ganze Handlung erscheint manchmal gegenüber der Portraitierung dieser Familie zurückzustecken. Das fand ich schade, denn ich sehe so viel Potenzial in dieser Welt. Ich hätte so gerne mehr erfahren und auch der Schluss fühlte sich nicht ganz fertig an. Alles in allem war vieles an diesem Buch wirklich gut, aber es hätte eben noch so viel mehr, so viel besser sein können. Als Reihenauftakt wäre das vertretbar gewesen, als Einzelband kullert einem als Leser eine kleine Träne für all das, was hätte sein können, hinunter.
Fazit:
Sandtaucher hätte das Potenzial gehabt ein richtig großes und klasse Ding zu werden, wenn den tollen Ideen, gerade in der Weltgestaltung mehr Raum gegeben worden wäre. Es sind sehr gute Ansätze da und die Charaktere sind gut geschildert und sympathisch zugleich, doch das Buch kann seinen Kurzgeschichte-Charakter nicht völlig abstreifen. Es unterhaltsame, spannende Lektüre für Zwischendurch und man kann es ruhig lesen, aber es hätte eben mehr sein können.