Das Ende war zu simpel
Obwohl ich vergleichsweise eher lange an diesem Buch gelesen habe (es dürfte ziemlich genau ein ganzer Monat gewesen sein), fand ich es wirklich nicht schlecht. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich bei ...
Obwohl ich vergleichsweise eher lange an diesem Buch gelesen habe (es dürfte ziemlich genau ein ganzer Monat gewesen sein), fand ich es wirklich nicht schlecht. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich bei eBooks ohnehin immer länger brauche als bei Prints, und wenn es dann auch noch ein englisches eBook ist, dann verdoppelt sich die Zeit noch mal. Aber fangen wir mal vorne an.
Die ersten zwei Teile der Trilogie haben mir bereits ganz gut gefallen. Der eine weniger als der andere, aber so ist das ja manchmal und deshalb war ich auch sehr gespannt, wie mir denn nun das große Finale von Hugh Howeys dystopischer Reihe gefallen würde. Anfangs brauchte ich ein paar Seiten, bis ich wieder vollends in der Geschichte angekommen war. Das lag daran, dass der zweite Teil eher ein Rückblick ist und die Ereignisse vor Band 1 und Band 3 schildert. Somit musste ich erst mal wieder in die Zeit von Band 1 zurückkehren und mir dessen Ende in Erinnerung rufen, bevor ich mit „Exit“ durchstarten konnte.
»There was no going back. Apologies weren’t welds; they were just an admission that something had been broken.«
Seite 128
Der Schreibstil von Hugh Howey lässt sich meines Erachtens auf Englisch ganz gut lesen. Zwar nutzt er viele Fremdwörter, doch diese lassen sich in den meisten Fällen anhand des Kontextes erklären, weshalb ich das nicht allzu störend fand. Insgesamt liest sich „Exit“ etwas flüssiger als seine beiden Vorgänger „Silo“ und „Level“, aber es kann auch sein, dass ich mich einfach bereits an Hugh Howeys Schreibstil gewöhnt habe, denn ich erinnere mich, dass ich diesen in „Level“ (Band 2) zwischendurch als störend empfunden habe. Wie genau sich der Schreibstil in der deutschen Übersetzung vom Original unterscheidet, kann ich leider nicht sagen, weshalb ich hier auch nicht weiter ins Detail gehen möchte. Für Englisch-Anfängerinnen ist die Silo-Trilogie allerdings eher nichts; da würde ich vielleicht eher Bücher von Stephen King empfehlen, da sich dessen Schreibstil etwas einfacher lesen lässt.
Von der Handlung her gibt es in „Exit“ die meiste Action in der gesamten Trilogie. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, wodurch die einzelnen Handlungsstränge zunächst unabhängig voneinander erscheinen, jedoch am Ende flüssig ineinander übergehen. Eine der Protagonistinnen ist Juliette Nichols, die bereits im deutschen Klappentext erwähnt wird. Sie ist die „Herrin“ von Silo 18, was im Grunde nichts anderes bedeutet, als dass sie eine Art Bürgermeisterin ist – im Englischen heißt es ja auch „mayor“. Sie wurde bereits im ersten Teil vorgestellt und ist von Anfang an einer sehr großen Sache auf der Spur, die die Befreiung der Silos ebenso gut wie deren Ende bedeuten könnte. Sie ist davon überzeugt, dass die Welt oberhalb der Silos gar nicht so verseucht ist, wie man ihnen stets Glauben macht.
Eine weitere wichtige Figur ist Jimmy, den wir in Teil 1 bereits als Solo kennengelernt haben. Ihn hat Juliette getroffen, als sie zur Säuberung (auf Englisch: cleaning) geschickt wurde; eine Art Todesurteil, bei der die Verurteilten oder auch Freiwilligen die Kameralinsen säubern sollen, die ein Bild der Welt außerhalb der Silos übermitteln. Der Preis dafür ist der Tod, da die Luft außerhalb der Silos durch giftige Gase verseucht ist. Im Zuge dessen fand Juliette also im ersten Teil ein weiteres Silo – Silo 17, das bereits untergegangen ist, in dem jedoch noch einige letzte Überlebende hausen; unter ihnen auch Jimmy und einige Kinder. Juliettes Plan ist es in „Exit“, Jimmy und die Kinder zu retten und in ihrem eigenen Silo – Silo 18 – zu integrieren.
»They would look for her. She was a fugitive locked in a cage, in a single, giant building. They would hunt her down.«
Seite 208
Und dann wäre da noch Charlotte. Diese tauchte bereits in Teil 2 auf, als die Schwester des Protagonisten Donald. Sie hat genau wie er bereits miterlebt, wie die Silos gebaut und die Welt verseucht wurde. Eigentlich sollte sie bereits tot sein, doch die Menschen in Silo 1 – dem Silo, das alle anderen aus der Ferne steuert – werden in Eis konserviert und dann „aufgeweckt“, wenn gerade Not am Mann ist. Nur dass Charlotte gar nicht mehr hätte aufgeweckt werden sollen … Als ehemalige Soldatin und Spezialistin für Drohnen, deckt sie zusammen mit Donald eine riesengroße Verschwörung auf, die ebenso simpel wie genial erscheint, und die weitere anderthalb Jahrhunderte Unterdrückung der Menschheit beabsichtigt.
Im ersten Teil habe ich Jimmy bzw. Solo richtig gern gemocht. Dementsprechend war ich leider etwas enttäuscht, dass er im dritten Teil leider eher flach ausgearbeitet worden ist und nicht so eine große Entwicklung durchgemacht hat wie Juliette und Charlotte. Dafür konnte ich mit den beiden Protagonistinnen doppelt so gut mitfiebern, auch wenn sich Juliette nicht immer unbedingt beliebt bei mir gemacht hat; es passte aber zu ihrer Persönlichkeit und auf mich wirkte es immer logisch, wie sie gehandelt hat.
»Charlotte was back to living in a box. A box, but without the cold, without the frosted window, and without the line of bright blue plunged deep into her vein.«
Seite 228
In „Exit“ hat sich Hugh Howey auch wirklich darauf verstanden, nach jedem Kapitel oder zumindest immer dann, wenn die Perspektive gewechselt wurde, einen Cliffhanger einzubauen. So wurde das Lesen nie langweilig und ich bin immer am Ball geblieben. Vor allem gegen Ende bin ich nur so durch die Geschichte geflogen, dass ich ganz ernüchtert war, als das Buch vorbei war. Da ist auf jeden Fall noch viel Potenzial für einen vierten Teil, zumal echt viele Fragen am Ende offen bleiben, was dann doch irgendwie schade ist.
Fazit
Mir hat der finale Band der Silo-Trilogie wirklich gut gefallen. Er ließ sich flüssig lesen und entwickelte sich nach und nach immer mehr zu einem richtigen Pageturner. Leider war das Ende dann eher simpel gehalten und durch die offen bleibenden Fragen hätte ich mir doch sehr noch einen vierten Teil gewünscht, oder zumindest ein kleines Sequel, um zu erfahren, wie es denn jetzt weitergeht.