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Huib Modderkolk hat sich mit dem fortwährenden Datenklau in der digitalen Welt beschäftigt und über Jahre eine Recherche betrieben, die einem die Haare zu Berge stehen lässt. Denn was der Journalist hier ...
Huib Modderkolk hat sich mit dem fortwährenden Datenklau in der digitalen Welt beschäftigt und über Jahre eine Recherche betrieben, die einem die Haare zu Berge stehen lässt. Denn was der Journalist hier an Behauptungen aufstellt, lässt einem mit Grauen in die (digitale) Zukunft schauen.
Er ist einer der wenigen, die sich mit d e m Whistleblower schlechthin, Edward Snowden, getroffen haben und die Schilderungen, bis es zu diesem Treffen kam, muten schon sehr abenteuerlich an.
Es gibt ja viele Verschwörungstheorien, aber keine ist so nahe dran wie der „Digitale Wellkrieg, den keiner bemerkt“.
Schon lange kursieren die Gerüchte, dass der amerikanische Wahlkampf von russischen Hackern manipuliert wurde, Modderkolk versucht hier den Beweis zu liefern, das dem so ist.
Seine Recherchen über die „Arbeit“ der Hacker ist zeit- und kräfteraubend, manchmal sogar dermaßen langwierig, dass man schon fast meint, die Spur verläuft im Sand. Aber der Schreibende gibt nicht auf, fasst immer wieder nach und bleibt am Ball.
Was er dabei erlebt, lässt alles bisher Dagewesene erblassen. Selbst technisch nicht sehr versiert, taucht Modderkolk tief ein in die Welt der Datenautobahnen, Bits und Bytes, verschlüsselten Codes und wird ein Teil der Machtmaschinerie aus Wissen und Spionage.
Zu Beginn seiner Recherche zu diesem Buch gerät er plötzlich selbst ins Visier von Datenschützern und Nachrichtendienst, denn warum sollte sonst sein Router plötzlich abstürzen und sein Handy nicht mehr funktionieren? An Zufälle glaubt er schon längst nicht mehr, denn dazu hat er schon zu viel über Datenklau und Spionage im Netz gelesen. Ist er bereits jetzt jemanden auf die Füße getreten, nur weil er sich mit diesem brisanten Thema befasst?
Diesen und vielen anderen Fragen geht Modderkolk auf den Grund, denn die Stolpersteine, die man ihm in den Weg legt, stacheln seinen Eifer und seine Neugier nur noch mehr an. Er versucht Antworten zu finden, in dem er immer wieder den Finger in die Wunde legt, nachbohrt und nachfragt.
Besonders hat mich der Freitod eines Hackers getroffen, der keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat, als seinem Leben ein Ende zu setzen. Das letzte Gespräch mit ihm, die Gespräche mit seinen Eltern und deren Selbstvorwürfe gehen mir ganz schön an die Nieren.
Das Buch liest sich wie ein Drehbuch zu einem aufregenden Film und man kommt nicht drumherum nachzudenken, mit welchen Daten man persönlich im Netz noch präsent sein will.
Ein absolut lesenswertes Buch über digitalen Datenklau im Netz, der als Geheimwaffe der Nachrichtenagenturen, Spionageabteilungen und Regierungen eingesetzt wird.