Wenn Familie alles ist was bleibt
Jack und seine drei Geschwister bleiben alleine zurück als nicht lange nach dem Tod des Vaters auch noch die Mutter stirbt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion vergraben sie ihre Leiche im Keller, wollen sie ...
Jack und seine drei Geschwister bleiben alleine zurück als nicht lange nach dem Tod des Vaters auch noch die Mutter stirbt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion vergraben sie ihre Leiche im Keller, wollen sie immer bei sich behalten. Die Minderjährigen verraten niemandem von ihrem Tod, ziehen sich immer mehr in ihre kleine Welt zurück und können so ein ganz normales Familienleben führen. Nach außen hin zumindest.
Ian McEwan weiß ohne Zweifel toll zu erzählen, inhaltlich hat sich The Cement Garden aber in eine Richtung entwickelt, die mir so gar nicht gefiel. Einige Charakterentwicklungen fand ich logisch, andere total erzwungen. Z.T. kratzt der Autor nur an der Oberfläche, versäumt den tieferen Blick auf das Innenleben. Gerade gegen Ende scheint er die schockierende Wirkung in den Vordergrund zu stellen (sofern man davon schockiert sein will). Die Stimmung ist gekonnt aufgebaut, düster, beklemmend… und doch ging mir das alles nicht wirklich nahe. Obwohl man die Geschichte aus Jacks Perspektive erzählt bekommt, bleiben Gefühle und Sehnsüchte seltsam abstrakt. Manchmal erschienen mir die vier Geschwister lebloser als die einzementierte Mutter. Viele Kleinigkeiten machten die Geschichte zudem unglaubwürdig, z.B. das Verhalten sämtlicher Personen außerhalb der Familie. Wieso fragt keiner der Nachbarn, Freunde, Bekannten nach der Mutter?
Insgesamt konnte mich McEwan diesmal leider nicht wirklich fesseln, obwohl interessante Ansätze vorhanden waren.