Wer hat das goldene Horn gestohlen?
Der augenzwinkernd-einfallsreiche Autor Ingo Siegner erfreut auch in dem 17. Band um den kleinen Feuerdrachen Kokosnuss und seine Freunde, das wortgewandte Stachelschwein Matilda und den wissbegierigen ...
Der augenzwinkernd-einfallsreiche Autor Ingo Siegner erfreut auch in dem 17. Band um den kleinen Feuerdrachen Kokosnuss und seine Freunde, das wortgewandte Stachelschwein Matilda und den wissbegierigen Fressdrachenjungen Oskar, der für sein Leben gern zur Schule geht, was eigentlich sehr ungewöhnlich ist für die Vertreter seiner Art, die viel lieber Ochsen verspeisen - am Stück, versteht sich! - als dass sie auf die Idee kämen, sich Bildung anzueignen, seine zahlreichen kleinen Leser samt den dazugehörigen Vorlesern! Launig wie immer hat er sich ein Abenteuer ausgedacht, das voller Situationskomik steckt, das erheitert und so ganz nebenbei ein paar Kenntnisse über die als kampflustig bekannten Wikinger vermittelt. Wie alle Kokosnuss-Bände ist das Wikingerabenteuer mit sehr eingängigen, wunderbar farbenfrohen Illustrationen versehen, die das Lesevergnügen noch steigern und die perfekte Ergänzung sind zu der so phantasievollen und mit den gewohnt witzigen Wortkreationen angereicherten Geschichte, die auch beim, so wage ich zu behaupten, häufigeren Wiederlesen nichts von ihrem Reiz verliert!
Langweilig wird es auf der Dracheninsel, die unsre sympathischen Helden samt ihren Familien und Freunden und weiteren unzähligen Wesen beherbergt, erfahrungsgemäß nie! Aber, da sind sich Kokosnuss, Oskar und Matilda einig, es schadet auch nichts, ab und an einmal ihre Nase über den Tellerrand hinausschnüffeln zu lassen und in ferne Welten oder Zeiten aufzubrechen. Die Gelegenheit dazu ergibt sich mit der Ankunft des untröstlichen Wikingers Gudröd auf der Dracheninsel, der von seiner Sippe verstoßen und ausgesetzt wurde, weil er angeblich das goldene Trinkhorn des Anführers gestohlen hatte, das seitdem verschwunden ist. Nur leider hat man in Gudröds Truhe das Lederband gefunden, an dem das Horn befestigt war! Dass der traurige Wikinger unschuldig ist, braucht er unsren Freunden nicht zu versichern. Die glauben ihm sofort und beschließen, sich auf die Suche nach dem wirklichen Dieb zu machen, damit Gudröd wieder zu seiner Sippe zurückgehen kann. Zu diesem Zwecke baut ihnen Kokosnuss Opa Jörgen ein seetüchtiges Boot, mit dem sie alsbald in See stechen und rasch Erik, den Anführer, und seine Mannen einholen, die sich gerade auf Island befinden, um ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Überfall und Plündern der dortigen Siedlungen, nachzugehen.
Wie es dem nie um gute und brauchbare Einfälle verlegenen kleinen Feuerdrachen gelingt, den wahren Dieb zu entlarven und schließlich auch zu überführen, soll hier natürlich nicht vorweggenommen werden - doch soviel darf gesagt werden: in Ingo Siegners Geschichte sind die Wikinger keineswegs die wilden und furchterregenden Räuber, die man gemeinhin mit ihnen assoziiert sondern vielmehr ein ulkiger, nicht allzu gescheiter, aber liebenswerter Haufen von Raufbolden, die meisterhaft fluchen können, die gerne dem Met zusprechen und überhaupt am allerliebsten rauschende Feste veranstalten. Und wer weiß, vielleicht waren sie das ja wirklich - auch - als sie zu ihrer Zeit die Nordmeere unsicher machten und Küstenstädte reihenweise überfielen? Besser als ihr Ruf waren sie, und das ist unzweifelhaft, allemal!