Erste Fälle
London, 1889. Für eine alleinstehende Frau ist es nicht einfach, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, noch schwieriger ist es, wenn man jemand ist, der im falschen Körper geboren wurde. Doch Miss Murray ...
London, 1889. Für eine alleinstehende Frau ist es nicht einfach, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, noch schwieriger ist es, wenn man jemand ist, der im falschen Körper geboren wurde. Doch Miss Murray hat sowohl in ihrem Lebensstil als auch beim Broterwerb eine Lücke gefunden. Sie schreibt Penny-Dreadful-Hefte, Schauergeschichten und Liebesromane und kommt damit ganz gut über die Runden. Eines Tages wendet sich eine junge Frau an sie, die sie kurz zuvor erst kennengelernt und der sie geholfen hat: Ihr Bruder verschwindet des Nachts immer öfter, und sie macht sich Sorgen. Ob Miss Murray vielleicht helfen könne? Miss Murray ist willens und stolpert unvermittelt über einen Fall, der ihr in allen Aspekten näher geht als ihr lieb sein kann.
Mir hat die Atmosphäre und der Zeitgeist gut gefallen, man merkt, dass die Autorin sich die Mühe gemacht hat, ordentlich zu recherchieren und die Ergebnisse sehr gut in die Geschichte einzubringen. Der Fall selbst war zwar auf gewisse Weise erschütternd, die Lösung jedoch kam mir zu einfach. Ich glaube einfach nicht, dass so viele Leute so schnell bereit gewesen wären, ihr zu helfen und munter drauflosplaudern, immerhin steht ja da auch viel auf dem Spiel. Auch was Miss Murrays Lebensumstände angeht, fand ich, hatte sie viel zu viel Hilfe und Zuspruch. Mal ehrlich, das ist heutzutage schon noch ein Problem, aber im vermutlich prüden und schwer akzeptierenden viktorianischen London? Auch kann ich kaum glauben, dass sich der Ripperjäger Abberline mit einem so vergleichsweise banalen Fall befassen würde, wie es zum Schluss dargestellt wurde. Alles in allem war es eine interessante Geschichte mit einer außergewöhnlichen Detektivin, wobei mir die Detektivarbeit selbst zu einfach von der Hand ging.