Cover-Bild Die Schopenhauer-Kur
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Gesundheit, Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung - Psychologie
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 30.05.2013
  • ISBN: 9783641119782
Irvin D. Yalom

Die Schopenhauer-Kur

Roman
Almuth Carstens (Übersetzer)

Vom Autor des Bestsellers „Die rote Couch“.

Julius Hertzfeldt ist 65 und ein renommierter Psychoanalytiker, als er ernsthaft erkrankt. Zeit, sich wichtigen Fragen zu stellen. War sein Wirken wirklich bedeutungsvoll? Er erinnert sich an einen Fall, bei dem er kläglich versagt hat: An Philip Slate, den er einst wegen dessen Sexsucht in Behandlung hatte. Dieser ist immer noch so arrogant und ichbezogen wie früher, dennoch behauptet er, sich mittlerweile selbst geheilt zu haben – und zwar mit Hilfe der Lektüre von Arthur Schopenhauer ...

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Veröffentlicht am 17.09.2019

Anregender Roman zum Nachdenken

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„Und Nietzsche weinte“ spielt zur Zeit der Jahrhundertwende 1900 in Wien, zu der Zeit also, in der mit Sigmund Freud die Anfänge der Psychoanalyse wurzeln. Yalom ist selbst anerkannter Psychotherapeut ...

„Und Nietzsche weinte“ spielt zur Zeit der Jahrhundertwende 1900 in Wien, zu der Zeit also, in der mit Sigmund Freud die Anfänge der Psychoanalyse wurzeln. Yalom ist selbst anerkannter Psychotherapeut in Amerika und seine Romane sind nicht selten in eine fiktive Handlung gepackte Fallstudien.
Therapeut ist auch der Protagonist von „Die Schopenhauer Kur“, ein 65jähriger jüdischer Arzt namens Dr. Julius Hertzfeldt, der im San Francisco des späten 20. Jahrhunderts/frühen 21. Jahrhunderts die Diagnose Hautkrebs bekommt und im Zuge seiner nunmehr kurzen Lebenserwartung die „unerledigten“ Fälle seiner Karriere aufarbeiten möchte. Am meisten muss er an den Patienten denken, den er drei Jahre lang wegen dessen Sexsucht erfolglos behandelt hat: Philip Slate. Er kontaktiert ihn und muss feststellen, dass er mittlerweile genesen und selbst Psychotherapeut mit eigener Praxis ist. Er trifft sich mit ihm und konfrontiert den sterbenskranken Arzt mit der merkwürdigen Aussage, dass er von keinem geringeren als dem Philosophen Arthur Schopenhauer geheilt wurde.
„Die Schopenhauer Kur“ ist im Wesentlichen ein Konversationsroman. Der Schlagabtausch zwischen Hertzfeldt und Slate steht im Mittelpunkt der Handlung, die an sich weniger wichtig ist als das, was Gesagt, worüber philosophiert wird. Auch die Gruppentherapie, die Slate im Laufe des Romans mit Julius und seinen Patienten durchmachen muss, ist Teil eines narratologischen Konzepts, das die Gesprächsstruktur als wesentliches Handlungsmoment begünstigt. In diesem Roman wird geredet und sich mit dem Gesagten auseinandergesetzt. Die Teilnehmer der Gruppentherapie entwickeln sich durch die Sitzungen hindurch, der Leser erfährt nach und nach, was ihre jeweilige Geschichte ist und welches Problem sie haben, mit dem sie sich auseinandersetzen müssen. Die Spannung unter den Teilnehmern ist ein wichtiger Katalysator für die Handlung.
Julius Hertzfeldt ist dem Tode geweiht, will ihn aber so gut es geht ignorieren und das Beste aus der Zeit machen, die ihm noch bleibt. Slate hingegen ist es wichtig, den Tod zu akzeptieren und ihn als Abstraktum zu begreifen, zu dem man Position beziehen muss, am besten durch die Brille der Philosophie Schopenhauers hindurch. Nicht der ehemalige Sexsüchtige, der mittlerweile alles von einem rationalen Standpunkt aus betrachtet und soziale Bindungen wo es geht vermeiden möchte ist die tragische Figur des Buches, sondern der Menschenfreund Julius Hertzfeldt, der sich im Angesicht des Todes erst bewusst wird, dass der Augenblick die einzige Zeit ist, die man wirklich besitzen kann und dessen Bewusstsein so etwas wie Glück verheißt. Dieses Auskosten der Gegenwart blieb ihm immer versagt und eben diese Erkenntnis weckt Mitgefühl beim Leser.
Die inhaltliche Mixtur aus Philosophiegeschichte, Psychoanalyse und Intertextualität (es wird oft auf Werke der Weltliteratur rekurriert) fordern einen aufmerksamen Leser, der sich auf das intellektuelle Niveau des Buches einlassen will. Ganz nebenbei wird uns die Biographie Arthur Schopenhauers in Einschüben nähergebracht, die die Gegenwartshandlung in regelmäßigen Abständen unterbrechen. Angenehm sind die relativ kurzen, sehr durchstrukturierten Kapitel, die es einem ermöglichen nach jeder Zäsur das Gelesene zu reflektieren.
Das Buch ist etwas für Leser, die sich gern auf die Gedanken anderer einlassen und nebenbei etwas lernen wollen. Ein „Denkroman“- keine Unterhaltung, aber trotzdem sehr anregend.