Zwischenzeitlich kommt es zu kleinen Längen, doch im Großen und Ganzen habe ich mich von dieser Story sehr gut unterhalten gefühlt.
Christine Köpperlin hat einen reichen Geschäftsmann geheiratet. Doch obwohl sie bestens versorgt ist, fühlt sie sich nicht wohl in ihrer Ehe. Schuld daran ist ihr aufbrausender, viel älterer und sehr geiziger ...
Christine Köpperlin hat einen reichen Geschäftsmann geheiratet. Doch obwohl sie bestens versorgt ist, fühlt sie sich nicht wohl in ihrer Ehe. Schuld daran ist ihr aufbrausender, viel älterer und sehr geiziger Mann, der ihr das Leben fast unerträglich macht.
Frick Köpperlin will unbedingt einen Eben, doch da Christine einfach nicht schwanger wird holt er stattdessen seinen Bastard Ludwig ins Haus, den er anlernen und später zu seinem Nachfolger machen will. Aber Ludwig entpuppt sich, sehr zum Verdruss des Vaters als einfältiger, sehr schüchterner Träumer, der lieber Flöte spielt, als Rechnen zu lernen.
Christine nimmt Ludwig zunächst unter ihre Fittiche und besorgt ihm heimlich ein Musikinstrument, für dass sie beim jüdischen Pfandleiher David ein kostbares Tuch als Pfand hinterlegt, doch eine Begebenheit führt dazu, dass sich ihre zunächst mütterlichen Gefühle dem Jungen gegenüber schnell abkühlen, als Ludwig sie versehentlich verrät. Dennoch führt die Begegnung zwischen David und Christine dazu, dass sich beide heimlich anfreunden und dass aus Freundschaft irgendwann Liebe wird. Aber das Liebespaar lebt gefährlich, denn als Ludwig plötzlich verschwindet, werden David und alle anderen Juden der Stadt verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden des Kindes zu tun zu haben.
Zur gleichen Zeit kämpft Gerli eine junge Frau in der Stadt gegen die Armut. Sie arbeitet schwer in der Papiermühle um sich und ihren Bruder Vinz durchzubringen, was nicht ganz so einfach ist, da Vinz ihr mühsam verdientes Geld am Liebsten für Wetten und andere schöne Dinge des Lebens ausgeben würde. Und dann weigert er sich zudem, endlich eine Lehre zu beginnen. Stattdessen treibt er sich lieber mit Gleichgesinnten herum. Aufwärts scheint es erst zu gehen, als Gerti eine Beziehung zum Papierer Jost beginnt, der ihr viele schöne Dinge schenkt, doch Gerli will mehr- eine Ehe mit Jost…
Das Sündentuch spielt um ca. 1430 in Ravensburg und der Roman wird gleich von zwei weiblichen Romanfiguren getragen- von Christine, deren Schicksal einen Einblick in das Leben einer Frau von Wohlstand in dieser Zeit gibt und von Gerli, die in der gesellschaftlichen Hierarchie fast ganz unten steht. Beide Frauen könnten gegensätzlicher nicht sein, dennoch werden sie etwas später im Roman Freundinnen.
Die Autorin hat einen sehr flüssigen, eingängigen Schreibstil und schildert das Leben im Mittelalter recht anschaulich und realistisch, was dem Roman viel historisches Flair verleiht- ein Punkt, den ich immer sehr wichtig finde, wenn ich zu dieser Art von Lektüre greife.
Eine weitere wichtige Figur in diesem Roman ist David, ein jüdischer Pfandleiher, dessen Schicksal bzw. das seiner Familie stellvertretend für die Judenverfolgung in den Reichstätten des Bodenseeraums der Jahre 1429/1430 steht. Während die Autorin ihren weiblichen Hauptfiguren sehr viel Raum/Seitenzahlen zur Entfaltung bietet, bleibt David, ein sehr interessanter Charakter, leider für meinen Geschmack etwas blass. Ich hätte mir gewünscht, dass man noch mehr über seine innere Zerrissenheit in Glaubensfragen erfährt und auch vielleicht noch ein wenig mehr über Bräuche des Judentums im Allgemeinen, wobei Isabell Pfeiffer, was diesen letzten Punkt angeht, einige interessante Schilderungen anklingen lässt- mir war es halt nur eine Spur zu dürftig.
Dafür kann man sich sehr gut in Christine und Gerli hineinversetzen- zwei Frauen, die Opfer ihrer Zeit sind und darauf angewiesen, sich mit den Männern zu arrangieren, um ihren sozialen Standard halten bzw. einen Besseren erreichen zu können. Ab dem Zeitpunkt, als Ludwig verschwindet, kommen noch einige spannende Momente hinzu, doch allzu viel sollte man hier nicht von dem Mordfall erwarten- dieser Roman ist definitiv eher in die Sparte historischer Unterhaltungsroman einzuordnen, als in die des historischen Krimis.
Zwischenzeitlich kommt es zu kleinen Längen, doch im Großen und Ganzen habe ich mich von dieser Story sehr gut unterhalten gefühlt.