Spuren in die Vergangenheit
„Königstod – Die nepalesische Tragödie“ von Paul Iván Nagy ist ein ungewöhnlicher und spannender Kurzkrimi (ca. 140 Seiten), der in Nepal spielt. Sehr geschickt verknüpft der Autor den bis heute ungeklärten ...
„Königstod – Die nepalesische Tragödie“ von Paul Iván Nagy ist ein ungewöhnlicher und spannender Kurzkrimi (ca. 140 Seiten), der in Nepal spielt. Sehr geschickt verknüpft der Autor den bis heute ungeklärten Mord an der nepalesischen Königsfamilie 2001 mit einem Kriminalfall, der 2005 im Wald des Königs geschah. Damals “kamen der König Bihendra und die meisten Angehörigen, mit Ausnahme seines Bruders, ums Leben. Laut der offiziellen Version des Palastes verübte der Kronprinz Dipendra in trunkenem Zustand wegen Liebeskummer ein Massaker an seiner Familie. Diese Version wird jedoch von fast allen Nepalesen angezweifelt. Widersprüche in den Untersuchungsergebnissen sowie die Behinderung der Wahrheitsfindung nährten Gerüchte.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages)
Der Kriminalist Klaus Jaschemski wird aufgrund eines Rechtshilfeersuchens nach Nepal entsandt, um den Tod einer Münchener Medizinstudentin aufzuklären. Doch der Fall erweist sich als kompliziert, denn es war kein Raubmord. Immer wieder stößt Jaschemski auf Hindernisse. Die ihm zur Seite gestellte nepalesische Verbindungsbeamtin Asmita scheint mehr zu wissen, als sie preisgibt. Beim Besuch des Waldes bemerkt er Widersprüche in den Ermittlungsakten und entdeckt den genauen Tatort.
Das Opfer, Tirza Baumbach, war eine begeisterte und talentierte Hobbyfotografin. Doch er hat das Gefühl, dass ihm nicht alle Bilder ausgehändigt wurden. Die Kamera wurde ohne Film bei der Polizei abgegeben. Im Tagebuch der Toten sind Motive notiert. Was hat die Studentin wirklich gesehen?
Ermittlungen in Nepal sind anders als in Deutschland, aber Jaschemski ist ein bedächtiger und nachdenklicher Mensch. Er beobachtet genau und versucht zwischen den Zeilen zu lesen. Irgendetwas wird ihm vorenthalten. Auch vom deutschen Botschafter bekommt er keine Hilfe, sondern nur den Rat keinen Staub aufzuwirbeln. Doch er findet eine Spur, die direkt zu Personen im Umfeld der Königsfamilie führt und erhält unerwartete Hilfe von einem sympathischen nepalesischen Geschäftsmann. Auch an Asmita entdeckt er eine andere Seite als er bei ihrer Familie zu Gast ist.
Die Geschichte, die der Autor erzählt, bekommt eine historische Dimension, da die Ereignisse von 2001 um die Königsfamilie auf einer zweiten Zeitebene fiktiv geschildert werden. Als ausgezeichneter Kenner des Landes und seiner Geschichte beschreibt er Nepal und seine Menschen sehr anschaulich. Der flotte Schreibstil liest sich ausgezeichnet.
Die Spannung steigt permanent und bald gerät auch Klaus Jaschemski selbst in Gefahr, als er bei seinen Überlegungen und Untersuchungen in die Nähe von Personen, die Zeitzeugen der damaligen Ereignisse waren, gerät. Sehr geschickt führt der Autor beide Zeitebenen in einem packenden Finale zusammen. Die Auflösung ist in sich stimmig und nachvollziehbar.
Aus meiner Sicht ist „Königstod“ eine klare Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Krimi mit authentischen Persönlichkeiten und spannenden Ermittlungen in einem exotischen Land lesen möchten. Dieser Krimi hat meine Sehnsucht wieder nach Nepal zu reisen geweckt. Gern vergebe ich 5 Sterne.
Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.