Ivar Buterfas hat sich nicht unterkriegen lassen
Der Holocaust war 1945 zu Ende, die Schwierigkeiten und der Antisemitismus aber nicht. Dass es auch für "Halbjuden" im Dritten Reich lebensgefährlich werden konnte, das weiß ich von meiner Mutter. Sie ...
Der Holocaust war 1945 zu Ende, die Schwierigkeiten und der Antisemitismus aber nicht. Dass es auch für "Halbjuden" im Dritten Reich lebensgefährlich werden konnte, das weiß ich von meiner Mutter. Sie war das Kind einer "arischen" Deutschen und eines jüdischen Vaters. Nur mit viel Geschick und Mühe hat meine Großmutter immer im letzten Moment wohl das Schlimmste verhindern können. Dass die Probleme auch in der SBZ, der späteren DDR nicht verschwunden waren, wenn auch durchaus subtiler und hinter vorgehaltener Hand, das musste meine Mutter aber auch erleben. Ich habe nur kleine Ausläufer erlebt, aber auch die waren schlimm genug.
Was aber Ivar Buterfas-Frankenthal und seiner Ehefrau Dagmar so alles im Westen widerfahren ist, das fand ich in diesem Buch schon recht erschütternd. Umso mehr bewundere ich den Autor, der nicht nur dieses Buch geschrieben hat, sondern selbst jetzt noch im höchsten Alter vor Jugendlichen über seine Erfahrungen spricht.
Ich kann verstehen, dass viele Leser vorrangig ein Buch über die Unterdrückung und Gefahr unter der Hitlerdiktatur erwartet haben. Das ist eigentlich die gängige Literatur der Holocaust-Aufarbeitung. Gerade deshalb fand ich dieses Buch recht außergewöhnlich.
Da mir der Schreibstil und die Erzählweise nicht so ganz gefielen, hat es eine Weile gebraucht, das ganze Buch zu lesen. Warum das Buch in viele kleine, überschaubare Kapitel unterteilt ist und das Kapitel St. Nikolai sich endlos hinzieht, ohne jede Zwischenüberschrift, das hat sich mir nicht erschlossen. Hier hätte das Lektorat den Autor besser beraten müssen.
Zur Gestaltung: Das Cover ist gut gelungen. Heute ein Buch auf Hochglanzpapier zu drucken, ist eher ungewöhnlich. Einerseits blendet es teilweise beim Lesen, wenn das Licht einer Lampe darauf fällt, andererseits macht es das Buch unnötig schwer. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich lieber ein E-Book erworben. Zum Glück war die Schriftgröße gut lesbar, da wurde nicht gespart, was für mich als Brillenträger hilfreich war.
Fazit: Heute aktueller denn je. Lesenswert.