Eine gescheiterte Ehe, eine unglückliche Liebe.
Iwan Turgenjew war für mich eine kleine Herausforderung. Russische Literatur hat einen sehr einmaligen Charakter, der aufgrund zahlreicher russischer Namen nicht sonderlich leicht zu greifen ist. "Das ...
Iwan Turgenjew war für mich eine kleine Herausforderung. Russische Literatur hat einen sehr einmaligen Charakter, der aufgrund zahlreicher russischer Namen nicht sonderlich leicht zu greifen ist. "Das Adelsgut" ist eine Geschichte um Fjodor Lawretzki, der in seine russische Heimat zurückkehrt. Getrieben von der Liebe und doch nicht ganz zur Bindung fähig, so erscheint mir dieser Hauptcharakter zu sein. Dabei verkörpert er möglicherweise das Leben des Autors selbst. Um es mit Michail Schischkins Worten zu sagen: "Iwan Turgenjew hat sich mehrfach in seinem Leben in einer solchen Situation befunden, und jedes Mal haben ihn die Furcht vor Verantwortung für eine Familie und die Notwendigkeit, sich mit irdischen Sorgen zu belasten, zurückschrecken lassen." Fjodor hat sich in diesem Werk in Lisa, das unschuldige, junge Mädchen und Tochter seiner Cousine, verliebt. Zu dieser Zeit war Fjordor zwar noch mit Warwara verheiratet, allerdings schien diese Ehe mehr als gescheitert zu sein. Als er eines Tages vom Tod seiner Frau erfährt, scheint plötzlich das große Glück mit Lisa möglich. Doch diese entscheidet sich nach reiflichen Überlegungen ins Kloster zu gehen.
Turgenjew beschreibt sehr eindrucksvoll die Welt des Adels um 1842 - Beziehungen und das familiäre Verhalten. Auch Einflüsse des westlicheren Lebens, die der traditionellen russischen Ansicht gegenüberstehen, werden von Fjodor verkörpert.
Trotz dieser recht spannenden Themenwelt kann ich leider nicht sagen, dass mich dieses Buch sehr begeistert hat. Für mich war es äußerst schwierig den Faden zu behalten und das Wechselspiel zwischen den einzelnen Charakteren war so auch nicht gerade hilfreich. Die Beschreibungen und Bildwelt als solches finde ich für das Alter dieser Geschichte erstaunlich interessant, was vielleicht zusätzlich an der Neuübersetzung liegt. Das Nachwort von Michail Schischkin fand ich in diesem Fall ähnlich faszinierend und betrachte dies für eine weitere Einschätzung des Gelesenen als überaus hilfreich. Für Fans und geübtere Leser klassischer, russischer Literatur ist dieses Buch sicherlich ein Muss!