Den Boden unter den Füßen weggezogen bekommen
Jurre passiert genau das. Da geht es einem frischgebackenen Weltmeister wohl nicht viel anderes als Otto Normalverbraucher. Gerade bei entsprechenden Vorfällen im familiären Bereich trifft es uns besonders ...
Jurre passiert genau das. Da geht es einem frischgebackenen Weltmeister wohl nicht viel anderes als Otto Normalverbraucher. Gerade bei entsprechenden Vorfällen im familiären Bereich trifft es uns besonders hart. Und Jurre kann es sich nicht erklären, wieso er dafür verantwortlich gemacht wird.
Seine Frau hat ihn also verlassen und er ist sich selbst keines Vergehens bewusst. Vielleicht geht es im weiteren Verlauf des Romans darum, ein Rätsel zu lösen. Vielleicht geht es aber auch darum, Jurre bei seiner Weiterentwicklung zu begleiten.
Ich kenne dieses Phänomen auch: Je mehr man seine Unschuld bezeugt, umso weniger wird einem geglaubt. Doch welche Alternative bleibt, um der Wahrheit ans Licht zu verhelfen? Es gibt ein altes Wort dafür, was im Roman passiert: Rufmord. Jurre lehnt sich irgendwann nicht mehr auf, da er erkannt hat, was in seiner Macht steht und was eben auch nicht.
Letztendlich muss er sich mit einem manipulativen Menschen auseinandersetzen, dessen tieferen Beweggründe nicht ganz klar sind. Die Idee, es anderes zu probieren, als den üblichen Weg, ist so einfach wie genial. Jurre macht etwas sehr weises.
Und was ist eigentlich mit Doktor A.? Er kommt wie die Jungfrau zum Kinde bzw. zu Jurre, da er zunächst auch völlig ahnungslos erscheint. Letztendlich wird er jedoch zur tragenden Schlüsselfigur, der Jurre den entscheidenden Hinweis gibt. Die visuelle Darstellung auf dem Cover finde ich sehr passend.
Dem Autor gelingt es, eine dichte und tiefgründige Geschichte zu entwickeln, bei der die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten wird, obwohl es sich nicht um einen Krimi oder Thriller handelt. Als Leser kommen wir der Person des Jurre sehr nah und können, an seiner emotionalen Entwicklung teilnehmen. Der Autor lässt uns umfassenden an seinen Gedankengängen teilhaben.
Fazit: Ein außergewöhnliches Buch, das zwar einige Antworten liefert, aber auch so manche Frage aufwirft, über die es lohnt, nochmals genauer nachzudenken.