Viel mehr als ein Kriminalroman
Ein Toter, den niemand vermisst oder gar betrauert, dafür aber gleich mehrere potentielle Mörder - da ist der Ärger mit Harrys Leichnam vorprogrammiert. Wer Harry zu Lebzeiten gewesen ist, erfährt der ...
Ein Toter, den niemand vermisst oder gar betrauert, dafür aber gleich mehrere potentielle Mörder - da ist der Ärger mit Harrys Leichnam vorprogrammiert. Wer Harry zu Lebzeiten gewesen ist, erfährt der Leser nur am Rande; viel wichtiger ist es dem Autor, die Charaktere der Lebenden zu beleuchten. Und die anscheinend ehrbaren Einwohner von Sparrowswick haben so ihre Geheimnisse.
Jack Trevor Story (1917 – 1991) treibt ein makabres Spiel : so leicht und locker seine Erzählweise den Leser zu fesseln vermag, so dunkel und abgründig präsentiert er die menschliche Seele. „Wir sind alle nett …Ich verstehe gar nicht, wie jemand uns nicht mögen kann“ lässt Trevor einen der Bürger äußern. Mit tiefschwarzem Humor enthüllt er nach und nach, wie diese netten Leute planen, ein vermeintliches Verbrechen unter den Teppich zu kehren. Es liest sich amüsant, aber auch erschreckend: welcher Kontrast zu ihrem alltäglichen Leben offenbart sich hier! Story treibt das Thema satirisch auf die Spitze und stellt dem geradezu grotesken Geschehen um den toten Harry äußerst „lebendige“ Themen gegenüber, die von größerer Bedeutung scheinen. So etwa entstehen durch die Probleme um Harrys Leiche gleich zwei Liebesbeziehungen.
Übrigens handelt es sich bei Miriam Mandelkows Übersetzung um die erste Übertragung des (bereits 1949 in England erschienenen) Romans ins Deutsche. Sie gibt die Intentionen des Autors treffend wieder: Ein sarkastischer Blick auf menschliche Eigenschaften, viel mehr als nur ein Kriminalroman!