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Veröffentlicht am 10.10.2024

"Das Buch Hanna"

Ein anderes Leben
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Mit dem aufschlussreichen Titel “Das Buch Hanna“ bezeichnet Caroline Peters die Erinnerungen ihrer Mutter. Denn Hanna hat ihre eigene Sicht auf ihre Vergangenheit, die bisweilen erheblich von der ihrer ...

Mit dem aufschlussreichen Titel “Das Buch Hanna“ bezeichnet Caroline Peters die Erinnerungen ihrer Mutter. Denn Hanna hat ihre eigene Sicht auf ihre Vergangenheit, die bisweilen erheblich von der ihrer Töchter abweicht.
Sehr sensibel spürt die Autorin dem Leben ihrer Mutter nach. Sie begegnet deren Wünschen, die oft im Widerspruch zu den Erwartungen der bürgerlichen Gesellschaft der Siebziger Jahre stehen, mit dem Verständnis der inzwischen erwachsenen Tochter und begreift, wie stark die Doppelrolle der Frauen jener Zeit ihre Mutter belastet hat. Hausfrau, Ehefrau, Mutter und eine Karriere als Schriftstellerin - das ist kaum in Einklang zu bringen.
Erst am Grab ihres Vaters ist Peters bereit, über Hanna nachzudenken, die zu jener Zeit schon einige Jahre nicht mehr am Leben ist. Sie erzählt in leichtem Ton, wunderbar lesbar und sehr humorvoll, doch der Leser spürt die leichte Wehmut dahinter.
Gegenwart und Vergangenheit vermischen sich hier auf eigene Weise. Aus dem „Buch Hanna“ und den oft konträren Erinnerungen der drei Schwestern setzt sich schließlich ein Bild ihrer Mutter zusammen: einer klugen Frau, die den gesellschaftlichen Erwartungen ihrer Zeit entsprechen, aber ebenso sehr ein autarkes Leben als Künstlerin führen will und beinahe daran zerbricht.
Einfühlsam und nachdenklich - ein überzeugendes Romandebüt von Caroline Peters!





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Veröffentlicht am 15.09.2024

Sensibler Jugendroman

Unser Buch der seltsamen Dinge
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Einen Serienmörder fangen? Die zwölfjährige Miv traut sich das ohne weiteres zu, natürlich gemeinsam mit ihrer Freundin Sharon. Auslöser für diese Idee ist die Ankündigung ihres Vaters, aus Yorkshire fortzuziehen. ...

Einen Serienmörder fangen? Die zwölfjährige Miv traut sich das ohne weiteres zu, natürlich gemeinsam mit ihrer Freundin Sharon. Auslöser für diese Idee ist die Ankündigung ihres Vaters, aus Yorkshire fortzuziehen. Doch ihre vertraute Umgebung will Miv nicht verlassen, erst recht nicht ihre beste Freundin. Vielleicht wird die Familie bleiben, wenn der Yorkshire-Ripper gefasst ist, der seit einiger Zeit die Menschen in Angst versetzt? Miv beginnt Merklisten zu schreiben, und eine nicht ungefährliche Recherche beginnt…
Jenny Godfrey siedelt ihren Roman in einer kleinen Industriestadt Yorkshires an, Ende der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts. In flottem, wirklich sehr gut lesbarem Stil entführt sie uns in eine Zeit, die einige von uns noch aus ihrer Kindheit kennen; eine Zeit, in der Vorurteile, Intoleranz, Ausgrenzung und offene Rassendiskriminierung an der Tagesordnung waren. In dem typischen Kleinstadtklima, von dem die Autorin so packend erzählt, dringen Probleme, die in der Familie auftreten, nicht nach außen, getratscht wird dennoch. Die genauen Beobachtungen der Freundinnen (motiviert durch ihre Liste) führen dem Leser die Menschen ihrer Umgebung konkret vor Augen - ihre Außenwirkung und den Blick hinter die Fassade. Da gibt es Brutalität, Gewalt und heimliche Laster; aber auch Mut, Hilfsbereitschaft, und wahre Freundschaft. Bei allen Problemen siegt dennoch der Optimismus der Jugend und stärkt die jungen Leute. Sehr einfühlsam und authentisch hat Godfrey die Charaktere angelegt, besonders die Protagonistin Miv, aus deren Sicht der größte Teil des Romans erzählt wird.
Vor dem Hintergrund der Yorkshire Ripper-Morde (die es tatsächlich gab) spiegelt Godfreys Buch auf durchaus unterhaltsame Weise die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse der 70er Jahre und lädt diskret dazu ein, diese mit unseren aktuellen Umständen zu vergleichen und zu reflektieren.

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Eindrucksvoll

Wünsche
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Es sind schmerzliche Erfahrungen, die das Kind Mượn Thị Văn während der Flucht aus Vietnam macht. Der Aufbruch in eine ungewisse Zukunft, das Zurücklassen der Heimat und des geliebten Großvaters, die ...

Es sind schmerzliche Erfahrungen, die das Kind Mượn Thị Văn während der Flucht aus Vietnam macht. Der Aufbruch in eine ungewisse Zukunft, das Zurücklassen der Heimat und des geliebten Großvaters, die stets gegenwärtige Lebensgefahr - all das versteht die Autorin auf eindrückliche Weise dem Leser zu vermitteln. In nur wenigen Sätzen kommt die ganze Dramatik einer Flucht zum Ausdruck, wobei das Kind seine eigenen Wünsche auf die Dinge seiner Umgebung überträgt: "Die See wünschte, sie wäre ruhiger." Jeder einzelne Satz ist eingebettet in ganzseitige Illustrationen. Sehr eindrucksvoll, aber farblich zurückhaltend erzählen die Bilder der Illustratorin Victo Ngai von der Flucht, den Gefahren und Emotionen der Menschen, erweitern und interpretieren den Text.
Mit dem Bilderbuch „Wünsche“, geschrieben aus Kindersicht, lässt sich Kindern das Thema Flucht und Flüchtlinge gut verständlich vermitteln.


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Veröffentlicht am 15.08.2024

Frei wie ein Vogel

Wie ein Vogel. Kindheitserlebnisse aus der DDR: poetisch erzählt, wunderschön illustriert.
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Vögel spielen im Leben der kleinen Gerda und ihrer Familie eine große Rolle. Manche werden in Käfigen gehalten, andere wiederum können frei umherfliegen - auch über die Mauer, die Deutschland während ...

Vögel spielen im Leben der kleinen Gerda und ihrer Familie eine große Rolle. Manche werden in Käfigen gehalten, andere wiederum können frei umherfliegen - auch über die Mauer, die Deutschland während Gerdas Kinderzeit in zwei unterschiedliche Staaten teilt. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte, wie eine Metapher für die Bewohner der beiden deutschen Republiken.
Zu Beginn ihrer Erzählung macht Gerda uns mit ihrer Familie bekannt, in Schwarz-Weiß-Bildern, wie sie lange Zeit noch in der DDR als Fotos üblich waren. Doch der Alltag des kleinen Mädchens besteht nicht nur aus Grau- und Weißtönen, sondern vor allem aus farbigen Erlebnissen und einem liebevollen Miteinander in der Familie.
Aus der Sicht des Kindes beschreibt Raidt ihr Leben in Ostberlin. Politik spielt für sie noch keine Rolle; sie erlebt ihren Kindergarten- und später Schulalltag mit seinen negativen und positiven Aspekten, unangenehmen und schönen Erlebnissen und schließlich den Tag der Maueröffnung. Die zahlreichen, teilweise ganzseitigen Illustrationen verdeutlichen den Text und vermitteln einen guten Einblick in Gerdas Umgebung. Die Aufmachung des Buches erinnert an ein Schulheft oder -Kladde, eine Art kindliche Erinnerungsbuch.
Am Schluss des Büchleins erklärt eine kurze, für Kinder leicht zu verstehende Passage in wenigen Sätzen die Situation der beiden deutschen Staaten; eine passende Gelegenheit für den Vorleser, eigene Erfahrungen hinzuzufügen oder auf Fragen einzugehen.



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Veröffentlicht am 24.07.2024

"Wir drei sind eins"

Kleine Monster
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Pia, Jakob und Luca: eigentlich leben sie als glückliche Familie zusammen – bis eines Tages ein Vorfall in der Schule ihre heile Welt erschüttert. Der siebenjährige Luca soll einer Klassenkameradin etwas ...

Pia, Jakob und Luca: eigentlich leben sie als glückliche Familie zusammen – bis eines Tages ein Vorfall in der Schule ihre heile Welt erschüttert. Der siebenjährige Luca soll einer Klassenkameradin etwas angetan haben.Was genau passiert ist, bleibt allerdings im Ungewissen. Luca bestreitet die Beschuldigungen, seine Eltern wollen ihn schützen, doch bei Pia schleichen sich leise Zweifel ein. Ist er wirklich unschuldig? Oder können nicht auch Kinder hinterhältig und "kleine Monster" sein?
Auf raffinierte Weise schildert die Autorin, wie sich Stück für Stück Pias Misstrauen aufbaut,
die Harmonie in der Familie Risse bekommt. Sie nutzt dazu zwei Handlungsebenen; die Ereignisse der Gegenwart lassen in Pia dramatische Erinnerungen an ihre eigene Kindheit wach werden. Aus der Sicht der Erwachsenen, die nun selbst Mutter ist, bewertet sie die Geschehnisse (und ihre eigene Rolle darin) neu. Sind Linds Formulierungen anfangs nur vage, so werden sie im Verlauf der Geschichte immer deutlicher und erzeugen eindrucksvolle Bilder der vergangenen und aktuellen Geschehnisse. Dabei erzählt sie in einem schlichten Stil, ohne jedes Pathos, und lässt den Leser einen tiefen Blick in Pias Psyche und die Familienstrukturen werfen.
„Wir drei sind eins“ - das galt für Pia und ihre zwei Schwestern in der Vergangenheit. Auch für ihre kleine Familie in der Gegenwart erwartet sie das. „Eine glückliche Familie. Bis wir es nicht mehr sind."

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