Cherryman jagt Mister White

Schullektüre, klügster und spannendster Roman, sind Worte von der damaligen Presse für dieses Buch. Wenn man das ein bisschen runter fährt, bleibt immer noch Platz für ein kluges und vor allem sehr Interessantes Buch.

Geschichte: Rick ist 18 Jahre alt, arbeitslos und kommt aus einem kleinen Kaff in Brandenburg. Fast täglich wird er von einer Clique aus seinem Dorf drangsaliert, geschlagen oder zum Bier kaufen geschickt. Umso erstaunlicher ist es, daß sich diese Deppen plötzlich sehr nett zeigen und ihm zu einer Lehrstelle, als Gärtner in Berlin verhelfen wollen. Mißtrauisch, aber so verzweifelt nach Arbeit suchend, lässt er sich überreden, das Vorstellungsgespräch anzunehmen. Die Lehrstelle ist real, aber mit der Bedingung verknüpft, das er dem " Heimatschutz" einen Gefallen erweisen soll, doch im Laufe der Zeit verdrängt Rick das Problem und denkt sich nur, dass es ja nichts schlimmes sein kann. Als er sich dann noch während der morgendlichen Zugfahrten nach Berlin verliebt und von einer eigenen Wohnung träumt, ist ihm der Gefallen auch nicht so wichtig, zumal er bei seiner Arbeit im Park nur den angrenzenden Jüdischen Kindergarten beobachten soll. Als der Heimatschutz mehr will, kämpft Rick mit seinem Gewissen....

Arjouni war der geborene Erzähler und der Schreibstil ist einfach nur genial. Das Buch habe ich auf einen Rutsch durchgelesen und war über das Fulminante Ende doch sehr erstaunt aber auch begeistert. Die Personen sind teilweise extrem echt dargestellt und die Geschichte ist durchweg aktuell und vor allem nachvollziehbar. Aus dem sehr naiven Rick entwickelt sich jemand, der Herz und Verstand benutzt und vor allem der Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen.

Es ist kein Roman mit erhobenem Zeigefinger , der alle als Nazis darstellt und Juden immer die Opfer sind, sondern ein intelligentes Buch zum nachdenken, dass sich eher mit Zivilcourage auseinandersetzt und egal auf welche Gruppierungen angewandt werden kann, da es nur für einen Weg eintritt. Den Weg der Vernunft!