Cover-Bild Das Lied vom Tun und Lassen
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 01.03.2013
  • ISBN: 9783499259975
Jan Böttcher

Das Lied vom Tun und Lassen

Eine Schule namens Gegenwart.

Der alternde Lehrer Mauss gibt Musikunterricht der anderen Art: Bei ihm gründen die Schüler Bands und machen sich im Internet zu Stars. Nur Clarissa nutzt ihr Weblog eher für eine Reise nach innen. Seit sich ihre Freundin vom Schuldach in den Tod gestürzt hat, ist für sie nichts mehr, wie es war. Und dann bändelt die Abiturientin ausgerechnet mit dem Schulgutachter Johannes Engler an, der gekommen ist, um nach dem Unglücksfall Licht in das Dunkel zu bringen. Engler ist verwirrt, hingerissen, er taumelt - und das ist erst der Anfang vom Lied.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Einfach genial!

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Mit dem Selbstmord von Meret Kugler, die vom Schuldach springt, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, wird die Geschichte in Jan Böttchers Roman in Gang gesetzt. Drei Menschen beschreiben in seinem Buch, ...

Mit dem Selbstmord von Meret Kugler, die vom Schuldach springt, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, wird die Geschichte in Jan Böttchers Roman in Gang gesetzt. Drei Menschen beschreiben in seinem Buch, wie die Situation sie und die Menschen um sie herum verändert hat. Musiklehrer Immanuel Mauss versucht alles, um seinen Schülern zu helfen, sie treffen sich in seinem Haus und trauern, reden, hören Musik. Er schafft ihnen einen Zufluchtsort, als sie diesen am nötigsten brauchen. Bis auf Clarissa scheint er auch allen damit helfen zu können, sie finden ins Leben zurück und konzentrieren sich auf das, was gerade wichtig scheint: ihr Abitur. Johannes Engler kommt als Gutachter an die Schule, beobachtet den Unterricht von Mauss und lernt die verzweifelt in ihrer Trauer blockierte Clarissa kennen und beginnt mit ihr eine Beziehung, die schnell zum Scheitern verurteilt scheint. Clarissa selbst lässt den Leser in Blogeinträgen teilhaben an ihren Erlebnissen mit Freunden auf einer Reise durch Frankreich, ihre Rückkehr und was sie dabei bewegt. Immer bei ihr ist M., eine Freundin, die abgehauen ist, Sinnbild für die aus ihrem Leben verschwundene Meret, die sie hilflos und voller Fragen zurückließ.
„Das Lied vom Tun und Lassen“ ist kein Roman der durch spannende Handlung oder viele Effekte besticht, sondern durch die Emotionalität der Sprache und die leisen Zwischentöne. In allen Geschichten schwingt viel Hilflosigkeit und Verzweiflung mit, obwohl alle Protagonisten immerzu von andern Menschen umgeben sind, zeichnet sie eine tiefe Einsamkeit aus, aus der sie nicht herausfinden können. Mauss muss erkennen, dass er den Schülern nicht so helfen kann, wie er möchte. Engler hat zwar einen Sohn, den verschweigt er aber und fühlt sich in der Beziehung zu der jungen Clarissa schnell hintergangen. Und Clarissa fühlt sich von ihren Freunden verraten, die ihr viel zu schnell ins Leben zurückfinden und nicht mehr um Meret trauern, die sie selbst noch in jedem Moment begleitet. Hilflos stehen sie sich alle gegenüber und wissen nicht, wie und wo sie Halt finden sollen, in der für sie so zerfallenen Welt. Die Frage nach dem Ich und dem Wir, mit dem sich ein Buch beschäftigt, das sowohl Clarissa als auch der Musiklehrer gelesen haben, schwebt als Thema über dem gesamten Roman, was passiert wenn meine individuellen Gefühle von der Gruppe nicht verstanden werden, was ist, wenn mein Ich dem Wir plötzlich im Weg steht?

Jan Böttcher fasst ihre Sprachlosigkeit in Worte und schafft eine Atmosphäre von Trauer, Angst, Verzweiflung, aber immer auch ein bisschen Hoffnung, dass die Situation nicht endgültig ist, sondern ein Prozess, dessen Ende nicht feststeht.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Eine Schülerin bringt sich um

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Die Reaktionen und das Leben an der Schule und drumherum, vorher und vor allem nachher, werden aus drei Perspektiven geschildert: vom Musik- ud Englischlehrer Immanuel Mauss, einem verwitweten Idealisten, ...

Die Reaktionen und das Leben an der Schule und drumherum, vorher und vor allem nachher, werden aus drei Perspektiven geschildert: vom Musik- ud Englischlehrer Immanuel Mauss, einem verwitweten Idealisten, der mit seinen Schülern auf Du und Du ist und wirklich versucht, auf sie einzugehen - sowohl im Alltag, als auch bei besonderen Ereignissen, wie der von ihm angebotenen Radtour durch Nordengland. Mauss ist einfühlsam, versucht zu verstehen, hadert mit seinem eigenen Schicksal und dem von anderen

Vom noch recht jungen Schulinspektor Johannes Engler, der sozusagen die Außensicht hineinbringt: er besucht die Schule erst nach dem traurigen Ereignis und ist damit empirisch gesehen am ehesten auf Augenhöhe mit dem Leser. Er ist für vieles offen, wirkt noch recht unfertig - auch die Inspektion ist quasi nur ein Zwischenjob. Obwohl er bereits Vater ist und die Dreißig schon lange überschritten hat, ist er noch nicht im Erwachsenenleben angekommen

Und von Clarissa, der Mitschülerin der Toten: obwohl sie keine Freundin war, nimmt der Verlust quasi ihr ganzes Leben ein, durchdringt Träume, Gedanken wie auch die Realität.

Ein tolles Thema, ein spannendes Buch - so schien es mir. Ein passendes Titelbild, eine vom Autor liebevoll gestaltete Website, auf der die im Buch vorkommenden, von den Schülern geschriebenen Liedtexte musisch umgesetzt wurden.

Doch ach, ich tat mich unendlich schwer, in dieses Buch reinzukommen und am Ball zu bleiben.Der Autor kann schreiben, sicher: jeder der drei Teile trägt seinen eigenen Stempel, transportiert der Charakter der erzählenden Person. Was also fehlt: für mich ist die Geschichte viel zu wenig packend, ich bin nicht hineingekommen, sondern habe bis zum Ende auf Erkenntnisse, den Clou, auf ein oder mehrere I-Tüpfelchen gewartet - kurzum, ich habe mich gelangweilt. Aus meiner Sicht konnte dieses Buch nicht mit anderen Romanen zum Thema Schule, bspw. "Der Hals der Giraffe" von Judith Schalansky oder "Schweigeminute" von Siegfried Lenz, in dem es auch um einen Todesfall geht, mithalten. Ob es daran liegt, dass Jan Böttcher nicht faszinieren vermag? Ich weiss es nicht. Vielleicht fehlt mir nur ganz einfach der Zugang zu seinen Gedanken und seinem Stil!