Anarchisch und anstrengend
Ab der ersten Seite hatte ich Probleme mit dem anarchischem Schreibstil. Der Autor nennt es im Text einmal „Erzähldriftdrang“ und das trifft den unsortierten, willkürlichen Text ziemlich gut. Überhaupt ...
Ab der ersten Seite hatte ich Probleme mit dem anarchischem Schreibstil. Der Autor nennt es im Text einmal „Erzähldriftdrang“ und das trifft den unsortierten, willkürlichen Text ziemlich gut. Überhaupt gibt es viele Wortschöpfungen und Beschreibungen, wovon mir nur einige wirklich gut gefallen haben. Die Sätze sind lang und verschachtelt und von Fußnoten durchsetzt (262 insgesamt) und ich hatte den Eindruck eines ziemlich selbstverliebten Schreibstils. Wenn es in späteren Kapiteln heißt, dass wohl vorher etwas falsch wiedergegeben wurde, dann empfand ich das nicht als charmant sondern sehr nervig, da man als Leser ja seine Zeit investiert und nicht jeden (unnötigen) Gedankengang des Autors nachlesen muss. Das Kapitel über Rammstein kann man wohl nur verstehen, wenn man die Band und ihre Lieder gut kennt. Inhaltlich fand ich die Beschreibungen der sozialistischen Staaten sehr gut gelungen. Die Erinnerungen an die Lebensstationen des Sohns und seine psychische Erkrankung bis zum Selbstmord werden nüchtern, aber sehr liebevoll beschrieben. Persönlich brauche ich mehr Struktur in einem Text und kann auch die außergewöhnlichen Kapitelbeschreibungen nicht gut finden. Vielleicht verstehe ich das Werk auch nicht, aber das Lesen war kein Vergnügen und ich war froh, als das Buch (ziemlich abrupt) zu Ende war.