Guter Überblick
Das – unbedingt sehenswerte – Historische Museum Frankfurt lässt uns hier einen vielfältigen Blick in die Geschichte der Stadt werfen. 100 Gegenstände werden uns mit Bild und Text vorgestellt und führen ...
Das – unbedingt sehenswerte – Historische Museum Frankfurt lässt uns hier einen vielfältigen Blick in die Geschichte der Stadt werfen. 100 Gegenstände werden uns mit Bild und Text vorgestellt und führen uns auf eine Reise durch die Stadtgeschichte, vom 17 Millionen Jahre alten Fossil bis hin zum Papphäuschen als Symbol des Protests gegen steigende Mieten in der Gegenwart. Jedes Objekt wird auf einem Farbbild vorgestellt, auch sonst gibt es viele Abbildungen. Diese hochwertige Gestaltung erfreut und ist anschaulich.
Die Objekte selbst finde ich fast durchweg gut gewählt, es sind passende Sinnbilder für allgemeine Entwicklungen, bestimmte Ereignisse oder sich ändernde Strömungen. Schade fand ich nur, daß gleich ein Fünftel aller Artikel sich mit den Jahrzehnten seit 1945 beschäftigt und gerade die letzten Gegenstände doch immer wieder das gleiche Grundthema hatten. Das 17. und 18. Jahrhundert zusammen haben weniger Artikel im Buch, obwohl es hier durchaus auch genügend Gegenstände gegeben hätte, wie ich von meinen Besuchen im Museum weiß. Auch das 19. Jahrhundert kommt im Vergleich zur Nachkriegszeit etwas kurz. Diese Gewichtung ist natürlich Geschmacksache, ich hätte bei einem Buch, aus dem ich etwas über die Geschichte lernen möchte, weniger Ungleichgewicht erwartet. Allerdings lernt man insgesamt wirklich einiges über Frankfurt und erlebt durch die Gestaltung auch gut die Wandlungen der Stadt.
Die Artikel sind von verschiedenen Autoren, was sich ebenfalls bemerkbar macht. Insgesamt war mir Vieles zu knapp. Das ist von einem Buch, das einen Überblick geben möchte, natürlich auch nicht anders zu erwarten, nur hätten öfter zwei oder zwei zusätzliche Sätze schon geholfen, relevante Informationen zu vermitteln, die fehlten. Überwiegend sind die Texte etwas trocken, manchmal aber sehr farbig. Eine Autorin legt so viel Wert auf Gendern, dass man sich vor lauter „/innen“ kaum noch auf ihre eigentlich guten Artikel konzentrieren kann, hier wird das Gegendere so verkrampft, dass es sogar „Abzug der Amerikaner/innen“ heißt, was ich bisher so übertrieben noch nie gelesen habe. Dafür ist einer der Artikel dieser Autorin (über den Bombenangriff) m.E. einer der besten des Buches, da man hier auch die Menschen hinter dem Geschehen erlebt. Insgesamt sind die Texte also ein etwas gemischtes Vergnügen, aber es geht hier vorweg um den Informationsgehalt und der ist absolut gegeben. Das Buch bietet einen guten Weg, sich Frankfurt durch seine Geschichte zu nähern, einen farbigen, vielfältigen Überblick zu bekommen. Zahlreiche Quellenangaben bieten Möglichkeiten, Themen anschließend zu vertiefen.