✎ Jan Leidag - Mein schwieriges Leben
Als ich die Anfrage für dieses Buch bekam, musste ich gar nicht lange überlegen. '(Auto)Biografien, Erfahrungen, Tatsachen' ist das meistgelesene Genre in meinem Regal. Ich bin einfach mega interessiert ...
Als ich die Anfrage für dieses Buch bekam, musste ich gar nicht lange überlegen. '(Auto)Biografien, Erfahrungen, Tatsachen' ist das meistgelesene Genre in meinem Regal. Ich bin einfach mega interessiert an Menschen und ihren Erfahrungen.
Was Jan Leidag hier jedoch abliefert, gehört in meinen Augen in kein Buch.
Am Anfang war ich noch richtig gefangen in seinem Geschriebenen. Er schilderte Situationen, die ebenso mir nicht fremd sind. Ich hatte eine Schulfreundin, die wirklich Schlimmes über sich ergehen hat lassen müssen. Auch dort haben Pädagogen & Pädagoginnen - und das Jugendamt - versagt, weil sie einfach weggeschaut haben. Noch heute ist sie davon gezeichnet.
Ich bekam also Mitleid mit dem Schreiber und dachte, dass ich irgendwie ein Band beim Lesen zwischen uns knüpfen könnte.
Doch je mehr die Lektüre voranschritt, desto mehr musste ich mich aufrappeln, die 130 Seiten zu Ende zu lesen.
Er wiederholte sich ständig. Er springt in der Zeit. Zum Schluss hin gab es keine zusammenhängende Geschichte mehr, sondern es wurden wahllos Episoden aneinandergereiht. Man merkte richtig, dass er das unbedingt noch loswerden wollte, aber irgendwie nicht so richtig passte.
Bei mir ist leider nicht angekommen, was genau der Autor mit seinem Buch erreichen möchte. Möchte er, dass sich Opfer früher an Vertrauenspersonen wenden? Möchte er, dass andere genauer hinschauen und (früher) eingreifen?
Für mich ist er auch kein Vorbild. Klar hat er durchs Kämpfen einiges erreicht. Aber noch immer geht er den Weg der Resignation. Und das kann ich einfach nicht gutheißen! Das möchte ich meinem Kind nicht mit auf dem Weg geben.
Wenn jetzt hier jemand geschrieben hätte, der all das erfahren musste und nun einen Weg (für sich) gefunden hat, um Antrieb für junge Erwachsene zu sein, dann hätte ich dieses Buch gefeiert. Doch Herr Leidag ist noch lange nicht so weit. Er hadert in so vielen Punkten mit sich selbst. Er verwirrt Lesende nur, anstatt sie zu motivieren, weil er selbst noch nicht gefestigt ist. Ich sage nicht, dass er perfekt sein muss - das ist niemand! -, doch wie möchte man Unsicherheit mit Unsicherheit bekämpfen? Wie möchte man Jugendliche motivieren, wenn man selbst seinen eigenen Weg noch nicht gefunden hat?
Jan Leidag hat Mut bewiesen, weil er mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen ist. In dieser Form kann ich sie jedoch keinem empfehlen.
©2022 Mademoiselle Cake