Jule und Lea sind seit Jahren dicke Freundinnen – wobei nur eine von beiden wirklich dick ist. Während Jule hochgewachsen, schlank und hübsch ist, kommt Lea mit ihrer Figur und ihrem Gewicht so gar nicht klar. Sie leidet unter immer wiederkehrenden Fressanfällen mit Kontrollverlust, der sogenannten Binge-Eating-Störung. Weil Lea mit sich und ihrem Aussehen absolut unzufrieden ist, gehört sie auch eher nicht zur Kategorie der „Partymäuse“ und es ist purer Zufall, dass sie und Jule sich genau an diesem Abend in einem Club aufhalten, in dem die Band „Joyning“ spielt. Eigentlich wollten die 2 Mädels den Club auch gerade schon wieder verlassen, als die Stimme von Frontman Ben erklingt und diese Lea schlichtweg verzaubert. Für einen ganzen Abend kann sie ihre eigenen Probleme vergessen und fortan haben die beiden Mädels ihre Freizeitbeschäftigung gefunden – sie reisen der Band „Joyning“ von Auftritt zu Auftritt hinterher und zwischen Jule und Ben entsteht ganz langsam eine Freundschaft.
Ich habe das Buch „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ im Rahmen einer Wanderbuch-Aktion aus der Facebook-Gruppe „Rezensionsexemplare auf Wanderschaft“ gelesen. Durch die vielen positiven Rezensionen wurde ich auf das Buch aufmerksam und da ich einen der 4 offiziellen Fanclubs für eine sehr erfolgreiche deutschsprachige Band leite, hat mich das Buch alleine aufgrund seines Titels bzw. des Slogans "Ich stehe auf Konzerten vorne, weil hinten alles voll ist"!!! interessiert.
Der Schreibstil der Autorin ist einfach gehalten und das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Als Leser bekommt man einen Einblick in die Zerrissenheit von Lea, die permanent zwischen „ab morgen mache ich eine Diät“ und einer Fress-Attacke pendelt. Wenn man nicht unter Ess-Störungen leidet, sind einem diese Gefühle fremd und auch nicht wirklich nachvollziehbar. Oftmals wird diesen Menschen jedoch mangelnde Disziplin oder gar fehlender Wille vorgeworfen, etwas an ihrem Zustand ändern zu wollen. Durch Leas Gedanken kann der Leser jedoch nachvollziehen, dass die kleinste Kleinigkeit einen total aus der Bahn werfen kann und Disziplin und Wille sich dann als erstes aus dem Staub machen und die Seele erst dann Ruhe findet, wenn kiloweise Essen durch den Schlund in den Magen gewandert ist.
Halt findet Lea bei ihrer Freundin Jule, die man mit Fug und Recht als „beste Freundin“ bezeichnen kann und nach und nach auch bei Ben.
Was die beiden miteinander verbindet, kann man gar nicht so recht in Worte fassen. Es ist keine sexuelle Anziehungskraft, sondern die Tatsache, dass Ben Lea so nimmt wie sie ist. Er stört sich nicht an ihrer Leibesfülle, sondern sieht ihren Charakter und betraut sie immer mehr mit Aufgaben rund um die Band – sie verwaltet die Homepage, vereinbart die Rahmenbedingungen für neue Auftritte mit den Veranstaltern und so wird sie immer mehr zu einem wichtigen Teil von „Joyning“.
Freundin Jule geht dabei natürlich nicht leer aus, sie findet ihre große Liebe natürlich auch innerhalb der Bandmitglieder.
Leider ist die Geschichte ab einem gewissen Punkt sehr vorhersehbar. Ben offenbart Jule, dass auch er ein Geheimnis hat und … aaarrrggghhhhhhh ….ich hätte mir hier etwas schockierendes gewünscht, etwas außergewöhnliches, aber dass Ben …................................. nee, echt jetzt?
Nachdem Ben sein unspektakuläres Geheimnis gelüftet hat, dreht sich dann die Geschichte auch nur noch im Kreis. Jule nimmt sich eine Diät vor, Jule hat eine Fress-Attacke, Jule schmachtet Ben an, Jule nimmt sich eine Diät vor ..…......
Stellenweise könnte man dann noch denken, die Autorin habe einen Sponsorenvertrag mit Apple, denn die iPhone's sind allgegenwärtig. Den einen oder anderen Schreibfehler fand sich so ganz nebenbei auch noch.
Aus den Danksagungen am Ende des Buches lese ich heraus, dass die Autorin selbst von dieser Ess-Störung betroffen ist bzw. betroffen war und sie viel von sich selbst in die Story hat einfließen lassen.
Das Buch war für einige Zeit ganz unterhaltsam, aber eine Fortsetzung davon brauche ich für meinen Teil nicht.