Aufstieg und Fall einer amerikanischen Farmer-Familie
Eigentlich deuten nur wenige Worte im Klappentext darauf hin („König Lear in Iowa“). Aber der Roman ist eine moderne Version von Shakespeare’s „King Lear“. Wir haben in dem Protagonisten Larry Cook den ...
Eigentlich deuten nur wenige Worte im Klappentext darauf hin („König Lear in Iowa“). Aber der Roman ist eine moderne Version von Shakespeare’s „King Lear“. Wir haben in dem Protagonisten Larry Cook den alternden Patriarchen, in seiner stattlichen, 1000 Morgen großen Farm sein Königreich und in Rose, Ginny (Goneril) und Caroline (Cordelia) drei miteinander im Wettbewerb stehende Töchter.
Die Geschichte wird von der ältesten Tochter Ginny erzählt. Während ihr Pendant Goneril aber die verräterischste, gehässigste und unsittlichste von Lears Töchtern ist, trägt Ginny von diesen Eigenschaften nur leichte Züge und sie kommen auch erst nach einer ganzen Weile zu Tage. An der Oberfläche ist sie zurückhaltend, gehorsam, sowohl Vater als auch Ehemann gegenüber unterwürfig. Sie ist kinderlos nach mehreren Fehlgeburten und deshalb eifersüchtig auf Rose mit ihren zwei Töchtern. Auch auf Caroline ist sie eifersüchtig, weil diese dem Landleben entkommen und Anwältin in der Stadt ist.
Zwei Ereignisse bringen die jahrzehntelang bewahrte Kontinuität und den äußeren guten Schein in Unordnung. Der Vater überschreibt die Farm seinen Töchtern, um Erbschaftsteuer zu sparen, und der lange Jahre herumvagabundierende smarte Nachbarssohn mit einem Faible für Bio-Landwirtschaft kehrt zurück. Diese Ereignisse werden quasi wie eine gerade für Farmer folgenschwere plötzliche Wetterkatastrophe dargestellt. Die Beteiligten werden zu Gefangenen ihrer tausend Morgen.
Auffällig ist umso mehr die Stimme der Erzählerin, die stets die Kontrolle über das Erzählte behält und selbst nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen ist, obwohl die Geschichte rasant an Dramatik gewinnt. Themen wie Ehebruch, Kindesmissbrauch, Gewalt in der Familie, geplanter Mord haben große Bedeutung. Allerdings enthält der Mittelteil einige Längen. Die authentischen Schilderungen des Farmlebens (im Jahr 1979) lassen die Geschichte so real erscheinen und stehen in schönem Gegensatz zu neueren Romanen amerikanischer Autoren, die ich eher nicht lese.
Eine interessante amerikanische Familiengeschichte mit vielen unvermuteten Wendungen.