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Veröffentlicht am 01.05.2024

Sachbuch mit Einarbeitung persönlicher Erfahrungen

Sorry not sorry
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Leicht ist es mir nicht gefallen, das Buch zu lesen. Zum einen liegt das an der besonderen Sprache, die die Autorin benutzt. Für mein Verständnis ist der Text zu fremdwortlastig und werden zu viele Wörter ...

Leicht ist es mir nicht gefallen, das Buch zu lesen. Zum einen liegt das an der besonderen Sprache, die die Autorin benutzt. Für mein Verständnis ist der Text zu fremdwortlastig und werden zu viele Wörter und Begriffe eingestreut, die ihren Ursprung im Feminismus oder der Gendersprache haben, mir aber wenig sagen. Daher habe ich das eine oder andere Mal während der Lektüre gegoogelt, was überhaupt z.B. ein cis Mann ist, ein tomboy oder ein Pick-me-girl. Das hat dann den Lesefluss gehindert. Zum anderen schreibt die Autorin mit einer enormen Wut, insbesondere ihren eigenen Werdegang in der Literatur- und Medienwelt betreffend, die ich nicht immer nachvollziehen kann. Sobald ich dann aber in den Text hineingefunden habe, war ich doch von vielen angesprochenen Themen gefesselt. Schon die einführenden Erläuterungen dazu, warum Frauen grundsätzlich die Schuld an allem gegeben wird, sind sehr interessant. Es folgen dann Erörterungen zur Unfähigkeit der Frauen auf wirtschaftlichem und finanziellem Sektor, zu ihrer Benachteiligung als Autorinnen, zu Single-Leben, zu Frauengesundheit u.v.a.m. Die vermittelten Informationen und Fakten sind sehr lehrreich. Das Buch ist ohnehin als Sachbuch einzuordnen und daher auch eher Lesern von solchen zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.04.2024

Wissen, wo man herkommt

Mühlensommer
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Der Autorin, selbst wie die Protagonistin Maria auf einem Bauernhof aufgewachsen und später in die Stadt gegangen, ist ein wunderschöner Familienroman gelungen. In sich abwechselnden Abschnitten erzählt ...

Der Autorin, selbst wie die Protagonistin Maria auf einem Bauernhof aufgewachsen und später in die Stadt gegangen, ist ein wunderschöner Familienroman gelungen. In sich abwechselnden Abschnitten erzählt sie aus einigen Monaten Kindheit der 10jährigen Maria in den 1980er Jahren und aus der Gegenwart etwa 30 Jahre später, als sie wegen eines Unglücksfalls in der Familie zu Besuch auf dem elterlichen Bauernhof ist. Sie, die es als junge Erwachsene so schnell wie möglich weg vom Land in die Stadt gezogen hat, verspürt auf einmal den Wunsch, wieder dahin zurückzukehren, wo sie hergekommen ist.
Besonders die Kindheitsschilderungen haben mir sehr gut gefallen, habe ich mich doch in meine eigene Kindheit zurückversetzt gefühlt, die in denselben Zeitraum fällt. Bei Vielem habe ich sagen können, ja, genau so war es; etwa die so in gewesenen Besuche bei McDonalds, Ferienpassaktionen in den Sommerferien, das graue Telefon mit Wählscheibe. Allerdings wird mir umso bewusster, dass ich als Kind aus der Kleinstadt mit nichts in der Welt hätte tauschen wollen mit Maria, die als „Bauernkind“ in ihrem Umfeld so oft Hänseleien und Vorurteilen ausgesetzt gewesen ist. Sehr amüsant sind auch die vielen eingestreuten Anekdoten aus dem Dorfleben, z.B. die Suche des vermissten Schulhausmeisters oder die ersten Schießversuche Marias mit einem Luftgewehr. Einige Szenen insbesondere im Zusammenhang mit den Tieren (z.B. das Ertränken junger Kätzchen, die Hausschlachtung) sind starker Tobak, geben aber lebensnah das bäuerliche Leben wieder. Der Erzählstrang aus der Gegenwart bleibt im Niveau meiner Ansicht nach dahinter etwas zurück. Er wirkt auf mich teilweise zu aufgesetzt, weil es wenig realistisch ist, dass Maria innerhalb eines Wochenendes bereit ist, ihr Leben komplett umzukrempeln. Dazu gehört auch der Flirt auf dem Kirchweihfest. Allerdings ist anzuerkennen, dass die Autorin auch hier bemüht ist, das Leben der Landwirte realitätsgetreu wiederzugeben. Dabei denke ich an die Erbfolgeproblematik innerhalb Marias Familie.
Auf jeden Fall sehr lesenswert für LeserInnen von Familiengeschichten.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Zwei Mädchen beschreiten ihren Weg

Malnata
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Die Geschichte ist angesiedelt in Monza/Italien im Jahr 1935. Mussolini und der Faschismus sind im täglichen Leben der Italiener allgegenwärtig. Da kommt es nicht gut an, wenn die eine Protagonistin – ...

Die Geschichte ist angesiedelt in Monza/Italien im Jahr 1935. Mussolini und der Faschismus sind im täglichen Leben der Italiener allgegenwärtig. Da kommt es nicht gut an, wenn die eine Protagonistin – die 14jährige Francesca aus gutbürgerlichem Hause – sich gegen das propagierte Frauenbild wehrt, wonach die eigentliche Rolle der Frau es ist, sich dem Mann unterzuordnen. Hierzu wird sie allein durch die Freundschaft mit der gleichaltrigen Maddalena befähigt, die ärmlichen Verhältnissen entstammt und in der Stadt als Unglücksbringerin verschrien ist, weil ihre schlechten Prophezeiungen mehrfach wahr wurden.
Für mich persönlich war der Roman sehr interessant. Er übt viel Gesellschaftskritik, insbesondere die Rolle von Mann und Frau, die unterschiedlichen sozialen Milieus und die politischen Verhältnisse betreffend. Die beiden Freundinnen sind bewundernswert, wie sie nach Selbstbestimmung streben und sich auflehnen. Allerdings ist nicht all ihr Verhalten gutzuheißen. Immerhin sind manche ihrer Aktionen kriminell.
Mich haben die wenigen Monate, die uns aus dem Leben der beiden jungen Menschen geschildert werden, in den Bann gezogen. Ihre Entwicklung zu selbstbestimmten Menschen in einem autoritären Umfeld ist faszinierend dargestellt.

Das Buch ist zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Die folgenschweren Auswirkungen des Vietnam-Krieges

Wo die Asche blüht
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Dieses Buch zu lesen, war eine große Bereicherung für mich. Nicht nur, weil ich erstmalig einen Roman einer vietnamesischen Schriftstellerin lesen durfte, sondern auch wegen des in seinem Vordergrund stehenden ...

Dieses Buch zu lesen, war eine große Bereicherung für mich. Nicht nur, weil ich erstmalig einen Roman einer vietnamesischen Schriftstellerin lesen durfte, sondern auch wegen des in seinem Vordergrund stehenden Themas des Vietnam-Krieges. Natürlich war er mir schon vage bekannt, habe ich insbesondere davon gehört, wie traumatisch er bis in die Gegenwart für die amerikanischen Kriegsveteranen war. Doch er trug sich zu einer Zeit zu, als ich noch Kind war und deshalb wenig berührt von dem weltweiten Geschehen. Nun aber habe ich überhaupt erst gelernt, worum es bei dem Krieg ging, welche Gruppierungen gegeneinander kämpften und weshalb und in welcher Weise die USA an ihm beteiligt war. Die Redensart „Lesen bildet“ hat sich also mich betreffend voll und ganz bewahrheitet. Abgesehen von den militärischen Einzelheiten zu besagtem Krieg habe ich mit großem Interesse gelesen, welche großen gesellschaftlichen, bis in die Gegenwart reichenden Auswirkungen er hatte, indem so viele amerikanische Soldaten Verbindungen zu vietnamesischen Frauen unterhielten, aus denen häufig Kinder entstammten, die sog. Amerasier. Diese erfuhren dann Zeit ihres Lebens eine kaum zu glaubende Diskriminierung in ihrer Heimat. Ebenso wenig fassbar ist es, wie immens die Sexindustrie während des Krieges war. Die Autorin hat zu allem gut recherchiert und alles schlüssig und verständlich erzählt. Sie bereitet das Thema- angesiedelt im Jahr 2016 - anhand eines amerasischen, farbigen Mannes, der verzweifelt auf der Suche nach seinen Eltern ist, und eines Veteranen, der seine Vergangenheit während eines Urlaubs in Vietnam aufarbeiten und sich seiner Verantwortung gegenüber seinem seinerzeit gezeugten Kind stellen will, auf. Einzig vermisst habe ich ein Glossar, in dem vietnamesische Vokabeln erklärt werden, die doch zahlreich eingestreut werden, was natürlich authentisch wirkt.
Ein sehr lesenswerter Roman, insbesondere für historisch interessierte Leser.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Biografie einer bemerkenswerten Frau

Gussie
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Wer geschichtliches Interesse an historischen Persönlichkeiten hat, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Es handelt von Auguste Adenauer, genannt Gussie, der zweiten Ehefrau des ersten deutschen Bundeskanzlers. ...

Wer geschichtliches Interesse an historischen Persönlichkeiten hat, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Es handelt von Auguste Adenauer, genannt Gussie, der zweiten Ehefrau des ersten deutschen Bundeskanzlers. Ihren Lebenslauf hat der Autor akribisch und mit viel Liebe zum Detail hervorragend recherchiert und zur Grundlage seines Romans gemacht. Vergleicht man seine diesbezüglichen Ausführungen im Buch mit der im Netz zu findenden Vita von Frau Adenauer, z.B.
https://www.konrad-adenauer.de/personen/seite/auguste-gussie-adenauer/
so wird man feststellen, dass Wortberg tatsächlich alle wesentlichen Gesichtspunkte berücksichtigt hat, vielleicht mit Ausnahme des Anfangs der Liebesgeschichte zwischen Gussie und ihrem so völlig unterschiedlichen, weil erheblich älter und verschlossen statt lebenslustig, Nachbarn Konrad, die in der Realität doch sehr viel mehr Raum einnahm als im Buch geschildert. Auf eine inhaltliche Wiedergabe von Gussies Lebenslauf möchte ich an dieser Stelle verzichten; sie sollte jeder selbst anhand des Romans nachlesen. Hervorheben möchte ich einzig, dass der Leser schon sehr früh erfährt, dass Gussie todkrank ist und die Rolle ihres Mannes als späterem erstem Bundeskanzler nicht mehr erleben wird. Da vage Andeutungen zur Ursache ihrer Erkrankung gemacht werden – sie soll mit ihrem Suizidversuch während ihrer Inhaftierung durch die Nationalsozialisten zusammenhängen – bleibt der Leser „am Ball“. Schöne Formmittel sind es auch, zu Beginn jeden Kapitels Auszüge aus Briefen wiederzugeben, die Gussie mit ihrem so geliebten Vater wechselt, und abwechselnd aus der Gegenwart im Jahr 1948 und der Vergangenheit im Wesentlichen seit 1919 zu erzählen.
Mich hat das Buch von Anfang an fasziniert.

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