Cover-Bild Die Frau, die liebte
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 136
  • Ersterscheinung: 29.03.2018
  • ISBN: 9783423281553
Janet Lewis

Die Frau, die liebte

Roman
Susanne Höbel (Übersetzer)

»Dieser Roman gehört mit zum Besten, was die amerikanische Literatur zu bieten hat.« Vikram Seth

Als Martin Guerre nach langjähriger, rätselhafter Abwesenheit endlich zu seiner Frau zurückkehrt, ist Bertrande de Rols, eine Frau von 30 Jahren, von Sinnen vor Glück. Der inzwischen zehnjährige Sohn weicht dem Vater nicht mehr von der Seite, das Gut blüht auf, die große Familie ist wieder vereint. Acht Jahre lang hatte Bertrande sich gesehnt, hatte gebangt und gezürnt, war weder Witwe noch frei gewesen, und jetzt – endlich – kann sie sich hingeben. Der Liebe, ihrer Sinnlichkeit, seinem Begehren. Welcher Dämon treibt ihr plötzlich Zweifel ins Herz? Ist der Mann, den sie liebt, wirklich Martin? Hin- und hergerissen zwischen ihrer Sehnsucht nach Zugehörigkeit und einer düsteren Ahnung, entfesselt sie eine richterliche Untersuchung – und eine Tragödie.

Mit einem Nachwort von Judith Hermann

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2020

Toller historischer Roman

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Ein historisches Familiendrama, auf Basis eines berühmten französischen Rechtsfall. Das Buch ist mit seinen rund 130 Seiten relativ kurz, trotzdem hat man nicht das Gefühl etwas Wichtiges zu verpassen. ...

Ein historisches Familiendrama, auf Basis eines berühmten französischen Rechtsfall. Das Buch ist mit seinen rund 130 Seiten relativ kurz, trotzdem hat man nicht das Gefühl etwas Wichtiges zu verpassen. Für mich ist es eher eine Seltenheit, dass ich einen historischen Roman lese, aber dieser hier war wirklich interessant, spannend und packend! Wer also vielleicht einen Einstieg in die Welt der historischen Romane sucht, ist mit „Die Frau, die liebte“ genau an der richtigen Stelle. Janet Lewis beschreibt sehr detailreich und einfühlsam über die vergangene Zeit und lässt nichts verstaubt wirken. Ich vergebe 4/5 Sternen für diesen Klassiker aus den 40er Jahren und freue mich sehr, dass der dtv Verlag das Buch übersetzt hat.

Veröffentlicht am 08.01.2019

Zurückgekehrt ist nicht der Deine

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„Sie sah, wie sie hilflos auf einer großen Welle der Missverständnisse und verfehlten Gelegenheiten nach vorn getragen wurde und im Begriff war, eine noch größere Sünde zu begehen als die, vor der sie ...

„Sie sah, wie sie hilflos auf einer großen Welle der Missverständnisse und verfehlten Gelegenheiten nach vorn getragen wurde und im Begriff war, eine noch größere Sünde zu begehen als die, vor der sie sich gefürchtet hatte.“


Inhalt

Bertrande de Rols wird bereits als Kind mit Martin Guerre verheiratet, weil die Eltern diese Verbindung gutheißen und sich davon Sicherheit und Wohlstand erhoffen. Sie hat das große Glück, sich sowohl mit ihren Schwiegereltern als auch mit dem Gemahl immer besser zu verstehen. Tatsächlich wird aus der Zweckverbindung eine große Liebesbeziehung, die bald schon mit einem gemeinsamen Kind gekrönt wird. Doch der junge Martin möchte selbstständig handeln und sich nicht mehr hinter die Wünsche und Vorhaben seines Vaters stellen. Eigenmächtig trifft er Entscheidungen, zu denen er nicht befugt ist und bespricht mit seiner Frau, dass er nun zumindest für eine Weile dem elterlichen Hof den Rücken kehren wird, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Bertrande verschweigt ihr Mitwissen und wartet sehnsüchtig auf Martins Rückkehr.

Doch die Jahre vergehen und aus Hoffnung wird Betrübnis, allein muss sie nun den Sohn großziehen und ihr Geliebter ist wahrscheinlich im Kampf gefallen. Als schließlich der Hausherr verstirbt, kehrt plötzlich und unerwartet Martin zurück, merklich gealtert aber voller Elan an der Fortführung seines Haushalts. Mit offenen Armen wird der Zurückgekehrte empfangen, nur Bertrande beschleichen immer wieder Zweifel. Sie erkennt den Mann nicht wieder, ist sich unsicher, ob er es wirklich ist und bringt schließlich mit einer initiierten Gerichtsverhandlung den Stein ins Rollen. Und während die Richter sich alle Zeugenaussagen anhören, wird Bertrande klar, dass jedes Urteil in diesem Fall ihr persönlicher Untergang sein wird …


Meinung


Die 1998 verstorbene amerikanische Autorin Janet Lewis greift in diesem Roman einen der berühmtesten Rechtsfälle Frankreichs auf und beleuchtet mit einer fiktiven Geschichte die historischen Überlieferungen. Ein sehr gelungener Mix, der trotz seiner Unglaublichkeit in den Bann zieht. Bertrande de Rols wird dabei als eine starke, entscheidungsfreudige Frau dargestellt, die mit aller Macht an das Gute und an die Liebe glaubt, sukzessive wird dieses Urvertrauen jedoch unterwandert und aus der hoffnungsfrohen jungen Frau wird eine leidgeplagte Mittdreißigerin, die ihren Wünschen und Sehnsüchten nichts zu geben vermag. Die Autorin schafft genau die richtige Basis, damit der Leser sich der Protagonistin entsprechend nahe fühlt, und sich mit Tiefe und Empathie in deren Leben einfühlen kann.


Umso spektakulärer und erschütternder ist nun der Fortgang der Handlung, denn als gottgläubige Frau, die ihrem Gemahl treu ergeben ist, wäre ein Ehebruch eine Sünde und dann auch noch eine selbstverschuldete, da sie den neuen Mann zunächst durchaus willig aufgenommen hat und mit ihm ein weiteres Kind zeugte. Die Seelenqualen und Zweifel der jungen Frau sind spürbar und konsequent, so dass man sich als Leser tatsächlich eine Aufklärung erhofft.


Das besondere an dieser Erzählung ist die Perspektive, die der Leser einnimmt, denn obwohl man sehr genau die Zerrissenheit der jungen Frau wahrnimmt, bleibt das tatsächliche Verschwinden des Martin Guerre ziemlich schwammig. Mir drängte sich stark die Frage auf: „Warum ist er so lange fortgeblieben?“ oder „War es wirklich nur die Angst vor dem Zorn des Vaters, die ihn aufgehalten hat?“ vielleicht auch nur „Warum hat er Frau und Sohn, für die er doch starke Gefühle hegte, so ohne weiteres verlassen?“. Und da diese Hintergründe bis zum Schluss ungeklärt bleiben, komme ich nicht umhin, eine eher negative persönliche Meinung über Martin Guerre zu haben. Und auch das Ende lässt mich betrübt zurück, kann man doch davon ausgehen, dass die Liebe der Bertrande de Rols einfach nicht reichte, um Bestand zu haben.


Fazit


Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen höchst interessanten, dramatischen, historisch inspirierten Roman, der sich minutiös mit Gewissensfragen einer geplagten Seele beschäftigt. Der empathisch und ehrlich erzählt, wie es sich anfühlt, wenn man die eigene feste Überzeugung ziehen lassen muss und sich mit bitteren Wahrheiten konfrontiert sieht. Ein kleines, feines Büchlein für schöne Lesestunden, welches zu Fragen über den Bestand der Liebe anregt, über den willkürlichen Verlauf des Schicksals und die Kraft der Wahrheit. Ich kann es getrost weiterempfehlen, es hat mir gut gefallen, sowohl was den Unterhaltungswert anbelangt als auch die erzählerische Dichte.