Cover-Bild Das kostbarste aller Güter
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlagshaus Jacoby & Stuart
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 26.08.2020
  • ISBN: 9783964280732
Jean-Claude Grumberg

Das kostbarste aller Güter

Ein Märchen
Ulrike Möltgen (Illustrator)

Eine arme Holzfällersfrau träumt davon, ein Kind zu haben. Ihr Wunsch wird von einem Güterzug erfüllt, ausgerechnet
einem Zug, der Menschen in Konzentrationslager transportiert. Jean-Claude Grumberg erzählt auf sehr poetische,
ja, märchenhafte Art von den Schrecken dieses Abschnitts unserer Geschichte. Die wesentliche Frage wird am Ende
angesprochen: wahre Geschichte oder nicht?
In einer Pirouette beantwortet der Autor diese Frage und schreibt damit die vielleicht allerschönste Passage der Erzählung.
Mit diesem einfachen Märchen werden die Unmenschlichkeiten und der Wahnsinn, zu denen Menschen fähig sind,
geschildert, aber dies ist auch die großartige Geschichte der Liebe von Eltern zu ihrem Kind, die Jean-Claude Grumberg mit
solcher Schönheit und Poesie beschreibt, dass einem das Herz aufgeht; darin wird ein Kind zum »kostbarsten aller Güter«,
das je in einem Güterwagen transportiert worden ist.
Anrührend und zugleich eindringlich illustriert von der wunderbaren Ulrike Möltgen.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2024

Ein Märchen, was kein Märchen ist...

0

Zufällig stolperte ich beim Lesen auf die Erwähnung dieses Jugendbuches - allein schon der Titel 'Das Kostbarste aller Güter' hat meine Neugierde ausgelöst. Das Kostbarste aller Güter? Ich suchte und fand ...

Zufällig stolperte ich beim Lesen auf die Erwähnung dieses Jugendbuches - allein schon der Titel 'Das Kostbarste aller Güter' hat meine Neugierde ausgelöst. Das Kostbarste aller Güter? Ich suchte und fand viele Informationen über das Buch, bis ich es schließlich in meine Fingern hielt.

Natürlich interessiert mich die Shoa / Holocaust (als Betroffene, die aus einer Familie von sechs Nazi Opfern stammt, von denen es drei nicht überlebten - der jüdische Teil und der Großonkel, der mit seiner jüdischen Freundin einen Sohn zeugte), auch wenn das Thema mich immer sehr intensiv berührt und ich dann stundenlang wieder in dieser herzlosen Zeit lebe. Doch es ist ein wichtiges Thema, was sich leider leider immer noch wiederholt.

Das Buch beginnt wie ein Märchen, ist kind- und jugendgerecht geschrieben ( von der Wortwahl her) und erzählt von der Armut und dem dahin Vegetieren von ärmeren Menschen in jener Zeit, die Zweiter Weltkrieg genannt wird. Eine äußerst arme Frau mit ständigem Hunger sieht diesen Zug, für den eine Schneise durch ihren Wald, wo der arme Tagelöhner und seine Frau wohnt, geschlagen wurde.
Die Frau hat sich immer ein Kind gewünscht, doch sie wurden nie mit einem Kind gesegnet, was der Mann gut fand. Denn er hätte nicht gewusst wie das Kind ernähren.

Die Frau beobachtete nun diesen Zug, der pünktlich immer durch den Wald fuhr, ein Güterzug. Sie richtete ihren Tagesablauf nach dem Zug, denn sie erhoffte sich etwas von dem Güterzug. Ein Güterzug muss doch Gutes transportieren, Güter. Und was ist wichtiger als Lebensmittel zum Überleben, also muss doch dieser Zug Essen mitführen. Sie wartete immer auf die Durchfahrt. Und eines Tages findet die Frau auch etwas, was aus dem Zug geworfen wurde.
Der Zug fährt in ein Vernichtungslager und eine Mutter mit zwei Säuglingen wirft den einen, in ein Gebetstuch gewickelt, aus dem Zug. Sie glaubt nur genügend Milch für den einen Säugling zu haben. Das aus dem Zug geworfene Mädchen wird von der armen Frau gefunden. Es wird als 'das Kostbarste Gut' gefunden und nach Hause genommen. Der Mann ist dagegen, dass sie das Kind behält, denn er merkt sofort an dem jüdischen Gebetstuch, dass das Kind ein jüdisches Kind ist.
Doch die Frau setzt sich durch ...

Auf 128 Seiten erzählt der Autor Jean - Claude Grumberg (selbst jüdisch und Autor vieler interessanter Werke) das Märchen, was kein Märchen ist... Im Buch sind einige Schwarzweiß Zeichnungen von Ulrike Möltgen, eindringlich gemalt, die ein wenig an Käthe Kollwitz erinnern.

Das Buch ist ein Buch über die Liebe der Eltern zu ihrem Kind (nicht ihr leibliches, sondern das aufgefundene und deswegen umso kostbarer, die Liebe)

Das Büchlein erhielt den Deutschen Jugendliterarturpreis

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2021

Keine Gute-Nacht-Geschichte: Ein düsteres Märchen über die Shoa

0

Eigentlich wollte ich, seit ich "Die Bibliothekarin von Auschwitz" gelesen habe, erstmal Abstand von Büchern über die Shoa/den Holocaust nehmen. Nicht etwa, weil ich vor dem Thema die Augen verschließen ...

Eigentlich wollte ich, seit ich "Die Bibliothekarin von Auschwitz" gelesen habe, erstmal Abstand von Büchern über die Shoa/den Holocaust nehmen. Nicht etwa, weil ich vor dem Thema die Augen verschließen will, sondern weil ich mich beim Lesen zu sehr in die Protagonisten hineinversetze, was mir ja schon bei der Bibliothekarin von Auschwitz so an die Nieren ging, da ich stets und ständig das Gefühl hatte, der Tod säße mir im Nacken. Und dann bin ich irgendwann im Sommer in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung über "Das Kostbarste aller Güter" gestolpert und hab es mir dann dennoch mitgenommen. Es mussten allerdings noch ein paar Monate ins Land gehen, bevor ich mich an das Buch herantraute.

In diesem Buch wird märchenhaft über das Schicksal eines kleinen jüdischen Mädchens berichtet, dessen Vater es im Eifer einer Kurzschlussreaktion vor dem sicheren Tod in Auschwitz' Gaskammern bewahrt. Wenn ich hier von einer "märchenhaft" spreche, dann meine ich aber keineswegs die "Am Ende wird alles gut" - Erzählungen, die man Kindern vor dem Schlafen gehen vorliest, sondern bezieht sich auf den Schreib- bzw. Erzählstil, den Jean-Claude Grumberg für seine Geschichte ausgewählt hat. Die Geschichte beginnt mit einer armen, weltfremden Holzfällersfrau, die jeden Tag auf den Zug wartet, der durch ihren Wald fährt, weil sie vom "Gott des Zuges" eine Gabe erhofft, sei es, dass der Krieg endet oder etwas zu Essen. Jedoch handelt es bei jenem Zug um einen Transportzug, in dem jüdische Gefangene ins nahegelegene KZ deportiert werden. In einem der Züge befindet sich eine junge Familie, die kürzlich erst Familienzuwachs bekommen hat, Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen und da die junge Mutter aufgrund von Mangelernährung und Hunger nicht mehr genug Milch für beide Kinder hat, beschließt der junge Familienvater kurzerhand, eines der beiden Kinder zu nehmen und es, eingewickelt in seinen Gebetsschal, aus dem Zug zu werfen. Was uns im ersten Moment barbarisch erscheint, rettet dem Kind, es ist ein kleines Mädchen, das Leben. Das Kind landet weich im Schnee, wo die alte Holzfällerfrau es findet und mit nach Hause nimmt, um es als ihr Kind groß zu ziehen. Um es zu ernähren, geht sie mit einem mürrischen Einsiedler in einem dunklen Waldstück einen Handel ein und selbst ihr Mann, der von dem Kind Anfangs absolut nichts wissen wollte, gewinnt es schließlich so lieb, als wäre es sein Eigenes. Doch das Glück, dass die Holzfällerfamilie schließlich teilt, währt nicht lang und auch der wahre Vater des Kindes erlebt unfassbares Grauen, sodass er sich beinahe aufgibt.

Halten wir fest: Trotz des Erzählstils ist das kein Märchen, es geht immerhin um den Holocaust. Aber es geht auch um eine Frau, die weiß, dass sie ein jüdisches Kind groß zieht, die sich aber um dessen Herkunft nicht schert, deren Mann, der am Anfang starke Vorbehalte gegen das Kind hat, welche schließlich durch Liebe besiegt werden, die ihn sogar dazu treibt, sich zum Wohle des Kindes zu opfern und einen menschenverachtenden Einsiedler, der dennoch das Herz am rechten Fleck hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere