Genialer Roman über eine unbekannte weibliche Facette des 2.Weltkriegs
Oktober 1941 in Russland: Der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange und die Deutschen überrennen die Russen. In dieser Zeit werden nun auch Frauen zu Fliegerinnen/Pilotinnen ausgebildet-Regimenter von Stalin ...
Oktober 1941 in Russland: Der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange und die Deutschen überrennen die Russen. In dieser Zeit werden nun auch Frauen zu Fliegerinnen/Pilotinnen ausgebildet-Regimenter von Stalin höchstselbst bewilligt. Dazu greift man auf die Besten der Besten zurück, viele von ihnen sind Kunstfliegerinnen und stellen sich der höheren militärischen Ausbildung. So auch Katja. Sie will nicht nur ihr Land verteidigen, sondern ebenso ihre Eltern retten, die als Saboteure verraten worden sind. Doch Mukijenko, ein Offizier der Staatssicherheit verlangt für ihren Platz im Regiment verschiedene Dienstleistungen – so soll sie hauptsächlich gegenüber ihren Kameradinnen und Freundinnen als Spionin agieren. Damit verwickelt sich Katja nicht nur in den Ereignisstrudel der verschiedenen Kriegsschlachten, es wird auch zunehmend schwierig auseinanderzuhalten und abzuwägen wer Freund oder Feind ist und auf wen man sich überhaupt noch verlassen kann.
Das Buch „Die Fliegerinnen“ stammt von Jeanette Limbeck. Es handelt sich dabei um ihren Debütroman. Die Autorin greift historische Gegebenheiten auf, um sie mit ihren fiktiven Romanfiguren zu verknüpfen bzw. um einen ungefähren Ablauf der Ereignisse nachzustellen. Mich hat aber zunächst das Cover des Romans sehr neugierig gemacht, denn dieses empfinde ich als sehr passend und man hat sofort den Eindruck, dass es sich um einen Roman mit historischem Hintergrund handelt und dieser vermutlich von starken weiblichen Persönlichkeiten begleitet wird. Die Kurzbeschreibung hat ebenso mein Interesse geweckt, denn bis dato wusste ich nichts von Frauen, die im 2.Weltkrieg einen solchen Einsatz bewältigt haben. Ich finde den Roman damit an erster Stelle erstmal sehr lehrreich, denn er beleuchtet eine Facette, die mir persönlich bis jetzt verborgen geblieben ist und ich bin beinahe sprachlos über diese starken Fliegerinnen. Der Schreibstil ist dabei immer flüssig, egal aus welcher Perspektive gerade geschrieben wird. Der Sprachstil der Autorin ist sehr umfangreich und damit gehoben. Sie bedient sich hin und wieder einiger Fachwörter und vieler russischer Namen oder Bezeichnungen. Da ich persönlich gar nicht in der russischen Sprache bewandert bin, fand ich das Glossar sehr hilfreich. Außerdem hilft die vorn beigefügte Karte im Buch die Route der Frauen zu verstehen und die Ortschaften kennenzulernen. Die Geschichte selbst ist umfangreich und umfassend aber meiner Meinung nach durch die hervorragende Verknüpfung mit historischen Fakten äußerst authentisch. Durch wechselnde Erzählperspektiven (aus Sicht von jeweils unterschiedlichen Charakteren) wird die Spannung von Anfang an erzeugt und hochgehalten. Beeindruckend fand ich die Beschreibungen, wie es zur damaligen Zeit im russischen Militär ablief und das Argwohn, Neid, Missgunst und Denunziation nicht nur eine Erfindung der Nationalsozialisten unter Hitler war. Stellenweise traut man seinen Augen kaum beim Lesen, dass selbst Kleinigkeiten mit größeren Strafen geahndet werden und dass der Mensch an sich eigentlich keinen Wert hat, denn er ist beliebig austauschbar. Ohne jetzt damit das gesamte russische Militär der Kriegszeit über einen Kamm scheren zu wollen – ich kann es mir absolut lebhaft vorstellen. Das hat mich insgesamt ebenfalls sehr an dem Buch begeistert: Die Lebhaftigkeit der gesamten Geschichte und dieses vollständig herüber gebrachte Misstrauen, beinahe Wahnvorstellungen gegenüber allem und jedem, was irgendwie nicht zu 100 % ins eigene Konzept passt. Genauso immer wieder dieses ungute Bauchgefühl, dass es eigentlich nichts wert ist sich zu erklären, sondern dass man bereits dank Vorurteile oder seiner Herkunft ein Stigma mit sich führt. Als Leser fühlt man sich dadurch sofort und ständig mitten im Geschehen und beginnt mitzufiebern und seine eigenen Ideen und Nachforschungen anzustellen. Die Suche nach dem eigentlichen Verräter und die Aufklärung am Ende des Buches ist durchweg gelungen.
Mein Fazit: Das neue Lesejahr 2022 ist noch jung und dieses Buch ist bereits jetzt schon ein absolutes Highlight. Es hat mich gefesselt, in seinen Bann gezogen und sprachlos gemacht. Außerdem bin ich begeistert über die tapferen russischen Fliegerinnen und über ihren Mut sich Luftschlachten zu stellen (obwohl oft den Deutschen zahlenmäßig unterlegen) und so ihr Vaterland zu verteidigen. Ich kann nur eine absolute Leseempfehlung und volle 5 von 5 Sternen für das Buch vergeben!