Ein tolles unterhaltsames Buch mit einer interessanten Geschichte, das meiner Meinung nach aber auf emotionaler Ebene noch ein wenig intensiver hätte erzählt werden können
Nach ihrer letzten katastrophalen Beziehung- Johannas Freund entpuppte sich als despotischer, geldgieriger Schläger, braucht die junge Frau dringend Abstand um sich von den seelischen Folgen zu erholen. ...
Nach ihrer letzten katastrophalen Beziehung- Johannas Freund entpuppte sich als despotischer, geldgieriger Schläger, braucht die junge Frau dringend Abstand um sich von den seelischen Folgen zu erholen. Sie besucht ihre beste Freundin Catelynn in Schottland, die dort zusammen mit ihrem Freund Ian ein Gasthaus führt.
Bei ihrer Ankunft am Bahnhof begegnet ihr ein mysteriöser, schottischer Fremder, doch als bald darauf Ian vor ihr steht, um sie abzuholen, hat sie diese rätselhafte Begegnung bereits schnell wieder vergessen. Während ihres Urlaubs kreuzen sich aber dennoch immer wieder die Wege von Johanna und dem geheimnisvollen attraktiven Fremden, der zwar stets zur rechten Zeit am richtigen Ort ist, aber auch eine mürrische und überhebliche Art an den Tag legt.
Genug Zeit um über diese Begegnungen nachzudenken bleibt Johanna jedoch nicht- sie hilft in Caitlynns und Ians Gasthaus aus und kümmert sich nebenbei um ein verstörtes Pferd, dass seltsamerweise sofort Vertrauen zu ihr schließt. Nebenbei lernt Catlynn auch Gälisch bei dem knorrigen aber liebenswerten Pferdepfleger Angus- einem echten schottischen Urgestein!
Eines Tages macht Johanna einen Ausflug mit ihrem Pflegepferd Brandubh als sie erneut auf den mürrischen Schotten trifft, doch diesmal ist alles anders als sonst. Wind kommt auf und plötzlich befinden sich Johanna, der Schotte der sich Alan nennt und angeblich Chieftain des Clans der MacCoinnaich ist, in der Vergangenheit- genauer gesagt im Schottland des Jahres 1728.
Plötzlich kann sich Alan aber nicht mehr daran erinnern, dass er mit Johanna durch die Zeit gereist ist und lauscht argwöhnisch ihren Erklärungen. Dennoch nimmt er sie unter seiner Fittiche und gibt sie innerhalb seines Clans als irische Cousine der Familie aus. Doch Alans Bruder Lachlan und auch die angereisten Mitglieder der Campbell Familie- denn Alan soll bald eine Cousine der Campbells, Mary, heiraten, begegnen Johanna mit unverhohlenem Misstrauen.
Als wäre der plötzliche Kulturschock für die moderne Frau nicht schon genug, muss sie sich nun auch mit einem attraktiven, machohaften Clanchief herumschlagen, der ihr Herz stets höher schlagen lässt und zu allem Überfluss werden auch noch Mordanschläge auf Johanna verübt. Sie will unbedingt zurück in die Gegenwart doch das scheint gar nicht so einfach zu sein…
Ich liebe Zeitreiseromane- dementsprechend war ich schon im Vorfeld sehr gespannt auf Jeanine Krocks aktuellen Roman.
Wie so oft in Zeitreiseromanen, ist auch hier das Setting Schottland und so bekommt es der geneigte Leser erneut mit schottischen Hochlandkriegern zu tun.
Im Gegensatz zu anderen Romanen dieses Genres hat die Autorin dieses Buches anscheinend sehr viel Hintergrundrecherche betrieben, denn man erfährt hier sehr viel über das einfache und harte Leben unserer Vorfahren, was ich sehr interessant fand.
Da ich sehr wenig Romane mit paranormalen Elementen lese, es sei denn es sind Time Travel oder Geisterromances, ist dies mein erster „Krock“ Roman gewesen und ich war sehr angetan vom guten Schreibstil sowie der bildhaften Ausdrucksweise der Autorin, die besonders bei Landschafts- und Situationsbeschreibungen zur Geltung kam.
Es ist ein unterhaltsamer historischer Roman mit recht spärlich eingesetzten Para-Elementen, der mir im Grunde bis auf wenige Kritikpunkte sehr gut gefallen hat und den ich auch kaum zur Seite legen konnte, bis die letzte Seite ausgelesen war.
Während die Geschehnisse in der Vergangenheit sehr interessant und mitreißend geschildert wurden, fand ich die Passagen, die in der Gegenwart spielen, ein wenig schwächer – ich hätte mir gerade zu Beginn tiefschürfendere Dialoge zwischen der Heldin des Romans und ihrer besten Freundin gewünscht; gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Johanna in Deutschland einiges mit ihrem Partner mitmachen musste und auch weil sich beide Frauen schon so lange nicht mehr getroffen hatten.
Der Roman wird auch Johannas Sicht geschildert und zwar in der „Ich-Form“. Man bekommt dadurch einen sehr guten Blick auf Johannas Seelenleben und ihre Gedankenwelt und ich fand die weibliche Romanheldin dazu sehr sympathisch. Auch Alan, der Clanchief ist eine charismatische Persönlichkeit, doch im Vergleich zu Johanna bleibt er ein wenig blasser beschrieben. Er zeigt zwar durch seine Taten, aus welchem Holz er geschnitzt ist und dass er einen guten Kern besitzt, auch wenn seine Clansmitglieder ihn insgeheim verdächtigen, ein Kind des Feenvolkes zu sein, doch er hat wie fast alle männlichen Haupt und Nebenfiguren meiner Meinung zu wenig gemeinsame Dialoge mit Johanna. Die Autorin lässt statt Worte Taten sprechen und so gibt sich das Heldenpaar dieses Romans sehr schnell einander hin, obwohl sie sich eigentlich völlig fremd sind- weder Johanna noch Alan wissen zu diesem Zeitpunkt Persönliches über den jeweils anderen und auch im weiteren Verlauf der Story wird dieser Punkt sträflich vernachlässigt.
Bei einem Schottland-Zeitreiseroman drängen sich mir unweigerlich Vergleiche zu Diana Gabaldons „Jamie & Claire“ Reihe auf; doch gerade weil mir Jeanine Krocks Schreibstil so gut gefallen hat, war ich so enttäuscht, dass Alans und Johannas Kennenlernen und ihre sich entwickelnde Liebesgeschichte nicht noch ein wenig intensiver, dialogreicher beschrieben wurde, denn ansonsten hätte „Wind der Zeiten“ den Vergleich zu Gabaldon Büchern nicht scheuen brauchen.
So ist es dennoch ein tolles unterhaltsames Buch mit einer interessanten Geschichte, das meiner Meinung nach aber auf emotionaler Ebene noch ein wenig intensiver hätte erzählt werden können.