Prädikat unbedingt hörenswert
Die 12jährige Jean, genannt Bean, lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Liz bei ihrer Mutter, einer psychisch labilen Künstlerin, die weder beruflich noch persönlich einen Fuß auf den Boden bekommt ...
Die 12jährige Jean, genannt Bean, lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Liz bei ihrer Mutter, einer psychisch labilen Künstlerin, die weder beruflich noch persönlich einen Fuß auf den Boden bekommt und meist mit sich selbst beschäftigt ist. Deshalb beschließen die Schwestern alleine quer durch Amerika zu ihrem Onkel Tinsley in die erzkonservative Kleinstadt Byler im Bundesstaat Virginia aufzubrechen. Tinsley ist zwar kauzig, sorgt jedoch mit ganz viel Einfühlungsvermögen für die Mädchen. Da die Mädchen sich etwas Taschengeld verdienen möchten, landen sie beim stadtbekannten Scheusal Maddox und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Die Erzählung wird aus Beans Sicht erzählt, die mit viel Selbstbewusstsein, einem eisernen Willen, kindlicher Naivität, aber auch mit viel Gerechtigkeitssinn gesegnet ist. Die Mädchen möchten nicht weiter wie ihre Mutter leben, die sobald ein Problem auftaucht, flieht. Sie wollen trotz einiger Schwierigkeiten in Byler bleiben, fühlen sich dort wohl und das erste Mal so richtig Zuhause.
Ich habe bereits Jeannette Walls Schloss aus Glas im Kino gesehen und war begeistert. Auch bei "Die andere Seite des Himmels" zeigt sich ihre große Stärke des genauen Erzählens. Sie beschreibt exakt und fesselnd, analysiert die Gesellschaftsstruktur Virginias in den 70er Jahren und lässt die Problematik des Vietnamkriegs und der Rassendiskriminierung intelligent einfließen. Ihr ist ein hinreißender, atmosphärisch dichter Roman gelungen, der von mir das Prädikat unbedingt hörenswert erhält.