Skurril, ausgefallen und düster
In einer Welt, die von einem riesigen mutierten Bär tyrannisiert wird, in der die Flüsse vergiftet, die Erde vertrocknet und das Überleben beinah unmöglich ist, versuchen Rachel und Wick genau das: zu ...
In einer Welt, die von einem riesigen mutierten Bär tyrannisiert wird, in der die Flüsse vergiftet, die Erde vertrocknet und das Überleben beinah unmöglich ist, versuchen Rachel und Wick genau das: zu Überleben. Auf einer ihrer Touren auf der Suche nach Vorräten, findet Rachel eine merkwürdige Pflanze. Einer Intuition folgend nimmt sie sie mit. Doch was sie da mit nachhause genommen hat, ist keine Pflanze, ein Tier ist es auch nicht – was auch immer es ist, es entwickelt sich weiter und soll nach und nach ihr ganzes Leben verändern.
Es war nicht leicht, in dieses Buch reinzukommen. Der Autor hat einen sehr speziellen Schreibstil, den man ziemlich aufmerksam lesen muss. Es ist ein ganz großartiger Stil, der sowohl bildgewaltig als auch schwammig, distanziert und sehr nah und ganz einfach anders ist.
Ich glaube nicht, dass ich jemals in so eine düstere, trostlose und gefährlich Welt eingetaucht bin. Das zieht einen echt runter :D Das Buch überzeugt mit seiner Atmosphäre. Ich mochte, wie unaufdringlich wir in diese postapokalyptische Szenerie eingeführt wurden. Man lernt die Welt Stück für Stück kennen. Insgesamt wurde es aber schwierig für mich, mir tatsächlich die Welt von Rachel und Wick vorzustellen. Es war zu abstrakt, nicht greifbar. Das Bild, das ich vor mir hatte, war immer verschwommen.
Die Infos fließen langsam in die Geschichte mit ein. Man weiß von Anfang an, es ist katastrophal, aber man kennt weder das Warum noch das Ausmaß. Das machte mich neugierig und ließ mich gespannt weiterlesen.
Die Welt ist sowohl fortschrittlich als auch rückständig an der einen oder anderen Stelle. Die kreativen Ideen des Autors tropften aus jeder Zeile. Erinnerungskäfer, Heilwürmer, Alkoholfischchen, verschiedenstes Biotech, eine mysteriöse Firma, ein mutierter Riesen-Bär, eine Magierin - wie geht das alles zusammen? Ich bin mir da auch nicht so sicher ^^
Rachel findet dieses Wesen - Borne - das keine Pflanze und kein Tier ist. Vielleicht eine Waffe oder auch nicht. Ein Mensch ist es auch nicht, aber wann ist man eigentlich eine Person und wer beschließt das überhaupt? Es sind essenzielle Fragen, die sich Borne und Rachel stellen müssen. Borne beginnt zu wachsen, zu lernen, zu lieben und zu leben. Die Beziehung zwischen Rachel und Borne entwickelt sich spannend. Doch neben Vertrautheit und Zuneigung wächst auch die Angst und die Gefahr. Was hat es mit Borne auf sich? Und wo wird seine Entwicklung hinführen?
Es fällt mir schwer, mehr zum Plot zu schreiben. Manches war für mich nicht nachvollziehbar, einiges habe ich auch einfach nicht verstanden. Immer wieder hatte ich Probleme, der Storyline zu folgen.
Die Geschichte verfolgte kein Ziel. Sie wurde einfach nur erzählt. Einen Spannungsbogen als solchen gab es nicht, was nicht bedeuten soll, dass das Buch nicht auch immer wieder spannend war. Dementsprechend war da auch kein roter Faden. Beim Lesen war ich einerseits ein bisschen verloren. Das passte andererseits aber auch gut zur Atmosphäre.
Zu den Charakteren konnte ich kaum eine Connection herstellen. Mit wem ich tatsächlich sympathisieren und mitfühlen konnte, war Borne. Das Wesen, das kein Mensch ist und aber auch sonst nichts oder alles. Es ist nicht leicht zu erklären. Ich mochte Borne und seine Entwicklung. Er hätte ruhig mehr Raum in der Geschichte einnehmen dürfen.
Das Ende kam relativ abrupt und unaufgeregt. Die ganzen Geheimnisse und offenen Fragen wurden mit relativ unbefriedigenden Auflösungen abgespeist und das „große Finale“ lief irgendwie so nebenher im Hintergrund.
Achja... Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits hat der Autor eine unglaubliche Welt erschaffen, über die ich noch so viel mehr erfahren will. Andererseits war die Story viel weniger überzeugend als ich das erwartet hatte. Ich glaube, es wäre mehr drin gewesen und der Autor hat nicht das komplette Potential seiner Ideen ausgeschöpft. Trotzdem kann ich das Buch empfehlen für Leute, die es skurril, ausgefallen und düster mögen :)