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Veröffentlicht am 25.09.2022

Wieder ein sehr realitätsnaher und bewegender Roman

Verbrenn all meine Briefe
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Alex merkt nach einem Streit mit seiner Frau, dass sein Bild, das er von sich hat, nicht mit dem übereinstimmt mit dem, das seine Kinder und seine Frau sehen. Er trägt eine unglaubliche Wut in sich und ...

Alex merkt nach einem Streit mit seiner Frau, dass sein Bild, das er von sich hat, nicht mit dem übereinstimmt mit dem, das seine Kinder und seine Frau sehen. Er trägt eine unglaubliche Wut in sich und kann sich nicht erklären, wo diese herkommt. Um dem auf den Grund zu gehen und um seine Ehe zu retten, sucht er die Quelle seines Zorns und findet sie in der Familiengeschichte seiner Großeltern. Dabei entdeckt er die tragische Liebesgeschichte von Karin und Olof.

Nach Schulmans „Die Überlebenden“ war ich echt heiß auf diesen neuen Roman von ihm und auch dieses Buch konnte mich begeistern. Es ist nicht ganz so herausragend, wie das Vorgängerbuch, aber auch sehr unterhaltsam und geht einem irgendwie nah.

Alex ist auf der Suche nach sich selbst, nach einer Erklärung für sein Verhalten und danach, wie er ein besserer Vater, Ehemann und Mensch sein kann. Wir springen deshalb zwischen verschiedenen Zeitebenen. Gegenwart, Alex Kindheit und die Zeit, in der seine Großeltern sich kennengelernt und weiterentwickelt haben.

Die Verknüpfung und die Parallelen herzustellen zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt dem Autor sehr gut. Die Suche nach der Wahrheit und die immer neuen aufregenden und erhellenden Erkenntnisse, lassen den Roman vollständig und tiefsinnig werden.

Es zieht sich zugegebenermaßen hin und wieder in die Länge, weil eben doch recht wenig passiert. Es ist eine tragische Geschichte, getragen von Briefen und Tagebucheinträgen, die häufig wenig explizit und vieles unausgesprochen lassen. Vor allem Olof ergeht sich viel in blinde Schwärmerei, die bis hin zur unangenehmen Obsession reicht, das war mir manchmal etwas zu viel.

Das Buch erzählt von einer toxischen Beziehung, die mehr von psychischer als von physischer Gewalt geprägt ist und das macht es so schwierig. Der Prozess ist schleichend, die Entwicklung schmerzhaft und der einzige Hoffnungsschimmer beinah sinnlos – es ist einfach tragisch.

Schulman kann einfach Atmosphäre, damit glänzen seine Geschichten. Der Schreibstil liest sich angenehm und man wird durch die Authentizität der Charaktere und der Handlung wirklich abgeholt.

Menschen sind komplex und ihre Geschichten sowieso. Das herauszustellen ist dem Autor sehr gut gelungen. Es hat Spaß gemacht, diese schmerzhafte Geschichte zu lesen. Sie geht einem nah und hinterlässt Spuren. Das wird nicht mein letztes Buch dieses Autors gewesen sein.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Träumchen :)

Nebelschimmer
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Nachdem Calla eine längere Zeit in den USA verbracht hat, kommt sie nun endlich zurück nach Lübeck bzw. Lüneburg, um dort ihr Studium zu beenden. Als ihr Ex-Freund Jasper davon hört, dass sie zurück ist, ...

Nachdem Calla eine längere Zeit in den USA verbracht hat, kommt sie nun endlich zurück nach Lübeck bzw. Lüneburg, um dort ihr Studium zu beenden. Als ihr Ex-Freund Jasper davon hört, dass sie zurück ist, versucht er alles, um ihr aus dem Weg zu gehen und auch Calla verfolgt denselben Plan. Das geht natürlich direkt in die Hose und die beiden stehen sich unerwartet gegenüber. Die Verletzungen sind groß, aber die Gefühle sind auf beiden Seiten noch da. Doch sie tun sich schwer, wieder aufeinander zuzugehen, obwohl sie beide doch dasselbe wollen. Wird es ihnen gelingen, sich ihre Verletzungen zu verzeihen und von vorne anzufangen?

Regenglanz von der Autorin hat mich total begeistert und so war es klar, dass ich den Folgeband auch unbedingt lesen muss. Und, wie zu erwarten, steht dieser zweite Teil dem ersten um nichts nach.

Der Schreibstil ist toll, ihre Bücher lassen sich leicht und schnell lesen. Ich mag, wie die Autorin ihre Figuren geschickt mit authentischen Dialogen und schön gezeichneten Charaktereigenschaften zum Leben erweckt. Die Figuren waren allesamt sympathisch und ic konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Es wird abwechselnd aus Callas und Jaspers Perspektive erzählt und wechselt zwischen Vergangenheit - als sie sich zum ersten Mal kennen- und lieben gelernt haben – und Gegenwart - wenn sie ihre Liebe neu entdecken und sich zum zweiten Mal ineinander verlieben. Es war zum Dahinschmelzen :D

Calla ist als Charakter noch ein bisschen interessanter als Jasper. Sie trägt ein belastendes Geheimnis mit sich herum, mit dem sie noch keinen richtig guten Umgang gelernt hat. Sie ist stark und steht für sich und andere ein. Ein tolles Vorbild für feministisches Empowerment. Zusätzlich ist sie immer wieder mit Rassismus konfrontiert, woran sie irgendwie gewöhnt ist, was das Ganze einfach noch trauriger macht. Eine Tatsache, der sich viele People of Colour und alle Menschen, denen etwas „Fremdes“ zugeschrieben wird, gegenübersehen. Die Autorin hat die Thematik sehr deutlich, aber auch sensibel und nachvollziehbar für Menschen, die nicht betroffen sind, beschrieben. Die Autorin zeigt nicht mit dem Finger auf irgendjemanden. Man merkt, dass es ihr einfach um Aufklärung und Nachvollziehbarkeit geht. Sie wollte zeigen, was auch kleinere Bemerkungen in den Menschen auslösen können. Es ging um die Gefühle derer, die das so oft erleben müssen und nicht um Anschuldigungen. Das ist der Autorin wirklich gut gelungen. Es freut mich, dass dieses Thema in immer mehr Büchern Raum bekommt.

Jasper hat mir als Protagonist aber auch sehr gut gefallen. Er war ein Idiot, wie er sich verhalten hat, aber die Autorin hat sein Verhalten erklärbar und nachvollziehbar gemacht, weswegen ich ihm gar nicht böse sein konnte. Außerdem hat er es im Verlauf des Buches ja auch mehr als wieder gut gemacht :)

Die beiden haben als Paar einfach super funktioniert. Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

Es ist ein Buch über die große Liebe und zweite Chancen, die das echte Leben zeigen mit all seinen Farben, aber auch den hässlichen Seiten. Mir gefällt das Realistische zusammen mit dem Träumerischen sehr und ich freue mich schon auf den dritten Band!

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Zwischen Brüderlichkeit und Familientrauma

Die Überlebenden
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Eine Geschichte über drei Brüder, die nach dem Tod ihrer Mutter erstmals wieder intensiv Zeit miteinander verbringen und dabei zurück in ihre Kindheit reisen und Sequenzen von damals wiedererleben.

Von ...

Eine Geschichte über drei Brüder, die nach dem Tod ihrer Mutter erstmals wieder intensiv Zeit miteinander verbringen und dabei zurück in ihre Kindheit reisen und Sequenzen von damals wiedererleben.

Von der ersten Seite an hat mich das Buch gefesselt. Die Atmosphäre ist grundsätzlich düster, hat aber auch viel Leichtes und Schönes zwischen den sehr tragischen Momenten. Durch die leichten Passagen mag man vielleicht immer wieder vergessen, wie schwer und problembelastet die Familiensituation ist, der Autor sorgt aber dafür, dass wir uns das immer wieder vergegenwärtigen.

Die Familiendynamik ist komplex und nicht grundschlecht. Das macht es ja so schwierig. Familien sind geschlossene Systeme, sie zu durchdringen gelingt Außenstehenden nie vollständig und so konnte ich das auch in diesem Fall nicht zu hundert Prozent. Das war aber auch nicht nötig. Von außen betrachtet erkennt man vielleicht die Dysfunktionalität der Familie nicht, denn nicht jedes Trauma geht mit körperlicher Gewalt und Misshandlung einher.

Die Dynamik zwischen den Brüdern und wie sie sich im Verlauf der Geschichte verändert war faszinierend. Es war sowieso ganz allgemein sehr intensiv, die Kindheit der Brüder mitzuerleben.

Der Autor schreibt unglaublich gut und sehr realitätsnah. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass diese Familie irgendwo in meiner Nachbarschaft existiert.

Die Geschichte wird sehr ungewöhnlich erzählt und es ergibt sich nur Stück für Stück ein schlüssiges Bild. Benjamin, aus dessen Perspektive erzählt wird, berichtet sehr subjektiv und aus seiner ganz persönlichen Wahrnehmung. Und Wahrheiten sind nunmal ganz unterschiedlich, je nach dem, wer sie erzählt und so werden wir am Ende des Buches von einer alternativen Wahrheit umgehauen, mit der niemand hätte rechnen können. Damit hat der Autor mich dermaßen überrascht, dass ich noch einige Minuten lang, nachdem ich das Buch beendet hatte, nur so vor mich hingestarrt hatte :D Unglaublich, diese Wendung! Die Geschichte hatte mich sowieso schon überzeugt, aber mit diesem Plottwist war ich dann vollends begeistert.

Unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Genau mein Humor :)

Magic Flame
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Als einziger Detective des Supernatural Squad hat Emma viel zu tun. Außerdem ist sie auch ziemlich viel mit sich selbst beschäftigt, da sie immernoch nicht dahintergekommen ist, wieso sie nicht sterben ...

Als einziger Detective des Supernatural Squad hat Emma viel zu tun. Außerdem ist sie auch ziemlich viel mit sich selbst beschäftigt, da sie immernoch nicht dahintergekommen ist, wieso sie nicht sterben kann. Exakt 12 Stunden nach ihrem Tod wacht sie einfach wieder auf und nach jeder Wiederauferstehung verändert sich etwas in ihr. Was hat es damit auf sich? Sie kann sich nicht mit dem Grübeln über ihre eigene Person aufhalten, da sie einen ungeklärten Todesfall eines Werwolfs zu bearbeiten hat, dessen Leiche zu allem Überfluss aus dem Grab entwendet wurde. Da Mensch, Vampir, Werwolf und womöglich noch Ghule involviert sind, sorgt dieser Fall für Spannungen.

Seit der Hex Files Reihe bin ich großer Fan der Autorin, auch wenn diese Reihe da nicht ganz rankommt. Ich liebe den Schreibstil der Autorin, da wirkt einfach alles so gelassen und leicht und der Humor, der über die Figuren und die Dialoge vermittelt wird, trifft genau meinen Geschmack. Immer wieder musste ich beim Lesen grinsen oder lachen.

Die Story an sich ist solide, eine gute Kriminalgeschichte mit vielen Rätseln, unerwarteten Wendungen, falscher Fährten und einer ordentlichen Portion Fantasy. Dieses Mal wirkte die Auflösung auch authentisch und nicht so konstruiert, wie in Band eins.

Die große Stärke der Autorin, neben ihrem tollen Schreibstil, sind die Figuren. Sie sind vielfältig, authentisch und sympathisch und können alle mit ihren ganz speziellen Eigenarten und Persönlichkeiten glänzen. Es ist ganz leicht, die einen zu lieben und die anderen zu hassen, auch wenn manche von ihnen etwas einfach gestrickt daherkommen.

Unsere Protagonistin Emma macht eine schöne Entwicklung durch, etabliert sich als Polizistin und gewinnt an Stärke und Zutrauen in sich, was spannend zu verfolgen war.

Die Geschichte wurde nie langweilig, ich bin nur so durch die Seiten geflogen.

Es ist eine tolle Reihe, die Helen Harper uns da geschrieben hat. Sie hat sowas Unbeschwertes und ist trotzdem spannend und macht Spaß zu lesen. Mit diesem Buch hat man tolle Unterhaltung für zwischendurch zur Hand. Ich freue mich auf noch mehr Enthüllungen und bin echt gespannt, welche Fälle noch auf Emma und ihr Team warten und wie sich die Machtspielchen und Intrigen der Übernatürlichen noch weiterentwickeln werden.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Ein Buch, das berührt, begeistert und noch lange nachhallen wird

Feenstaub
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Auf einer Insel, die niemand je findet, leben die drei Jungen, die nicht erwachsen werden können. Mit Feenstaub fliegen sie sich aus ihrer Wirklichkeit, landen aber immer wieder auf dem harten Boden der ...

Auf einer Insel, die niemand je findet, leben die drei Jungen, die nicht erwachsen werden können. Mit Feenstaub fliegen sie sich aus ihrer Wirklichkeit, landen aber immer wieder auf dem harten Boden der Realität. Es ist eine Nerverland-Geschichte, die nichts Märchenhaftes hat, sondern mit der eiskalten Lebenswirklichkeit einiger konfrontiert.

Dieses Buch. Es ist so ganz anders, als ich erwartet habe. Die Art, wie es geschrieben ist, ist Poesie pur. Die Autorin findet wunderschöne Worte für eine Wahrheit, die niemand hören will.

Die Aufmachung des Buches hat mir sehr gut gefallen. Wenig Text auf wenig Seiten, gefüllt mit so viel Inhalt und einer Atmosphäre, die einen tief ins Geschehen eintauchen lässt.

Erst habe ich nicht genau verstanden, was los ist, worum es geht. Denn es werden keine expliziten Beschreibungen, eher Umschreibungen, Bilder und Metaphern verwendet. Doch nach und nach setzen sich die lyrischen Fetzen zu einem Gesamtbild zusammen und es wird einem die Tragik der Geschichte langsam bewusst. Die Autorin spielt bewusst mit starken Bildern, die ich mal mehr und mal weniger intensiv wahrnehmen konnte. Der Schreibstil ist einfach atemberauend.

Trotz des außergewöhnlichen Schreibstils lässt sich das Buch leicht und schnell lesen. Man sollte also aufpassen, dass man über manches nicht einfach drüberliest.

Die Autorin übt Gesellschaftskritik, zwingt uns, hinzusehen und beschreibt bei genauerem Hinsehen Themen, die unter die Haut gehen und von denen man nicht möchte, dass sie wahr sind.

Ich gehe absichtlich kaum auf die Geschichte ein, denn ich möchte niemandem das Erlebnis wegnehmen, das ich mit diesem tollen Buch hatte. Es lohnt sich, es zu lesen. Es berührt, begeistert und hallt noch lange nach.

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