Wieder ein sehr realitätsnaher und bewegender Roman
Verbrenn all meine BriefeAlex merkt nach einem Streit mit seiner Frau, dass sein Bild, das er von sich hat, nicht mit dem übereinstimmt mit dem, das seine Kinder und seine Frau sehen. Er trägt eine unglaubliche Wut in sich und ...
Alex merkt nach einem Streit mit seiner Frau, dass sein Bild, das er von sich hat, nicht mit dem übereinstimmt mit dem, das seine Kinder und seine Frau sehen. Er trägt eine unglaubliche Wut in sich und kann sich nicht erklären, wo diese herkommt. Um dem auf den Grund zu gehen und um seine Ehe zu retten, sucht er die Quelle seines Zorns und findet sie in der Familiengeschichte seiner Großeltern. Dabei entdeckt er die tragische Liebesgeschichte von Karin und Olof.
Nach Schulmans „Die Überlebenden“ war ich echt heiß auf diesen neuen Roman von ihm und auch dieses Buch konnte mich begeistern. Es ist nicht ganz so herausragend, wie das Vorgängerbuch, aber auch sehr unterhaltsam und geht einem irgendwie nah.
Alex ist auf der Suche nach sich selbst, nach einer Erklärung für sein Verhalten und danach, wie er ein besserer Vater, Ehemann und Mensch sein kann. Wir springen deshalb zwischen verschiedenen Zeitebenen. Gegenwart, Alex Kindheit und die Zeit, in der seine Großeltern sich kennengelernt und weiterentwickelt haben.
Die Verknüpfung und die Parallelen herzustellen zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt dem Autor sehr gut. Die Suche nach der Wahrheit und die immer neuen aufregenden und erhellenden Erkenntnisse, lassen den Roman vollständig und tiefsinnig werden.
Es zieht sich zugegebenermaßen hin und wieder in die Länge, weil eben doch recht wenig passiert. Es ist eine tragische Geschichte, getragen von Briefen und Tagebucheinträgen, die häufig wenig explizit und vieles unausgesprochen lassen. Vor allem Olof ergeht sich viel in blinde Schwärmerei, die bis hin zur unangenehmen Obsession reicht, das war mir manchmal etwas zu viel.
Das Buch erzählt von einer toxischen Beziehung, die mehr von psychischer als von physischer Gewalt geprägt ist und das macht es so schwierig. Der Prozess ist schleichend, die Entwicklung schmerzhaft und der einzige Hoffnungsschimmer beinah sinnlos – es ist einfach tragisch.
Schulman kann einfach Atmosphäre, damit glänzen seine Geschichten. Der Schreibstil liest sich angenehm und man wird durch die Authentizität der Charaktere und der Handlung wirklich abgeholt.
Menschen sind komplex und ihre Geschichten sowieso. Das herauszustellen ist dem Autor sehr gut gelungen. Es hat Spaß gemacht, diese schmerzhafte Geschichte zu lesen. Sie geht einem nah und hinterlässt Spuren. Das wird nicht mein letztes Buch dieses Autors gewesen sein.