Cover-Bild Zeiten der Langeweile
18,95
inkl. MwSt
  • Verlag: ABOD Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 24.08.2023
  • ISBN: 9783987853456
Jenifer Becker

Zeiten der Langeweile

Roman
Mila, dreißig, geht offline. Zu groß ist plötzlich die Angst vor der öffentlichen Sichtbarkeit. Jede gelöschte Spur im Netz ist ein Akt der Befreiung, gleichzeitig gelingt es Mila nicht, sich einzureden, dass die neue Yogaroutine erfüllender ist als der morgendliche Smartphonecheck. Die nostalgisch wiederentdeckte Langeweile wird schnell zu tiefer Einsamkeit. Sie teilt ihr Leben nicht mehr, aber niemand teilt es jetzt so richtig mit ihr, seit ihr Lebensstil mehr Gemeinsamkeiten mit dem von Emily Dickinson als dem ihrer alten Freundinnen hat. Doch der Drang, den schwerelosen Zustand vollkommenen Verschwindens zu erreichen, wird immer zwanghafter.
Das Debüt einer Stimme, die mit hypnotischer Genauigkeit unsere Welt beschreibt und subtil mit der Sehnsucht nach Freiheit spielt.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2023

Wie man zum Schwurbler wird

0

Als ich "Zeiten der Langeweile" las, kam mir kurzzeitig der Verdacht, das Buch wäre von jemandem geschrieben worden, der Millenials hasst und diesen Hass als Buch getarnt veröffentlichen wollte. Dann dämmerte ...

Als ich "Zeiten der Langeweile" las, kam mir kurzzeitig der Verdacht, das Buch wäre von jemandem geschrieben worden, der Millenials hasst und diesen Hass als Buch getarnt veröffentlichen wollte. Dann dämmerte mir jedoch, dass die Autorin das wahrscheinlich leider ernst meint.

"Zeiten der Langeweile" handelt von Mila, die anscheinend viele Züge der Autorin tragen soll und sich aus dem Internet verabschiedet. Der Grund dafür? - Angst, gecancelt zu werden, weil sie im Laufe der Jahre unterschiedliche literarischen Werke publiziert hat, die sie als Heuchlerin entlarven könnten. Also ein extrem narzisstischer Grund, dem viel mehr Narzissmus folgen soll.

Mila "löscht" sich also aus dem Internet. Das wohl einzige Gute an dem Buch (neben der recht gut gelungenen sprachlichen Ausarbeitung, die authentisch wirkt) ist die Tatsache, dass Mila nach und nach feststellt, wie unfassbar schwer es heute ist, nicht mehr online zu sein, und wie viele Daten wir alle freiwillig hergeben. Leider wird diese sehr berechtigte Kritik in zahlreiche Klischees und extrem viel Doppelmoral gehüllt. So hat Mila plötzlich größte Bedenken, auch nur auf einem einzige Foto von Freund:innen zu sehen zu sein, während sie selbst früher weder davor zurückgeschreckt ist ihren Freund heimlich zu filmen, noch darüber nachgedacht hat, dass es nicht in Ordnung ist, Fotos von Fremden zu machen und zu verschicken.

Mila ist folglich ein extrem anstrengender Mensch, dem man dabei zusehen kann ein Schwurbler zu werden, der nur 5 Minuten davon entfernt ist einen Aluhut zu basteln.

Das Ende des Buchs ist eine reine Enttäuschung. Mila erkennt da anscheinend, dass es kein "Entkommen" aus dem Internet gibt, aber man erfährt weder, welche Schlüsse sie daraus zieht, noch, wie sie ihre ganzen selbst angehäuften Probleme löst. Im Grunde bricht das Buch einfach ohne ein richtiges Ende ab und das macht das Buch für mich zur Zeitverschwendung, die sich nichtmals für Zeiten der Langeweile eignet.