Cover-Bild Candy Haus
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 07.09.2022
  • ISBN: 9783103971453
Jennifer Egan

Candy Haus

Roman
Henning Ahrens (Übersetzer)

Was der internationale Bestseller »Der größere Teil der Welt« für die Musikindustrie, ist »Candy Haus« für die Welt der Start-ups

Mit ihrem Roman »Der größere Teil der Welt« gelang Jennifer Egan der internationale Durchbruch. Jetzt knüpft sie in ihrem neuen visionären Roman »Candy Haus« über unsere Gegenwart ein schillerndes Netz aus Lebensläufen. Im Mittelpunkt steht der charismatische Bix Bouton, Gründer eines atemberaubenden Start-ups in Amerika. Sein Coup ist eine App, die unsere Erinnerungen ins Netz hochlädt. Ein gefährliches Glück, denn die Erinnerungen werden für andere sichtbar. Und da ist Bennie Salazar, Ex-Punk-Rocker, der als Musikproduzent in Luxus driftet und seinen Sohn an die Sucht verliert …

New York, Chicago, Los Angeles – die Wüste, der Regenwald: Mit vor Energie funkelnden Figuren erzählt Egan von der Suche nach Familie und Geborgenheit in einer Zeit, in der die digitale Welt unsere Sehnsüchte auffrisst.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2022

Leseerlebnis besonderer Art

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Der Roman „Candy Haus“ der US-Amerikanerin Jennifer Egan baut auf den Begebenheiten ihres, mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Romans „Der größere Teil der Welt“ auf, den sie im Jahr 2010 geschrieben ...

Der Roman „Candy Haus“ der US-Amerikanerin Jennifer Egan baut auf den Begebenheiten ihres, mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Romans „Der größere Teil der Welt“ auf, den sie im Jahr 2010 geschrieben hat. Vorkenntnisse sind zum Verständnis des aktuellen Buchs nicht nötig. Der Titel steht synonym für Verführungen, die das Leben uns bietet und Must-Haves, die uns die Sozialen Medien vermitteln. Davon gibt es in der Geschichte einige, sehr unterschiedlicher Art. Eine davon bietet Bix Bouton, einer der vielen Protagonisten und Protagonistinnen.
Bix ist im Jahr 2010 erfolgreicher Unternehmer, der die inzwischen weltweit bekannte App „Besitze dein Unterbewusstes“ entwickelt hat. Mit der App kann Jeder, der dazu bereit ist, seine eigenen Erinnerungen ins Netz speichern und erhält im Gegenzug Zugriff auf die bereits vorhandenen Daten. Das Cover spiegelt die Vielfalt der erfassten Codestränge wider. Doch es gibt genügend Personen, die der App skeptisch entgegenstehen. Irgendwann gelingt es einem anderen Unternehmen Proxys zu konfigurieren, die im Internet Aktivitäten vortäuschen können, was wiederum dazu führt, dass Software benötigt wird, um die Proxys aufzuspüren.
Die Figuren des Romans stehen alle in irgendeiner Verbindung zu den Software-Unternehmen: es sind die Betreiber und ihre Ehefrauen, ihre Kinder, ihre entfernter Verwandten, ihre Nachbarn, ihre Freunde. Jennifer Egan spannt ein großes Figurenensemble auf. Nach den ersten einhundert Seiten habe ich begonnen, mir mit weiterem Lesefortschritt eine Skizze zu erstellen, um die Beziehungen untereinander festzuhalten. Eine Auflistung der Hauptcharaktere am Ende des Buchs wäre hilfreich gewesen. Es sind viele Personen, die bereits aus dem Vorgängerbuch bekannt sind.
Wie in „Der größere Teil der Welt“ überrascht die Autorin mit ständig wechselnden Erzählstilen. Mal erzählt sie aus der Ich-Perspektive, mal als allwissende Erzählerin, sie versendet über 50 Seiten hinweg Emails oder es sind über die gleiche Zahl an Seiten Aphorismen zu lesen. Bei jedem Kapitel steht eine andere Figur im Mittelpunkt, die man aus den geschilderten Begebenheiten heraus erkennen kann.
Zeitlich bewegt sich die Handlung von Rückblenden in die 1960er Jahre bis in das Jahr 1932 hinein. Es sind kühne Ideen, die Jennifer Egan in ihrem Roman Realität werden lässt, die sie mir als Leserin als durchaus denkbar beschreibt. Auf die Handlungszeit lässt sich ebenfalls aus den Ereignissen schließen, hin und wieder nennt die Autorin auch das konkrete Jahr. Es gelingt ihr mit jedem Kapitel aufs Neue durch die abwechslungsreiche Gestaltung eigenwilliger und einzigartiger Figuren die Aufmerksamkeit des Lesenden zu wecken.
Jede Szene bringt neue Erkenntnisse bis sich die Geschichte Stück für Stück zum Ende hin vervollständigt und auch das Rätsel um den Vater von Lulu gelöst wird, die eine Ziehtochter von Bennie Salazar ist, dessen Sohn Chris ein Protegé von Lou Kline war, dessen dritte Frau einen Algorithmus zur Vorhersage menschlichen Verhaltens aufgestellt hat für den Bix Bouton sich interessiert. Aus dem vorigen Satz lassen sich deutlich die vielfältigen Verflechtungen erkennen, die das Lesen nicht einfacher gestalten, aber zu einem sehr vielseitigen Vergnügen.
Die kreative Ausgestaltung ihrer Figuren unterstützt die Ansicht, die der Kern der Handlung rund um den Erhalt der Persönlichkeit aussagt. Was wären wir ohne unsere Stärken und Schwächen? Wohin würde uns Gleichförmigkeit führen? Der Roman „Candy Haus“ beantwortet zwar nicht die Fragen, nähert sich ihnen aber auf unterschiedlichste Weise und sorgt für ein Leseerlebnis besonderer Art, das ich gerne an diejenigen empfehle, die Freude an Sprache und ideenreicher Figurengestaltung haben.

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