Nach dem Tode ihrer Mutter, nimmt Sarahs Vater die Arbeit eines Gärtners bei dem Herzog von Trent an. Doch es ist dem kleinen Mädchen oft langweilig im Dienstbotenhaus und so streift sie gerne in den nahe liegenden Wäldern herum. Eines Tages wird ihr ein Brombeerstrauch zum Verhängnis, doch Simon, der erstgeborene Sohn des Herzogs, ist sogleich zur Stelle, rettet die kleine Sarah aus ihrer Not und bringt sie zum Verarzten ins Haupthaus, wo sich auch seine Mutter und seine Geschwister befinden. Simons unkonventionelle Mutter findet sogleich Gefallen an dem Mädchen, und so beschließt sie, dass Sarah von nun an, zusammen mit ihren Kindern spielen darf. Aber auch Schulbildung wird dem Mädchen zuteil.
Jahre später:
Simon und seine Geschwister sind außer sich, als sie erfahren, dass ihre Mutter spurlos verschwunden ist. Und auch ihre Gesellschafterin und ihr Diener sind nicht aufzufinden. Alle befürchten bereits das Schlimmste und sie beginnen sofort damit, sie zu suchen. Doch diese Suche bleibt zunächst erfolglos und wirft bald weitere Fragen auf. Zudem ist der ton ebenfalls alarmiert. Um neugierige Mutmaßungen zu zerstreuen, beschließt Simon, seine jüngste Schwester Esme zur Saison nach London zu schicken. Sarah, die er zu ihrer Gesellschafterin ernennt, soll Esme begleiten. Während sie in London weilen, kommen sich Simon und Sarah näher. Doch sie wissen genau, dass eine Ehe zwischen ihnen praktisch unmöglich ist. Zudem wird Simon, der sich viel um das Ansehen seiner Familie schert, erpresst. Im Gegenzug dafür, dass er eine gewisse junge Dame zur Frau nimmt, bleiben diverse skandalöse Familiengeheimnisse über die Trents weiterhin gewahrt. Simon ist verärgert und weiß weder ein noch aus. Als auch noch die Gesellschafterin seiner Mutter ermordet aufgefunden wird, spitzt sich die Situation zu…
Mit „Der Herzog“, legt die Autorin Jennifer Haymore, den ersten Teil ihrer mehrteiligen „House of Trent“ Reihe vor und verbindet eine Liebesgeschichte zwischen einer Bürgerlichen und einem adligen Mann mit eine spannenden Hintergrundstory. Während sich die Suche nach der verschwundenen Mutter packend und undurchsichtig gestaltete, wurde bei der beschriebenen Liebesgeschichte reichlich Potential verschenkt. Sicher, Simon und Sarah sind sympathische Akteure, denen man ihre Liebe füreinander abnimmt, doch fand ich, dass beide rein vom Verstand her, nicht so agieren, wie es Personen ihrer Zeit und ihres Standes getan hätten. Obwohl Simon beispielsweise weiß, dass er jemanden andern heiraten muss, schläft er, ohne einen Gedanken an Verhütung zu verschwenden, mit der Romanheldin und auch diese macht sich keine Gedanken über den möglichen Fall des Falles. Romantik hin oder her, aber dieser Punkt wirkt so wahnsinnig unglaubwürdig und passt vor allem nicht in Anbetracht der Tatsache, dass Simon angeblich ja sogar noch einige Jahre älter und somit erfahrener ist, als Sarah. Zudem knickt er in einigen Situationen zu schnell ein, lässt sich von anderen gängeln, anstatt der Heldin beizustehen- ebenfalls ein Verhalten dass nicht zu einem reifen, gestandenen Romanhelden passt. Überhaupt wirkt der Roman schon vom Schreibstil her, eher wie eine Story der neuen Generation. Für meinen Geschmack zu modern geraten, zudem habe ich mich an einer Sache sehr gestoßen und hoffe, dass sie nur der Übersetzung geschuldet ist. In diesem Roman werden Menschen mit geistiger Behinderung als „Idioten“ tituliert. Zugegeben, es mag sein, dass sich Menschen in früheren Zeiten dergestalt ausgedrückt haben. Doch fand ich es befremdlich, dass auch die Hauptakteure, diesen Begriff benutzen.
Abgesehen von diesen Kritikpunkten lässt sich der Roman allerdings gut lesen, Jennifer Haymores Schreibstil ist eingängig und die Hintergrundstory bleibt spannend. Wer softe Historical Romances mag, die etwas moderner geraten sind, kann hier beruhigt zugreifen. Gute, kurzweilige Unterhaltung bietet „Der Herzog“ allemal, doch diejenigen, denen der Sinn nach etwas mehr Tiefgang und Komplexität steht, könnten enttäuscht sein.
Kurz gefasst: Modern wirkende, softe aber spannende Historical Romance; allerdings ist noch reichlich Luft nach oben gegeben und so hoffe ich auf eine Steigerung beim zweiten Teil. 3.5 von 5 Punkten.