Cover-Bild SCHWEIGEPFLICHT
Band 1 der Reihe "Die Stockholm Reihe"
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Ersterscheinung: 08.04.2019
  • ISBN: 9783641203726
Jens Lapidus

SCHWEIGEPFLICHT

Thriller
Susanne Dahmann (Übersetzer)

Emelie Jansson ist frisch gebackene Anwältin – und hoffnungsvoller Nachwuchs einer der angesehensten Anwaltsfirmen des Landes. Teddy ist ein Ex-Knacki, der für diese Firma Spezialnachforschungen betreibt und sich fortan auf der anständigen Seite des Lebens bewegen will. Doch dann wird in einem Sommerhaus auf den Stockholmer Schären ein schrecklich zugerichteter Toter gefunden, ein bewusstloser Mann wegen dieser Tat in U-Haft genommen, und ein Karussell setzt sich in Fahrt, das alles in Frage stellt, wofür Emelie und Teddy angetreten sind: Karriere, Freiheit, eine Zukunft. Wird es den beiden gelingen, die richtigen Entscheidungen zu treffen?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2019

Solider Schweden-Thriller mit tollen Charakteren

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Die frischgebackene Anwältin Emelie Jansson arbeitet hart in der renommierten Wirtschaftskanzlei Leijon. Da wird sie überraschenderweise als Verteidigerin von Benjamin Emanuelsson angefordert. Dieser ist ...

Die frischgebackene Anwältin Emelie Jansson arbeitet hart in der renommierten Wirtschaftskanzlei Leijon. Da wird sie überraschenderweise als Verteidigerin von Benjamin Emanuelsson angefordert. Dieser ist des Mordes angeklagt, befindet sich in U-Haft und liegt im Koma. Das alles ist zwar rätselhaft, dennoch leckt Emelie Blut und übernimmt heimlich die Verteidigung, obwohl dies nach Kanzleirichtlinien verboten ist. Hilfe erhält sie von Teddy Maksumic, einen Mitarbeiter der Kanzlei und ehemaligen Kriminellen, der immer noch gute Kontakte zu gewissen Kreisen hat. Die beiden erkennen schnell, dass Benjamins Fall enge Verbindung hat zu dem länger zurückliegenden Fall Mats Emanuelsson, Bens Vater, der erst entführt, dann verhaftet wurde und sich später von einer Finnland-Fähre gestürzt hat und als tot gilt. Gemeinsam tauchen sie tief ein in höchst kriminelle Kreise, decken dunkle Machenschaften auf und geraten dabei in Lebensgefahr.

Bandenkriminalität, Verrat, Wirtschaftsbetrug auf höchstem Niveau, Schießereien, Tote und Verletzte, aber auch Freundschaft, Loyalität, Mut und Gerechtigkeitssinn – der Autor webt ein dichtes Netz und verknüpft Vergangenheit und Gegenwart und Menschen aufs Trefflichste miteinander. Entstanden ist ein solider, spannender und ziemlich rasanter Thriller, der immer mehr Fahrt aufnimmt, je weiter die Handlung voranschreitet. In Rückblenden und durch Einschübe erhält der Leser in wohl dosierten Häppchen Einblicke in den etwa drei Jahre zurückliegenden Fall von Mats Emanuelsson, an dem Teddy maßgeblich beteiligt war und der weitaus komplexer ist als angenommen, so komplex gar, dass er Entscheidungen und Taten in der Gegenwart direkt beeinflusst. Den Schreibstil fand ich etwas gewöhnungsbedürftig und nicht so leicht zu lesen. Der Autor wechselt an sich sehr gekonnt zwischen den einzelnen Perspektiven, man merkt deutlich, wenn zum Beispiel aus der Sicht Nikolas, Teddys Neffe und Kleinkrimineller, erzählt wird. Seine Sprache nervt auch mitunter so richtig. Alles in allem fand ich den Schreibstil nicht so eingängig, sondern phasenweise stakkatohaft, und wer Fäkalsprache mag, wird hier jedenfalls auch auf seine Kosten kommen. Die Story und die Charaktere machten das aber für mich wett.

Formal ist die Handlung in fünf Teile gegliedert, eingerahmt von Pro- und Epilog, und erstreckt sich in der Gegenwart über einen Zeitraum von Mai bis August. Mit dem Epilog hatte ich so meine Probleme, ich fand ihn unnötig und den Schluss daneben. Ich habe nichts gegen ein offenes Ende, aber dies machte leider keine Lust auf Mehr. Für mich war die Geschichte daher vor dem Prolog beendet. Die Charaktere fand ich sehr gelungen, alle sind in ihrer Persönlichkeit ausgereift und authentisch. Man erhält durch die verschiedenen Perspektiven sehr gute Einblicke in die Gedankenwelt der einzelnen Personen, und auch die sogenannten Nebenfiguren gehen nicht unter. Als Hauptagierende stechen natürlich besonders Emelie und Teddy hervor, sie sind vielschichtig und polarisieren teilweise ziemlich. Beide haben mir sehr gut gefallen, und auch wenn ich mitunter von ihren Aktionen geschockt war, konnte ich doch immer alles gut nachvollziehen. Emelie macht in meinen Augen die deutlichste Entwicklung durch. Hochintelligent, engagiert und verbissen, und doch ist sie anfangs doch sehr unsicher und unerfahren – wie denkt Teddy so schön: Sie weiß so wenig (Kapitel 15). Ihre erste Gerichtsverhandlung als Verteidigerin von Teddys Neffen Nikola meistert sich jedoch vortrefflich und sie gewinnt mehr und mehr an Format. Durch Benjamins Mandat und ihre Zusammenarbeit mit Teddy wird sie zunehmend selbstbewusster, sie erweist sich als mutig und erkennt, was sie im Leben wirklich will, nämlich im Gerichtssaal Menschen verteidigen, die ihre Hilfe brauchen. Das und überhaupt die Gerichtsszenen gefielen mir außerordentlich, das fand ich spannend und informativ. Auch Teddy ist ein sehr interessanter Charakter, er ist einerseits der geläuterte Ex-Knacki, andererseits bewegt er sich aber noch immer in diesen Kreisen und handelt auch nicht gesetzeskonform, sondern so, wie es seinem eigenen Gerechtigkeitssinn entspricht. Er ist aber dabei immer menschlich und empathisch, was ihn zu einem echten Sympathieträger im Buch macht. Es gibt sehr viele spannende Szenen, in denen er seinen Mut und seine Aufopferungsbereitschaft zeigt. Durch seine Interaktion mit den Ex-Kumpanen und auch durch seinen Neffen Nikola erhält der Leser recht tiefe Einblick in die Welt des organisierten Verbrechens, wie dort agiert und kommuniziert wird und wie die Beziehungen zueinander sind. Interessant ist zudem, dass man in Bezug auf Berufsethos und Loyalität meint in einer verkehrten Welt zu sein. Die vermeintlichen Kriminellen sind weitaus loyaler als Mitglieder der Polizei. Es gibt also kein starres „der Gute gegen den Bösen“.

Fazit: Guter Thriller mit starken Charakteren und komplexer Story, der, trotz manchmal anstrengendem Schreibstils, spannend und informativ ist. Von Emelie und Teddy möchte man durchaus mehr lesen. Für Fans des eher härteren Thrillers gut geeignet, jedoch nicht so der typische Schweden-Thriller mit düsterer Atmosphäre und kaputtem Ermittler, der die meist psychopathischen Verbrecher zur Strecke bringt. Hier verwischen die Grenzen zwischen gut und böse und nichts ist, wie es scheint. Die Handlung wird konsequent vorangetrieben und bleibt spannend mit zum Schluss.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Erschreckend

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Eine Geschichte - nein, eigentlich sind es mehrere, die in Schweden spielt/en. Schweden spielen aber kaum mit - oder nur höchst dubiose. Ein junger Mann, der eigentlich nur mit seinen Bros abhängen will ...

Eine Geschichte - nein, eigentlich sind es mehrere, die in Schweden spielt/en. Schweden spielen aber kaum mit - oder nur höchst dubiose. Ein junger Mann, der eigentlich nur mit seinen Bros abhängen will und möglichst viel Illegales oder Ungesetzliches machen möchte. Der die syrische Sprache besser spricht, als seine eigene oder die des Landes, in dem er lebt, Schweden eben. Jugoslawische, Syrische, Serbische Banden, die von Ehre und Loyalität, Gesetzen, die einzuhalten sind und "Familie" sprechen, sich aber eben nur bekämpfen - mit allen Mitteln und skrupellos. Korruption und Gesetzesmissbrauch in den Behörden. Die Geschichte/n ist/sind lang und teils zu ausführlich in ihrer ganzen erschreckenden Wahrheit dargestellt. Man weiß nicht, was der Autor dem geneigten Leser eigentlich sagen will. Die Kritiken sprechen von einer eigenen Liga, sprachlicher Genialität... Der übermäßige Gebrauch von "naiß" ist genau das nicht. Spannend ja, aber eben auch überaus erschreckend.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Ein SchwedenThriller, leider total vermurkst.

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Ein Mord an einem nicht zu identifizierenden Opfer. Benjamin, ein bewusstloser junger Mann als Verdächtiger. Emilie, eine junge aufstrebende und beruflich völlig überlastete Anwältin. Teddy, ein Ex-Knacki, ...

Ein Mord an einem nicht zu identifizierenden Opfer. Benjamin, ein bewusstloser junger Mann als Verdächtiger. Emilie, eine junge aufstrebende und beruflich völlig überlastete Anwältin. Teddy, ein Ex-Knacki, Ex-Mitglied der jugoslawischen Mafia, der einst den Vater des Verdächtigen entführt hatte und jetzt als Privat-Ermittler für die Kanzlei der frischgebackenen Anwältin arbeitet. Mats, der Vater des Verdächtigen, ehemaliges Entführungsopfer, spielsüchtig mit engen Kontakten zur jugoslawischen Mafia, Selbstmörder. Nikola, Neffe von Teddy und ebenfalls in der Jugo-Mafia aktiv. Dazu konkurrierende Verbrechersyndikate, Drogenhandel, korrupte Polizisten, Wirtschaftskriminelle, Kinderschänder, Waffenhändler, ein offenbar überfordertes Justizsystem und diverse Familienmitglieder der handelnden Personen.

Kling verwirrend? Ist es auch.
Der Start ins Buch war spannend und vielversprechend. Doch nach und nach verliert sich der Autor in viel zu viele Handlungsstränge und füllt diese mit unnötigen Nebensächlichkeiten. Er kommt „vom Hundertsten ins Tausendste“, wie man so schön sagt. Hier trifft es zu.
Dazu wird die Handlung immer unübersichtlicher. Herr Lapidus packt einfach viel zu viel hinein, in seinen Roman. Für mich als Leser wurde es darum sehr schnell, sehr langweilig. Ich habe mich schon lange nicht mehr so durch ein Buch gequält, wie durch dieses. Mehr als einmal hätte ich am liebsten ganz aufgehört, aber da ich das Buch im Austausch gegen eine Rezension erhalten habe, habe ich durchgehalten, wenn ich auch im letzten Drittel vieles nur überflogen habe. Jeder hat seine Schmerzgrenze.
Das Ende, auch wenn wieder aufmerksam Satz für Satz gelesen, war dann leider eine ebensolche Enttäuschung wie der Rest des Buches. Irgendwie nur lapidar aufgeklärte Handlungsstränge mit einem wirklich unbefriedigendem Ende.

Die Beschreibung versprach Authentizität, Schnelligkeit und Direktheit.
Ersteres mag stimmen. Schnelligkeit? Die hätte ich mir so sehr gewünscht. Und Direktheit? Wenn damit der unerträgliche Slang gemeint ist, der in dem Buch vorherrscht, dann mag auch das stimmen.
Die Sprache war für mich übrigens genauso schwer zu ertragen, wie diese vielen Verwicklungen und Nebensächlichkeiten. Wer aber auf Sätze und Ausdrücke wie: „classy, stylisch, heftiges People-watching“, „streetsmart“, „Gehirnfrustration. Break down. Gedankenkreisel im Kopf“., „Fette Bullenvibes: überfallen Nikola. Und auch nicht – hier war etwas offenbar richtig verfickt.“ und „Dasselbe Gefühl heute: Spiderman-Einsatz.“, „Stattdessen: Geiseldrama Hollywoodstyle.“ steht, der ist hier richtig. Mir ging das irgendwann auf die Nerven.

Dazu passt noch ein weiteres Zitat aus dem Buch: „Stimmung: beschissen.“ Und zwar bei mir.