Cover-Bild Carambole
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Dörlemann
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 15.08.2013
  • ISBN: 9783908777922
Jens Steiner

Carambole

Ein Roman in zwölf Runden
Da sind die drei Jugendlichen, die Pläne aushecken für die bevorstehenden Schulferien und dabei genau wissen, dass auch dieses Jahr nichts geschehen wird, da ist die Troika, die sich regelmäßig zum Carambole-Spiel trifft, da ist Schorsch, der immer dann auftaucht, wenn man ihn nicht erwartet, und da sind die beiden verfeindeten Brüder, die seit jenen Erbschaftsstreitigkeiten nie mehr miteinander gesprochen haben. Im Dorf verharren die Menschen in ihrem Alltag wie gelähmt, während sich um sie herum alles verändert: Restaurants schließen, neue Wohnviertel entstehen, soziale Netze zerbrechen,Familien fallen auseinander.
In zwölf Runden nähert sich Jens Steiner diesem sozialen Gefüge an, lässt die Dorfmenschen in ihrerHilflosigkeit erstarren und öffnet ganz kleine Lücken, durch die hindurch ein Schritt in eine – wenn auch unsichere – Zukunft möglich wäre.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2017

Spiel des Lebens in zwölf Zügen

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...oder vielmehr Runden, wie der Autor sie nennt. Der Titel des Buches ist "Carambole", ein altes Spiel, das im Buch von drei Männern, drei älteren Herrschaften, als welche sie bezeichnet werden, regelmäßig ...

...oder vielmehr Runden, wie der Autor sie nennt. Der Titel des Buches ist "Carambole", ein altes Spiel, das im Buch von drei Männern, drei älteren Herrschaften, als welche sie bezeichnet werden, regelmäßig gespielt wird - doch ist es das Spiel des Lebens, um das es hier geht. Das Leben der Dorfbewohner, die tagein, tagaus in einem kleinen Dorf ihre Tage verbringen - und doch so viele Sichtweisen auf dieselben Dinge haben, wie es Einwohner gibt - oder sogar mehr.

Einige fliehen auch, sind verschwunden. Sie lassen andere zurück und nehmen etwas mit - das gemeinsame Vermögen, das gemeinsame Kind. Die Verlassenen trauern nur bedingt - sie finden sich ab und fügen sich ein in die veränderten Strukturen... etwas passiert mit ihnen - eher, als dass sie selbst agieren. Das sind die Gebliebenen, die Romanhelden, die Steinchen der Carambole, die mit ihnen gespielt wird.

Es gibt ein Ende für einen Akteur, alle anderen machen weiter - genau wie bisher? Wir wissen es nicht, denn Jens Steiner präsentiert uns lediglich einen Ausschnitt, eine Art Blitzlichtaufnahme über ein paar Tage im Dorf. Das tut er sparsam, aber trotzdem wortgewaltig. Wie das gehen soll? Nun, er ist einer dieser Autoren, die mit Worten malen, aber er braucht nur wenige: ein Satz und ein Charakter, eine Beziehung, eine Situation wird erfasst, der Leser kann ihn/sie in ihrer Gänze begreifen. Hier sitzt jedes einzelne Wort.

Steiner präsentiert, nein, er entlarvt den dörflichen Alltag dadurch, dass die Bewohner aus verschiedenen Perspektiven dargestellt werden - mal aus der eigenen, mal wieder aus anderen.

Eine Milieustudie der Normalität - oder auch gerade nicht, denn wie einer der Protagonisten verkündet "war ich schon damals längst der Normalität abhanden gekommen." (S, 160)
Dieses kurze Buch beinhaltet eine Reihe einprägsamer Sätze, die zumindest ich nicht so schnell gergessen werde - so bin ich bspw. "überzeugt davon, dass jedes Alter seine eigene Ernsthaftigkeit hat" (S.112), ich wußte es bisher nur nicht!

Wie auch vieles andere, eigentlich Selbstverständliche, das der Autor mir hier plastisch vor Augen geführt hat. Lesenswert!