Möglichkeit statt Feindbild
In „Warum Feminismus gut für Männer ist“ versucht Jens van Tricht einen Erklärungsversuch dafür, inwiefern auch Männer von der Geschlechtergerechtigkeit profitieren.
Ein Satz, den ich mir in diesem Buch ...
In „Warum Feminismus gut für Männer ist“ versucht Jens van Tricht einen Erklärungsversuch dafür, inwiefern auch Männer von der Geschlechtergerechtigkeit profitieren.
Ein Satz, den ich mir in diesem Buch markiert habe, war folgender: „Männer tun sich selbst Gewalt an, indem sie ihre eigene Menschlichkeit unterdrücken, indem sie Angst, Traurigkeit oder Unsicherheit mit Lautstärke zu übertönen versuchen, indem sie sich zusammenreißen, ihre Tränen unterdrücken und den taffen Kerl markieren.“
Van Tricht geht davon aus, dass wir als Menschen ursprünglich uneingeschränkten Zugriff auf die Palette menschlicher Emotionen, Eigenschaften und Bedürfnisse haben. Bereits vor der Geburt aber werden Menschen in Geschlechter eingeteilt. Bestimmte Verhaltens- und Handlungsweisen werden jeweils vom männlichen Geschlecht erwartet wie Härte, Rationalität ohne Emotion, Maskulinität (und mehr). Gleichzeitig werden viele Dinge, die als weiblich gelten, unterdrückt - man will als ganzer Mann ja schließlich bloß nicht als schwul oder verweichlicht gelten. Ein echter Mann darf nicht mädchenhaft oder feminin sein, und so findet eine Überbetonung der Eigenschaften statt, die mit Maskulinität assoziiert werden, auf Kosten der Eigenschaften, die mit Feminität in Verbindung gebracht werden.
Was hat das nun aber mit dem Feminismus zu tun, der gut für Männer sein soll? - Frauen haben sich in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten Privilegien erkämpft, zu denen ursprünglich nur Männer Zugang hatten. Dies erreichten sie, indem sie sich männlich assoziierte Eigenschaften aneignen (man denke an die aufstrebende Karrierefrau). Frauen haben also gezeigt, dass es vorteilhaft ist, die ganze Palette menschlicher Eigenschaften, nicht nur die weiblich konnotierten, zu nutzen. Es ist Zeit, dass auch Männer sich emanzipieren. Weg von der starren Männlichkeit, die keine Emotionen und Weichheit zulässt. Der aktuelle Feminismus will keine Unterdrückung des Mannes, sondern eine Gleichberechtigung aller Geschlechter, und in diesem Zuge kann ich dieses Buch allen nahelegen, die sich ein wenig mit ihrer eigenen (bisherigen aber vielleicht auch zukünftigen) Rolle auseinandersetzen wollen und im Feminismus eine Möglichkeit sehen statt es als Feindbild des anderen Geschlechts bekämpfen.