Intelligent konstruierter Comic
Was unterscheidet uns Menschen von künstlicher Intelligenz?
In Made in Korea, Jeremy Holts neuer Comicserie zusammen mit dem Illustrator George Schall, hat das Konzept der Identität eine neue Bedeutung ...
Was unterscheidet uns Menschen von künstlicher Intelligenz?
In Made in Korea, Jeremy Holts neuer Comicserie zusammen mit dem Illustrator George Schall, hat das Konzept der Identität eine neue Bedeutung bekommen, da künstliche Intelligenz als normal und alltäglich bezeichnet wird und einige Kinder nicht mehr aus Fleisch und Knochen bestehen.
Der Comic dreht sich um ein Paar, das in Conroe, Texas lebt und keine leiblichen Kinder bekommen kann. Nachdem Bill und Suelynn gesehen haben, wie gut ihre Freunde mit ihrem adoptierten Proxy zurechtkommen, denken sie darüber nach, selbst einen als Familienmitglied aufzunehmen.
Zeitgleich knackt der Programmierer Chul, für das Unternehmen Wook-Jin Industries tätig, einen Code, der bahnbrechend ist - und gefährlich, sollte er in die Hände der Falschen geraten. Aus dem Grund packt er den Code in ein Proxy und schickt das 9-jährige KI-Kind nach Texas.
Der Plot erinnert ein bisschen an Pinocchio und weist einige Parallelen auf. Der Autor hat sich u.a. mit der Frage befasst, was es bedeutet, Eltern zu sein. Wie schwierig es sein kann, seine eigene Identität zu finden, einen Platz in der Welt. Wir werden mit grundlegenden Dingen konfrontiert bezüglich Ethik, Moral und wissenschaftlicher sowie technischer Fortschritt. Dabei konzentriert sich der Kern der Story auf Jess, einen Androiden, dem die Fähigkeit gegeben wurde, emotional zu wachsen. Von ihrem Schöpfer weggeschickt, um den Code zu schützen, der sie einzigartig macht. Dabei werden so viele zwischenmenschliche Aspekte aufgewirbelt, dass man ordentlich ins Grübeln gerät. Insbesondere weil Jess immer mehr menschliche Züge aufweist. Made in Korea ist manchmal erschreckend gewalttätig. Umso mehr, weil Jess davon so beunruhigt ist. Gewalt ist ihr zuwider, und sie versteht nicht, warum die Menschen absichtlich Konfliktsituationen provozieren. Warum sie andere beispielsweise erschießen und warum sich vieles um Kapitalismus zu drehen scheint. Während Science-Fiction und künstliche Intelligenz die großen Genre-Schirme sind, unter die Made in Korea fällt, ist es in erster Linie eine Geschichte über Adoption und die Schwierigkeiten, sich selbst zu finden, wenn man nirgendwo hinpasst. Made in Korea lässt die Leser raten, wohin es als nächstes gehen wird, indem es konventionelle Genre-Grenzen überwindet
Die Illustrationen des Künstlers George Schall sind ein kleines Schmankerl. Kleine Details wie die dreieckige Dachbodenbibliothek der Evans bestechen durch ihre schlichte, geometrische Schönheit. Schalls Artwork passt nahtlos zu Holts tonalen Verschiebungen. Beide haben eine spannende Serie geschaffen, die der Frage nachgeht, was es bedeutet, in einer Welt zu leben, in der Eltern nicht mehr biologisch mit ihren Kindern verwandt sind. Allein das wäre schon eine Rechtfertigung für den Kauf dieses Comics.
Fazit: Ein intelligent konstruierter Comic über Familie und Identität, der nachdenklich stimmt und einige Kontroversen der Menschlichkeit beleuchtet.