Tiefgründig, sprachlich herausragend und anspruchsvoll!
Eine intensive Beschäftigung mit tiefgründigen Fragen und die Angst vor Fehlentscheidungen.
Orientierung an Anderen und Anderem, um zu sich selbst zu finden.
Poetisch, philosophisch, psychologisch, wissenschaftlich, ...
Eine intensive Beschäftigung mit tiefgründigen Fragen und die Angst vor Fehlentscheidungen.
Orientierung an Anderen und Anderem, um zu sich selbst zu finden.
Poetisch, philosophisch, psychologisch, wissenschaftlich, brisant und kurzweilig.
Ausgehend von der Frage, ob sie, schließlich zum zweiten Mal schwanger, noch ein zweites Kind haben möchte, beschäftigt sich eine Frau, die namenlose Ich-Erzählerin, mit dem Leben ihrer Mutter und ihrer Großmutter.
So wie ein ins Wasser geworfener Stein konzentrische Kreise verursacht, kommt die Autorin von der zentralen Fragestellung hin zu anderen Menschen und anderen Themen.
Sie überdenkt einschneidende Entscheidungen und ihre eigene Rollle. Sie reflektiert ihre Beziehungen zu wichtigen Bezugspersonen und ihren Umgang mit Schicksalsschlägen.
Es ist originell (aber nachvollziehbar), dass sie mit ihren Überlegungen bei der großen Verbundenheit und innigen Beziehung des Psychoanalytikers Sigmund Freud und seiner Tochter Anna, ebenfalls Psychoanalytikerin, ankommt und es ist interessant, dass ihre Gedanken zum ersten Kaiserschnitt wandern, wobei Mutter und Kind wegen mangelnder Hygiene keine Chance hatten, zu überleben.
Sie streut immer wieder biographische Details berühmter Wissenschaftler wie Wilhelm Conrad Röntgen und John Hunter ein.
Warum zieht sie all diese Berühmtheiten zu Rate?
Auf den ersten Blick erscheint es willkürlich.
Aber inzwischen glaube ich, dass sie sich genau mit diesen Persönlichkeiten beschäftigt, weil sie sich alle in irgendeiner Weise mit den Themen Schwangerschaft, Geburt, Kinder, Durchblick, Weitblick, Blick ins Innere und Erkenntnis auseinandergesetzt haben.
Immerhin sucht die ich Erzählerin ja auch nach einer Erkenntnis. Sie sucht Antworten auf existentielle Fragen und letztlich, meine ich, den Sinn des Lebens.
Im Verlauf des Romans erfahren wir von erniedrigenden und traumatisierenden Erfahrungen und so einiges über ihre Biografie, die einerseits von zu großer Distanz und andererseits von zu großer Nähe geprägt ist, und das wiederum erklärt den Grund für ihre Auseinandersetzung mit der Mutterrolle im Speziellen und mit ihrer Sinnsuche im Allgemeinen.
Die Mutter der Erzählerin war kühl und distanziert und es ist davon auszugehen, dass sie ihrer Tochter, der namenlosen Ich-Erzählerin, nicht genug emotionale Zuwendung geben konnte.
Sie, also die gerade erwähnte Mutter, wurde von der eigenen Mutter, einer Psychoanalytikerin, in deren Ausbildung als Probandin, „missbraucht“.
Keine Wunder, dass sie auf die übergriffige und bedrohliche Nähe mit schützender emotionaler Distanziertheit reagierte, was ihrer eigenen Tochter, der Ich-Erzählerin, wiederum schadete und eine Art innerer Leere bescherte.
Die Autorin erzählt überwiegend in sachlich-nüchterner Sprache, benutzt brillante Formulierungen, wortgewaltige Metaphern und bildet zum Teil ellenlange Sätze.
Unterm Strich schreibt sie davon, dass man erst dann eine liebevolle und herzliche Mutter werden kann, wenn man selbst genügend Aufmerksamkeit und emotionale Zuwendung erhalten hat.
Ich empfehle das anspruchsvolle, sprachlich herausragende und gelungene Werk gerne weiter, möchte es jedoch ungern als typischen Roman bezeichnen.