Cover-Bild Was wir voneinander wissen
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 07.05.2020
  • ISBN: 9783462051728
Jessie Greengrass

Was wir voneinander wissen

Roman
Andrea O'Brien (Übersetzer)

Ein philosophischer Roman über die Frage, wie man Erkenntnisse gewinnt und die richtigen Entscheidungen trifft.

Eine junge Frau steht vor einer lebensverändernden Entscheidung und stellt sich deshalb die Frage, wie man eigentlich Erkenntnisse gewinnt. Sie überdenkt ihre eigene Situation und die ihrer Mutter und Großmutter, betrachtet aber auch die Erfolge berühmter Wissenschaftler, um so zu verstehen, was das Leben eigentlich ausmacht und wie man voneinander lernen kann. Will ich ein Kind? Will ich es jetzt? Was gibt dem Leben Bedeutung? Die Ich-Erzählerin versucht, im Leben ihrer verstorbenen Mutter und ihrer Großmutter, die Psychoanalytikerin war, Antworten auf diese essenziellen Fragen zu finden. Auf der Suche nach einem Muster, das sich auf ihr eigenes Leben übertragen lässt, nimmt sie Wendepunkte im Leben wichtiger Persönlichkeiten der Medizingeschichte in den Blick: Röntgen und seine Entdeckung der X-Strahlen, Sigmund und Anna Freud und ihre Entwicklung der Psychoanalyse sowie John Hunter, der die Anatomie erforschte. Wie fällt man rationale Entscheidungen, wenn man die emotionalen Konsequenzen nicht absehen kann? Kann man aus der Geschichte und den Errungenschaften anderer lernen und für das eigene Leben Schlüsse ziehen? Die Autorin, für ihre Erzählungen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, erkundet in ihrem ersten Roman auf höchstem Niveau die Angst, folgenreiche Fehler zu machen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2020

Tolle Erzählstimme

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Eine große und bedeutende Frage, die sich Menschen stellen, ist, ob man ein Kind in diese Welt setzen möchte und darum geht es in diesem Roman zunächst. Eine Ich-Erzählerin beleuchtet ihr eigenes Leben ...

Eine große und bedeutende Frage, die sich Menschen stellen, ist, ob man ein Kind in diese Welt setzen möchte und darum geht es in diesem Roman zunächst. Eine Ich-Erzählerin beleuchtet ihr eigenes Leben und die ihrer weiblichen Vorfahren, jenes ihrer Mutter und das ihrer Großmutter, eine Psychoanalytikerin. Sie geht jedoch noch viel weiter auf der Suche nach Antworten darauf, wie es möglich ist rationale Entscheidungen zu treffen, wenn sich die emotionalen Folgen nicht einschätzen lassen. Ihre Suche führt sie nicht nur in ihre Familiengeschichte, sondern auch in die der Wissenschaft.

In diesem Roman wird das Philosophiestudium der englischen Autorin Jessie Greengrass sehr deutlich. Die Vermischung aus Familiengeschichte, philosophischen Fragen unter Bezugnahme wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Forschung und Geschichte der Medizin machten für mich den Reiz dieses Romans aus. Ich begegnete nicht nur einer interessanten Ich-Erzählerin, die sich die Frage stellt ob sie ein zweites Kind möchte und in einer Ehe lebt, in der ihrerseits Distanz und Nähe etwas problematisch sind ,sondern auch der Entdeckung der X-Strahlen und Wilhelm Röntgen, der Erforschung der Anatomie von John Hunter und Sigmund und Anna Freud bei der Entwicklung der Psychoanalyse. Die Ich-Erzählerin fand in der wissenschaftlichen Welt eine sichere Zuflucht, als ihre Mutter starb und dieser Einschnitt ihres Lebens viele Fragen aufwirft.
Diese junge Frau nimmt Leser*innen mit in ihre Gedanken, ihre Welt voller Sorgen und Ängste rund um ihre zweite Mutterschaft, ihren Wurzeln, ihrer Beziehung zu anderen und der Welt und Verarbeitung ihrer Biografie.

Den Schreibstil empfand ich als großartig, gewählte Metaphern sehr passend und teils originell, etwas düster und distanziert, sehr sachlich und doch poetisch. Eine tolle, neue und vielversprechenden Stimme.
Ein kurzweiliger philosophisch, poetischer Roman mit psychologischen und wissenschaftlichen Einschüben in brillanter, klarer, nüchterner Sprache rund um die großen Fragen ‘wer bin ich?’, ‘wohin gehe ich?’, ‘wie treffe ich die richtigen Entscheidungen?’ einer ruhigen Erzählerin.

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Veröffentlicht am 15.05.2020

Sprachlich auf hohem Niveau

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Ich habe heute meine aktuelle Lektüre zu Ende gelesen und möchte direkt darüber schreiben. »Was wir voneinander wissen« von Jessie Greengrass ist im Mai diesen Jahres im Verlag Kiepenheuer und Witsch erschienen. ...

Ich habe heute meine aktuelle Lektüre zu Ende gelesen und möchte direkt darüber schreiben. »Was wir voneinander wissen« von Jessie Greengrass ist im Mai diesen Jahres im Verlag Kiepenheuer und Witsch erschienen. Auch wenn es sich um einen Roman handelt, hat es wenig von dieser Gattung. Viel mehr verbirgt sich hinter der Geschichte viel Wissenschaft und Philosophie, gespickt mit emotionalen Momenten.

Die Erzählerin ist eine junge Frau, die zum zweiten Mal schwanger ist. Auf sehr philosophische Weise überdenkt sie lebensverändernde Entscheidungen und ihre Position als Mutter und Partnerin. Sie flechtet dabei die Entdeckungen und Erfolge bekannter Wissenschaftler ein, um den Sinn des Lebens nachvollziehen zu können. In ihre Überlegungen bezieht sie sowohl ihren Partner, als auch ihre Kinder, ihre Mutter und Großmutter ein. Sie sucht nach Antworten auf drängende Fragen, die für das Leben entscheidend sind.

Zentral ist in der Erzählung von Jessie Greengrass die Suche nach der Erkenntnis, die das Miteinander greifbarer macht und hilft, sich und andere besser zu verstehen. Um diesem Ziel näher zu kommen, reflektiert die Ich-Erzählerin sich selbst, ihre Beziehungen zu nahe stehenden Personen und ihren Umgang mit Schicksalsschlägen, wie den Tod ihrer Mutter und auch ihre eigene Rolle als Mutter zweier Kinder. Im Wechsel berichtet sie von Kindheitserinnerungen, in denen vor allem ihre Großmutter, eine Psychoanalytikerin, ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens war, als auch die Monate vor der Entscheidung, ein Kind zu bekommen und die gegenwärtige Situation.

Immer noch tief verwundet durch den Tod der Mutter, fällt es der jungen Frau schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, selbst ein Kind zu bekommen und dieser Rolle gerecht zu werden. Die Geschichte ist in drei Kapitel eingeteilt und wird verknüpft mit den Durchbrüchen dreier weltbekannter Wissenschaftler, nämlich: Wilhelm Röntgen, Sigmund Freud und John Hunter. Alle hatten es sich zur Aufgabe gemacht, auf die ein oder andere Weise “in den Menschen hineinzuschauen”. Es lässt sich möglicherweise schon erahnen, dass »Was wir voneinander wissen« kein Roman im klassischen Sinne ist. Vielmehr lebt die Handlung fast ausschließlich von ihren philosophischen Gedankengängen.

Wer also eine konstruierte Familiengeschichte erwartet, wird nicht das finden, wonach er sucht, denn Greengrass präsentiert sich insbesondere als gute Beobachterin, die es versteht, gelungene Metaphern zu schaffen und wortgewaltig zu formulieren. Die Frage danach, was und wer wir sind und wodurch wir es werden, ist konstant präsent und sprachlich bewegt sich das Erzählte durchweg auf sehr hohem Niveau. Im Gesamten hätte ich mir mehr Handlung gewünscht, denke aber, dass dieses Buch einen ganz eigenen Wert hat. Besonders das Ende berührte mich noch einmal sehr.

»Was wir voneinander wissen« war ganz anders als zuvor von mir erwartet. Philosophisch und sprachlich ist das Buch ein Hochgenuss, mir persönlich fehlten hin und wieder die typischen Merkmale eines Romans. Alles in allem ist es jedoch ein durchaus gelungenes Buch der etwas anderen Art, das zum Nachdenken anregt und am Ende noch einmal ungeahnte Emotionen freisetzt.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Gratwanderung zwischen sachlich und emotional

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Die britische Autorin Jessie Greengrass schaffte es, den emotionalen Zustand ihrer Protagonistin sachlich und nachvollziehbar zu verdeutlichen und die wissenschaftlichen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts, ...

Die britische Autorin Jessie Greengrass schaffte es, den emotionalen Zustand ihrer Protagonistin sachlich und nachvollziehbar zu verdeutlichen und die wissenschaftlichen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts, z.B. durch Roentgen oder Freud, zu spiegeln.

Die Icherzählerin erzählt von ihren inneren Zwiespalt vor der Geburt des ersten Kindes und Krankheit, Pflege und Tod der Mutter. Obwohl es aufwühlend ist und sie auch in einem Zustand der Trauer führte, erscheint mir der gewählte Stil dafür der richtig ausgewählte. Andererseits ist es manchmal mit der Zeit doch zu sachlich und kühl. Es bleibt halt eine Gratwanderung.
Es gibt viele Beobachtungen, die die Autorin gut in Worte fasst. Das hilft, auch die manchmal langweiligeren Passagen zu überwinden. Insgesamt war ich zufrieden mit dem Buch, obwohl ich es auch nicht überbewerten würde.

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