Die Wahreit der Cardinals
Die Cardinals wohnen in der rauen Umgebung Kanadas. 21 Kinder wuseln durch das Haus, haben ihre eigene Hierarchie aufgebaut. Die Mutter ist meist in der Küche beschäftigt und kümmert sich um die Verpflegung ...
Die Cardinals wohnen in der rauen Umgebung Kanadas. 21 Kinder wuseln durch das Haus, haben ihre eigene Hierarchie aufgebaut. Die Mutter ist meist in der Küche beschäftigt und kümmert sich um die Verpflegung der Kinder. Der Vater ist ein begeisterter Erzsucher und als ihm eine große Firma sein Erzfund samt Mine abkauft beginnt ein Kreislauf der zu einem dramatischen Ausgang führt…
„Ich tische ihnen ordentlich was auf, keiner soll hungrig aus dem Gespräch herausgehen. Zwei Dutzend Eier zum Frühstück, hundert Pfund Kartoffeln im Keller, Prügeleien am Abend um einen Platz vor dem Fernseher, Prügeleien die ganze Zeit, ohne Grund, aus Spaß, aus Gewohnheit. Das übliche Theater eben“. (Seite 8)
Was für ein Buch, was für ein Schreibstil, was für eine Erzählung. Zugegeben, man muss sich auf die Geschichte einlassen können und wollen. Sie hat jetzt keinen „strengen“ roten Faden, auch ist nie gekennzeichnet wer gerade was erzählt, es ergibt sich aber aus den Erzählungen. Die Autorin hat eine unglaublich interessante Ausdrucksweise, einen bildhaften Schreibstil und nimmt den Leser mit in eine Bergbausiedlung die ihre besten Zeiten hinter sich hat.
In diesem Buch geht es um diese Familie und ihr Schicksal. Den die Cardinals halten zusammen, sie haben das Sagen in Norco, treiben ihre wenigen Nachbarn und die „Landeier“ die einfach nur blöde sind, zur Weißglut. Man merkt hier und da dass sie eigentlich nicht wissen was sie alles mit sich anfangen sollen, dass jeder seine großen Träume hat um Norco den Rücken zu kehren. Aber es geht nichts über die Familie, die ist heilig. Und sie unterstützen den Traum ihres Vaters der weiterhin noch auf die große Ader in einer Mine hofft und seinen kleinen Ruhm erhält. Beide Eltern sind äusserst bescheiden und ruhig, mehr im Hintergrund.
Die Familienbande haben mich sehr fasziniert, dass es zwar als unstrukturiert aussieht, aber es doch alles seinen Platz und seinen (Un) Sinn hat. Auch wenn die Eltern nicht interessiert scheinen an ihren 21 Kindern, so ist dies gar nicht der Fall, sie haben ihre ganz eigene Art ihre Liebe und Aufmerksamkeit zu zeigen und wie die Kinder diese Momente beschreiben sind unglaublich liebevoll und schön.
Und doch gilt eben das Gesetz – einmal ein Cardinal, immer ein Cardinal. Mit der Zeit „tanzt“ aber ein Kind aus der Reihe und dies führt zu den Ereignissen in diesem Buch, zu dem großen Showdown.
Sehr schnell ist klar dass was passiert sein muss, aber man ahnt nicht wirklich was. Durch die verschiedenen Erzählstränge erhält man immer mehr ein Gesamtbild was sich zusammenfügt, aber auch die Risse und Gräben der Familie offenbart.
Das Ende hat mich sehr berührt, es mag vielleicht zu „leicht“ oder „unsinnig“ erscheinen, aber es fügt sich, für mich, perfekt in die Geschichte ein und rundet das Bild komplett ab.
Ein Buch was von seinem ganzen Stil anders und doch so besonders ist. Für den ein oder anderen anspruchsvollen Leser oder jemanden der etwas Neues lesen möchte ist dieses Buch sicherlich die Zeit wert.