Cover-Bild Martin Walser
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29,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Theiss in Herder
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 26.01.2022
  • ISBN: 9783806243550
Jochen Hieber

Martin Walser

Der Romantiker vom Bodensee

75 Schriftstellerjahre liegen hinter Martin Walser. Rund 30 Prosawerke hat er verfasst. Die Novelle »Ein fliehendes Pferd« und das Debüt »Ehen in Philippsburg« sind unbestritten von Rang. Zum 95. Geburtstag erweist Jochen Hieber dem Autor seine Reverenz und zieht eine Bilanz der substanziell von ihm geprägten Literatur nach 1945.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Eine infomative Biografie, die nicht nur das Leben Walsers thematisiert, sondern auch das zeitgenössische Literatursystem

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„Martin Walser. Der Romantiker vom Bodensee“ ist eine Biografie von Jochen Hieber, die sich mit dem Leben und Werk des Schriftstellers Martin Walser beschäftigt. Jochen Hieber setzt in seiner Biografie ...

„Martin Walser. Der Romantiker vom Bodensee“ ist eine Biografie von Jochen Hieber, die sich mit dem Leben und Werk des Schriftstellers Martin Walser beschäftigt. Jochen Hieber setzt in seiner Biografie zwei Schwerpunkte: Zwar gibt Hieber einen kursorischen Überblick über das Gesamtwerk Walsers, doch legt er den Fokus auf Walsers Veröffentlichungen ab 1998. Wie Hieber ausführlich begründet, versteht er Martin Walser als partiellen Romantiker, der die Maximen der Aufklärung für realisiert erachte und daher für die Gegenwart neue Antworten jenseits der Aufklärung suche. Walser befinde sich außerdem – den Romantikern nicht unähnlich – in einem permanenten Schreib- und Reflexionsprozess, weshalb er nicht das eine Hauptwerk geschaffen habe. Zugleich – und das ist der zweite Schwerpunkt – behandelt Hieber Walser in seiner Biografie weniger als ein Individuum, sondern stärker als Schriftsteller in einem spezifischen Literatursystem, wobei auch Wechselwirkungen zwischen Individuum und System dargestellt werden. Hieber schreibt also keine bloße Biografie, sondern auch eine Abhandlung über die deutsche Gegenwartsliteratur, in deren Mittelpunkt die Perspektive Martin Walsers gesetzt wird. Denn: Obwohl, so Hieber, Martin Walsers Relevanz für die Gegenwartsliteratur nicht ausreichend genug betont werden könne, falle er – gerade im angelsächsischen Raum – häufig hintüber und bekomme nicht die Aufmerksamkeit, die ihm eigentlich zustehe. Um Walsers Relevanz für die Gegenwartsliteratur herauszustellen, geht Hieber einen besonderen, nicht-chronologischen Weg. So wird Walsers Leben und Werk in Bezug zum Literatursystem (bestehend aus Schriftstellerinnen, Leserinnen, Rezensent*innen und dem Literaturmarkt) beschrieben. Daher spielen neben Martin Walser auch Größen der Gegenwartsliteratur wie Hans Magnus Enzensberger und Günter Grass in der Biografie eine Rolle (gerade zu Beginn wird das aus Enzensberger, Grass und Walser bestehende Triumvirat der deutschen Gegenwartliteratur häufig thematisiert). Ein besonderes Augenmerk wird auch auf die österreichisch-amerikanische Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger gelegt, die eine langjährige Freundin Walsers war (bis sie die Freundschaft nach der Veröffentlichung von Walsers „Tod eines Kritikers“ beendete). Hierbei beschäftigt sich Hieber ausführlich mit Klügers „weiter leben“, welches er parallelisierend zu Walsers „Ein springender Brunnen“ analysiert. Den größten Raum in Hiebers Biografie nehmen aber Walsers Paulskirchenrede 1998 und sein Buch „Tod eines Kritikers“ (2002) ein. Beide führten dazu, dass Walser (u.a. von Marcel Reich-Ranicki und Frank Schirrmacher) vorgeworfen wurde, ein Antisemit zu sein. Hieber beschreibt in diesem Kontext ausführlich die Genese des Antisemitismus-Vorwurfes und diskutiert gleichzeitig, inwiefern dieser gerechtfertigt ist. Wie bereits angeführt, schreibt Hieber Walsers Biografie vor dem Hintergrund des Literatursystems. Interessant an dieser Perspektivierung ist, dass Jochen Hieber – als langjähriger FAZ-Feuilleton-Redakteur und Literaturkritiker – ebenfalls Teil dieses Systems ist. Er kennt Martin Walser persönlich, hat mit Reich-Ranicki und Schirrmacher zusammengearbeitet, wodurch die Biografie insgesamt eine persönliche Note besitzt. Gleichzeitig geht Hieber allerdings mit einer kritischen Sorgfalt vor und begründet seine Ansichten transparent, sodass keine undifferenzierten Parteinahmen geäußert werden. Insgesamt ist „Martin Walser. Der Romantiker vom Bodensee“ eine informative und verständlich geschriebene Biografie über Walser, die nicht nur dessen Leben, sondern auch das zeitgenössische Literatursystem behandelt.

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