Johannes Hepp beschreibt in seinem Buch „Die Psyche des Homo Digitalis“ die Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Psyche und lädt durch seine scharfsinnige und zugleich gut lesbare thematische Aufbereitung dazu ein, den Einfluss der Digitalisierung auf die eigene Psyche sowie die eigene Internetnutzung zu hinterfragen. Mehr noch: Die Reflexionsfähigkeit wird geschult und man beginnt während der Lektüre auszuloten, ob man eventuell schon selbst unter einer der vorgestellten 21 Neurosen leidet. Manches Mal wirkt das Gelesene wie ein Glas Wasser, dessen Inhalt einem plötzlich in das Gesicht geschüttet wird. Ein wenig unangenehm, sicher, aber auch wachmachend und erfrischend.
Das zeitgemäße Werk ist in die drei Teile „Liebe, Arbeit sowie Sinn“ aufgegliedert und schließt die wichtigsten Lebensbereiche ein, in denen die Digitalisierung längst angekommen ist. Nutzen Sie regelmäßig Social-Media-Plattformen, Suchmaschinen oder Dating-Apps? Welche Datenspuren hinterlassen Sie währenddessen und welche Unternehmen profitieren letztlich von diesen? Allerdings dürfte die wichtigste Frage lauten: Welche Auswirkungen hat die digitale Vereinnahmung unseres Alltagslebens auf die gesellschaftliche Entwicklung und das individuelle Online-Nutzungsverhalten auf das eigene Seelenleben? Der Autor zeigt wesentliche Zusammenhänge auf, die einem vermutlich selbst bislang nicht bewusst gewesen sind. Dennoch besteht die unterstützende Botschaft des Buches darin, dass wir unsere Selbstverantwortung wiedererlangen können und dazu in der Lage sind, Medienkompetenz zu entwickeln. Es werden Handlungsstrategien aufgezeigt, die uns wieder mehr zurück in die analoge Welt holen und ein Balancegefühl fördern, damit wir uns nicht in den unübersichtlichen Angeboten der Digitalwelt verlieren. Auf diese Weise kann es uns letztlich gelingen, auch die eigenen Bedürfnissen besser wahrzunehmen. Jedes der 21 Kapitel schließt mit hilfreichen Anleitungen ab, die zum Nachdenken anregen und auch die Motivation wecken, in den Alltag Digitalpausen zu integrieren oder Konsumprinzipien zu entwickeln, die den persönlichen Bedürfnissen und Wertvorstellungen entsprechen.
FAZIT: Für mich ist dieses Buch tatsächlich eine große Bereicherung gewesen. Ich kann mir deshalb sehr gut vorstellen und wünsche mir auch, dass Herr Hepp - mit seinem hochspannenden Werk über die Neurosen unseres neuen Jahrhunderts - eine breite Zielgruppe, darunter Erziehungsberechtigte, Pädagogen, politische Entscheidungsträger, Psychologen und Psychotherapeuten, erreichen wird. Nur so rückt die erhoffte Veränderung hin zu einem verantwortungsvolleren, durch Gesetze geschützten Umgang mit den Möglichkeiten der Digitalwelt, in greifbare Nähe.