Plötzlich aus dem Nest geworfen
Klappentext:
Hannes ist fassungslos: Seine Eltern setzen ihn einfach so vor die Tür. Nach 35 Jahren unter einem Dach. Dabei hat er doch nie gestört. Im Gegenteil: Er zahlt pünktlich seinen Mietanteil, ...
Klappentext:
Hannes ist fassungslos: Seine Eltern setzen ihn einfach so vor die Tür. Nach 35 Jahren unter einem Dach. Dabei hat er doch nie gestört. Im Gegenteil: Er zahlt pünktlich seinen Mietanteil, wäscht seine Unterhosen selbst und hat nur ein Mal eine Frau mit nach Hause gebracht.
Zwischen seinen viertausend Büchern, dem trockenen Rotwein aus Apulien und einem Sofa voller Kindheitserinnerungen war seine Welt bisher übersichtlich und in Ordnung.
So unsanft aus dem Nest gestoßen versucht er, voller Selbstmitleid, die abgetragenen Mauern seines Lebens an anderer Stelle wieder aufzubauen. Doch schon am ersten Abend in seiner neuen Wohnung klingelt es an der Tür. Mit einem Begrüßungstropfen und einer Kiste Weinbrandbohnen in den Händen stellt sich sein Nachbar aus dem Erdgeschoss vor. Außerdem hat er ein völlig anderes Lebenskonzept im Gepäck.
Fazit:
Was machen die Eltern von Hannes nur mit ihrem 35-jährigen Sohn? Von jetzt auf sofort soll er die elterliche Wohnung verlassen und auf eigenen Beinen stehen? Über solch eine Notlage hat Hannes nicht mal aus seinen 4000 Büchern etwas erfahren. Er war doch immer nett zu seinen Eltern und hat sogar seine Unterhosen selbst gewaschen. Nun liegt seine heile Welt in Scherben. Was tun?
Hannes beißt zähneknirschend in den sauren Apfel und sucht sich eine neue Bleibe. Hauptsache die Wohnung hat genügend Platz für seine 4000 Bücher. Ob es in Hannes Leben auch noch Platz für Menschen gibt?
Als Hannes am ersten Abend in der neuen Wohnung noch den alten Zeiten nachtrauert, steht sein neuer Nachbar Hugo-Peter vor der Tür, um ihn zu begrüßen. Nach einem Begrüßungstropfen geht es los, denn Hugo-Peter genannt Hupe hat das Herz am rechten Fleck. Hannes kann es kaum fassen, was Hupe in kürzester Zeit so auf die Beine stellen kann. Ob Hannes jetzt noch Zeit für seine Trauer hat, oder ob sich eine tiefschürfende Männerfreundschaft ankündigt? Das müsst ihr leider selbst lesen, ich will euch die Spannung nicht versauen. Ich kann euch versprechen, dass es lustig wird und es wird gemenschelt.
Auch wenn Hannes anfangs noch im Selbstmitleid badet, so muss er lernen, sich dem wahren Leben zu stellen. Er gibt alte Gewohnheiten auf und hat sogar den Mut neue Wege zu beschreiten. Sein geliebtes Pankow lernt er plötzlich von einer neuen Seite kennen und es kann kaum wundern, dass aus Hannes dann Herr Schlau-Schlau wird. Doch auch Hannes muss erkennen, dass sein Leben gelebt werden sollte. Wie ihm dies gelingt? Das lest bitte selbst.
Kaum mit der Lektüre begonnen, konnte ich sie kaum aus der Hand legen, da mir die Geschichte so gut gefallen hat. Hupe begeisterte mich mit seiner Gradlinigkeit und der Berliner Schnauze. Mit ihm erlebt Hannes so manches Abenteuer in dem Berliner Viertel. Mit Hannes hatte ich am Anfang so manche Probleme, denn was soll ich von einem Mann halten, der schon erwachsen zur Welt kam und sein Leben in festgefahrenen Gleisen fristet. Er hat sich zum Glück auf positive Art weiterentwickelt und ich habe die Veränderungen voller Freude miterlebt. Die Protagonisten wurden authentisch und liebenswert aufgebaut, auch die in den Nebenrollen. So konnte ich mich in sie hineinversetzen und sie verstehen. Locker und teilweise nebenbei fließen Themen wie Freundschaft, Veränderung, Selbstvertrauen und Selbstverwirklichung in die Handlung ein. Mit Hupe und Hannes prallen völlig verschiedenen Charaktere aufeinander und wie sie damit umgehen macht sie noch sympathischer.
Ich habe oft geschmunzelt und die Lektüre versüßte mir den grauen November.
Von mir eine absolute Leseempfehlung.