Cover-Bild „… hinter den Dingen …“
30,80
inkl. MwSt
  • Verlag: Shaker
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 142
  • Ersterscheinung: 20.04.2012
  • ISBN: 9783844009071
Johannes Reitinger

„… hinter den Dingen …“

Exemplarische Beiträge zur Naturwissenschaftsdidaktik
Albert Einstein erinnert sich auf folgende Weise an eine Kindheitserfahrung: „Ein Wunder solcher Art erlebte ich als Kind von vier oder fünf Jahren, als mir mein Vater einen Kompass zeigte. Dass diese Nadel in so bestimmter Weise sich benahm, passt so gar nicht in die Art des Geschehens hinein, die in der unbewussten Begriffswelt Platz finden konnte. Ich erinnere mich noch jetzt – oder glaube mich zu erinnern –, dass dieses Erlebnis tiefen und bleibenden Eindruck auf mich gemacht hat. Da musste etwas hinter den Dingen sein, das tief verborgen war.“(1)
Einstein assoziiert im Zusammenhang mit einer kindlichen naturwissenschaftlichen Erinnerung das Verborgene. Er weist damit einmal mehr darauf hin, dass die Naturwissenschaft alles andere als eine entlarvte oder gar abgeschlossene Disziplin ist. Vielmehr ist die Naturwissenschaft ein vom Entdeckergeist getriebenes Handeln im Bewusstsein, dass es noch viel zu entdecken gibt und dass dabei das eine oder andere wohl offen oder ungelöst bleiben wird. Der Weg ist das Ziel.
Die naturwissenschaftliche Didaktik nimmt sich unter anderem vor, diese Leidenschaft des Entdeckens zu unterstützen. Nicht selten aber bleibt der erhoffte Enthusiasmus bei den Adressatinnen und Adressaten aus.
Hier tritt die Frage auf, welche Prinzipien ein authentisches und zugleich positiv empfundenes Zusammenfinden des Individuums mit dem Inhalt bzw. der Handlung erfolgreich fördern können? Prinzipien wie Fremdsteuerung, die starre Aneinanderreihung curricularer Inhalte, Stundentaktrhythmen, vom persönlichen Erfahrungsbereich losgelöste Inhalte, Machtbeziehungsdenken usw. lösen diesen Anspruch wohl nicht ein, obwohl sie wahrscheinlich im Unterrichtsalltag nach wie vor präsent sind.
Die an den Lernenden orientierte Didaktik bringt andere Prinzipien in die Diskussion authentischen, intrinsisch motivierten Lernens ein. Vertrauen, Selbstbestimmung, Veranschaulichung und Individualisierung sind nur einige davon. Diesen Prinzipien widmet sich dieses Buch, in der Hoffnung einen kleinen Beitrag für eine leidenschaftlichere und zugleich erfolgreichere Schule zu leisten.

(1) Originaltexte zit. nach Wagenschein (2003). Kinder auf dem Wege zur Physik. Weinheim, S. 31.

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