Ein hervorragender Roman
„Lange bevor wir herausfanden, dass er zwei Kinder mit zwei verschiedenen Frauen gezeugt hatte, einer in Drimoleague und einer in Clonakilty, stand Father James Monroe vor dem Altar der Kirche Unserer ...
„Lange bevor wir herausfanden, dass er zwei Kinder mit zwei verschiedenen Frauen gezeugt hatte, einer in Drimoleague und einer in Clonakilty, stand Father James Monroe vor dem Altar der Kirche Unserer Lieben Frau, Stern des Meeres, der Gemeinde Goleen in West Cork und brandmarkte meine Mutter als Hure.“
Dies war mein erstes Buch von John Boyne und ich muss sagen, es ist ein Meisterwerk. Der englische Titel, „The Heart's Invisible Furies“ passt viel besser finde ich, jedoch wäre es wohl schwer, diesen auf Deutsch zu übersetzen. So ist der Titel der Name unseres Protagonisten, Cyril Avery.
Cyril wird in den 1940er Jahren als uneheliches Kind in die erzkonservative irische Gesellschaft geboren. Seine Mutter gibt ihn zur Adoption frei, und er wird von einem exzentrischen Dubliner Ehepaar adoptiert. Wie er später sagt, hätte er es dort schlechter haben können, immerhin wurde er nie geschlagen und hatte stets genug zu Essen und ein Dach über dem Kopf. Dennoch sind seine Adoptiveltern nicht besonders warm oder herzlich, und auch nicht besonders involviert in seinem Leben, und lassen keine Chance aus, um zu betonen, dass er „nicht ein echter Avery“ sei. Früh merkt er, dass er homosexuell ist – und entwickelt schließlich Gefühle für seinen besten Kindheitsfreund. Doch in der ultrakonservativen irischen Gesellschaft ist Homosexualität verboten, er muss seine Gefühle verstecken und wird deshalb verfolgt. Nach vielen schlimmen Erfahrungen verlässt er schließlich Irland und geht nach Amsterdam, wo er Akzeptanz erlebt. Von dort geht er nach New York und Jahre später zurück nach Irland – stets auf der Suche nach dem Glück. Schön fand ich, dass er seine leibliche Mutter schlussendlich noch kennenlernt und das ganze ein versöhnliches Ende nimmt.
Boyne erzählt uns Cyrils gesamte Lebensgeschichte, von der Geburt, dem Aufwachsen in der Pflegefamilie, dann im Internat und schlussendlich in der großen weiten Welt, bevor er schließlich nach Irland zurück kommt und dort sein Glück findet. Das Buch ist wunderschön geschrieben. Trotz aller Tragik und vielen Todesfällen findet Boyne immer wieder Möglichkeiten, Sarkasmus und Humor in die Geschichte einzubauen, sodass er es schaffte, mich sowohl zum Lachen als auch zum Weinen zu Bringen. Die Geschichte ist ausgezeichnet erzählt, und ich wollte das Buch kaum weglegen. Ein hervorragender Roman, welchen ich gerne weiterempfehle.